Zunehmende Leerstände bei Einzelhandelsimmobilien - Beratung schafft Abhilfe

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Gernot Helmers

Gernot Helmers

In vielen Klein- und Mittelstädten stirbt der traditionelle Fach-Einzelhandel - Citylagen verkommen zu Discount- und Leerstandswüsten. Erfolgversprechende generelle Gegenmaßnahmen gibt es nicht. Vielmehr müssen derartige Strategien individuell erarbeitet werden. Über die Vermarktung von Einzelhandels-Immobilien sprach Gernot Helmers, Düsseldorfer Niederlassungsleiter der internationalen Immobilienberatung Cushman & Wakefield Healey & Baker im Rahmen der Vortragsreihe "Immobilienmarketing und Maklerwesen". Diese Reihe wurde zum 3. Mal von Prof. Stephan Kippes von der Fachhochschule Nürtingen veranstaltet.

"Ein tragfähiges Konzept für 1b-Lagen würde eine riesige Marktlücke schließen", behauptet Gernot Helmers, als Partner bundesweit zuständig für die Bereiche Entwicklung sowie An- und Verkauf von Einzelhandelsimmobilien. Doch leider gibt es keine überall gleichermaßen greifenden Patentrezepte. Es wird wichtiger denn je, mit Beratungsprofis individuelle Standortbezogene Strategien zu entwickeln, denn der Einzelhandel darbt.
Nach den Erwartungen des statistischen Bundesamts liegt das Umsatzwachstum in diesem Jahr bei einem halben Prozent. Seit 1993 ist der Umsatzzuwachs im Einzelhandel inflationsbereinigt fast gleich Null. Dem gegenüber steht ein Flächenwachstum von ca. 2% pro Jahr, so dass man inzwischen von einer "Kannibalisierung" von Einzelhandelsumsätzen spricht. Der Trend - und den bestimmen die Kunden und Verbraucher - geht entweder zu Discount-Konzepten oder zu hochwertigen Markenläden. Der klassische Fach-Einzelhändler stirbt mangels Perspektive und Nachfolger langsam aus. Besonders betroffen sind die sogenannten 1b-Lagen der Großstädte, Stadtteillagen, sowie Kleinstädte und Gemeinden.
Sprach man bisher über die Verödung der Innenstädte in den Abendstunden und am Wochenende so droht nach Ansicht Helmers jetzt ein Dauerzustand. Beispiele hierfür gibt es in Deutschland inzwischen leider genug. Der Standort verliert an Attraktivität und letztendlich sind auch die Vermieter und die Gemeinden durch fehlende Miet-, Steuereinnahmen und Arbeitsplätze betroffen.
Der Standort ist für die Händler von existentieller Bedeutung: "Wenn die wichtigsten Standortfaktoren wie Lage, Frequenz, Umfeld und Erreichbarkeit nicht mehr stimmen, ist der Einzelhändler zum Scheitern verurteilt", sagt der Experte. Die Kunden wollten heute möglichst günstig, schnell und komplett versorgt werden. Dementsprechend gehe auch der Trend zu Einkaufs- und Fachmarktzentren sowie der überwältigenden Auswahl der Großstädte.
Mit einer einfachen Idee oder Beratung kann hier keine Abhilfe geschaffen werden. Die Verantwortlichen - Städte, Kommunen, Eigentümer und Einzelhändler - müssen gemeinsam handeln. Zur Zeit eine Vision, in der Regel redet man kaum miteinander.
Ein sehr wichtiger Punkt ist die Parkplatzsituation. Hier müssten insbesondere die Kommunen ihren Teil beitragen, um die entsprechende Infrastruktur zu schaffen. Wer Verkehrsflüsse in Innenstädten künstlich hemmt, das Parkplatzangebot einschränkt und verteuert und gleichzeitig das Center an der Hauptverkehrsader auf der grünen Wiese vor der Stadt genehmigt, braucht sich über das Ergebnis nicht zu wundern. Ein aktives City-Marketing inklusive Veranstaltungen und der Ausnutzung der bestehenden Öffnungszeiten/ Sonderöffnungen ist in deutschen Städten ebenfalls eher die Ausnahme - ein immenser Wettbewerbsvorteile für Einkaufszentren. Häufige Gründe für das scheitern positiver Ideen und Ansätze sind derzeit noch fehlende Einsicht und Gemeinschaftssinn. Die Entwicklung zwingt hoffentlich zum Umdenken bevor es zu spät ist.