Vielfältige Bausteine zum Erfolg

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Immobilienkongress / Spannenden Bogen geschlagen
Geislingen (ab). Dass Erfolg in der Regel viele Väter hat, ist nichts Neues. Welche Bausteine in der Immobilienwirtschaft den Erfolg bringen, konnten die Zuhörer beim Immobilienkongress der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in der Jahnhalle in Geislingen erfahren. Dabei stellten sich ganz spannende Verknüpfungen heraus.

Mit einer Premiere startete der diesjährige Immobilienkongress der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Erstmals sprach der Vorstandsvorsitzende des größten Arbeitgebers am Ort vor einem immobilienwirtschaftlichen Fachpublikum. WMF-Chef Thorsten Klapproth eröffnete den Kongress mit dem Titel „Bausteine zum Erfolg“ mit einem leidenschaftlichen Plädoyer zur Markeninszenierung. „Produkte können alle, wir müssen den Verkaufspunkt zum Erlebnis machen.“ Die WMF, die mit 170 Filialen 113 Millionen Euro Umsatz macht, setzt auf die Gestaltung der Immobilien. „Wir müssen so attraktiv sein, dass der Kunde einfach hinein muss.“ Die farbliche Gestaltung, Licht, die Einrichtung, selbst der Neigungswinkel der Auslagen werde dabei unter die Lupe genommen. Für Klapproth zählen dabei am Ende die wirtschaftlichen Zahlen: „Wir tun alles dafür, um die Fläche so produktiv zu machen, wie es geht.“
Der nächste Referent, Martin Lake, von der London South Bank University, mit der die HfWU seit rund fünf Jahren eine Kooperation unterhält, erläuterte den Londoner Immobilienmarkt. Dieser 20 Millionen Quadratmeter große Markt sei unter dem Blickwinkel der Entwicklung der britischen Wirtschaft seit den späten 1960er Jahren zu betrachten. Die Rendite auf dem Gewerbeimmobilienmarkt sei nach Berücksichtigung der Inflationsrate seit Mitte der 90er Jahre abgeflacht. Zudem seien die Mietverträge von einst 25 Jahren Laufzeit in Phasen von sechs Jahren übergegangen. Ende der 1990er Jahre habe die attraktive Rendite des Immobilienmarktes und das gesunkene Zinsniveau eine Investitionswelle ausgelöst. Auch wenn im laufenden Jahr bereits sechs Milliarden englische Pfund investiert wurden, ist sich Lake unsicher: „London ist ein großer Markt, der in viele Richtungen wächst, aber ich weiß nicht, wohin.“
Über Kostenreduzierungen bei gleichzeitiger Qualitätssteigerung referierten Dr. Peter Schaffner und Andreas Beckmann von der Aareal Bank. Ihr Augenmerk gilt dem Zahlungsverkehr von Immobilienunternehmen. Eine Optimierung der Prozessabläufe insbesondere bei nicht reibungslos funktionierenden Zahlungsvorgängen aufgrund mangelnder Kontodeckung oder falscher Zahlungsangaben streben sie durch automatisierte Abläufe mit virtuellen Kontonummern an. Allerdings sei der Optimierungskampf im Bankgewerbe durchaus distanziert zu betrachten – häufig werde der Kunde dabei übersehen.
Über die Frage, inwiefern sich die Unternehmensgröße von Immobilienunternehmen auf den wirtschaftlichen Erfolg auswirke, plädierte Wolfgang Fink, der Vorsitzende der Geschäftsführung der Allianz Immobilien GmbH, an die kleineren Unternehmen, sich auf ihre Stärken zu besinnen und sich ihre Nische zu suchen. Das auf globalen Märkten große Unternehmen mit dem entsprechenden Know-How und internationalen Kontakten Vorteile haben, sei nicht von der Hand zu weisen, doch auf den lokalen Märkten seien die Großen zu behäbig. Kleinere Unternehmen könnten hier ihren Ertrag einfahren. Fink, mit rund 16 Milliarden verwaltetem Immobilienvermögen einer der ganz Großen der Branche, sieht in der Größe kein Allheilmittel. „Was das Kundenmanagement betrifft, das lebt der kleine Unternehmer vor, da müssen die Großen noch lernen.“ Er sieht den Grund des unternehmerischen Scheiterns im Auseinanderklaffen der eigenen Ressourcen und der Zielsetzung, denn „viele Große haben sich bisher überschätzt.“
Am Ende machte Manfred Diebitz, Marketing- und Vertriebsdirektor der Schleupen AG, deutlich, wie das Energiewirtschaftsgesetz und die liberalisierten Energiemärkte die Immobilienbranche betreffen. Rund 50 Millionen Zähler für Strom, Gas und Wasser in Deutschland werden von derzeit 3000 (prüfen) Unternehmen, mehrheitlich mit kommunaler Beteiligung, abgelesen. Aufgrund der gesetzlichen Vorgaben und dem strengen Regulierungsfahrplan zur rechtlichen Entflechtung der Organisationseinheiten der Energieunternehmen werden viele davon vom Markt verschwinden. Energie-Contracting könnte zwar eine zunehmende Möglichkeit werden, dennoch ist sich Diebitz sicher, dass wir weitere Preissteigerungen im Energiebereich hinnehmen müssen. Prof. Dr. Hansjörg Bach, Dekan und Studiengangleiter Immobilienwirtschaft der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen, führte in seinem Schlusswort Energie- und Immobilienmarkt wieder zusammen. Denn was den Privatmann trifft, trifft den Betreiber von Gewerbeimmobilien, bei denen die Stromlieferungen einen riesigen Faktor ausmachen, umso härter. Gerade dann, wenn es um die Bausteine zum Erfolg geht.
Andreas Bulling, 23.11.2005