Zukunft der Nato

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In Zusammenarbeit mit der Deutschen Atlantischen Gesellschaft e. V. fand am 22. Oktober 2002 an der Fachhochschule Nürtingen am Standort Geislingen ein Vortrag über die Zukunft der NATO statt. Prorektor Prof. Dr. Werner Ziegler begrüßte Herrn Michael Rühle, Leiter des Referats Politische Planung und Reden in der politischen Abteilung der NATO in Brüssel, und die zahlreichen Besucher, die den "Raum für neue Erkenntnisse" füllten.("Raum für neue Erkenntnisse ist die Bezeichnung eines großen Hörsaals im Eduard-Mändle-Haus.) Rühle schilderte mit Insiderwissen und diplomatischem Charme den Status quo und die Strategien der NATO.

Da die Zeit des kalten Krieges abgelaufen ist, stellt sich die Frage: Wollen die Verbündeten Amerikaner und Europäer überhaupt weiterhin zusammenarbeiten? Wo und wie? Es bietet sich ein neues Aufgabengebiet. Durch den Terroranschlag am 11.9.2001 auf die USA und den weltweit wachsenden Terrorismus muss der Weltfrieden gesichert werden. Dieser Herausforderung muss sich die NATO stellen! Der Megaterrorismus kennt keine geographischen Grenzen. Daraus ergibt sich für die NATO ein neuer Aktionsradius über Europa hinaus.
Wie die Nato weiterhin zusammenarbeiten will und soll, sei zwar noch offen, sicher aber ist, dass die USA trotz eines riesigen Vorsprungs in der Rüstung und Ausstattung des Militärs nicht alleine agieren können. Damit Deutschland bei NATO-Operationen aber weiterhin mithalten kann, muss die Bundeswehr in vieler Hinsicht reformiert werden. Auch die Zusammenarbeit auf EU-Ebene sollte verbessert werden, um effektiver zu kooperieren und Kosten einzusparen.
Die politische Zukunft der NATO, auch als Wertegemeinschaft, hängt von den Fähigkeiten der einzelnen Mitgliedsstaaten ab und wie sich diese auf die neuen Fragen und Probleme einstellen. So müssen zum Beispiel bei der Katastrophenplanung auch der Einsatz von Massenvernichtungsmittel einbezogen und bei der geheimdienstlichen Zusammenarbeit neue Wege gesucht werden, da beim Terrorismus der Feind auch im eigenen Land sitzen kann. Und für Partner, die nicht Mitglied der NATO sind, mit denen die Nato aber zusammenarbeiten will. müssen Integrationskonzepte erstellt werden. Auch wachse die Nato. So könnten es schon in einem Monat beim Prager Gipfel bis zu 26 Mitgliedsstaaten werden. Die Effizienz, so Rühle, werde dadurch aber nicht in Frage gestellt, es sei viel wichtiger, Kompromisse zu schließen und den Konsens zu suchen. Auch könnten neue Modelle entwickelt werden um Operationen durchzuführen.
Bei der Nato herrscht Reformbedarf. Sie hat zur Zeit 467 Ausschüsse. Diese Zahl muss reduziert werden. Am wichtigsten jedoch ist die Aufhebung der alten Trennung zwischen Ost und West.
Rühle sieht die NATO auf dem besten Weg in die Zukunft und schloss seinen Vortrag mit den Worten Henry Kissingers zum 11.09.2001: "Das war eine Tragödie, daraus müssen wir eine Herausforderung machen".