Syrer in Schwaben

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Großstadtkultur trifft schwäbischen Pragmatismus: Studierende aus Damaskus und Aleppo zu Besuch an der HfWU (in der Mitte vorne HfWU-Rektor Prof. Dr. Werner Ziegler, 2.v.l. Projektleiter Prof. Dr. Siegfried Gaß).

- Syrische Architekturstudierende zu Besuch an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt -

NÜRTINGEN. (hfwu) Zum dritten Mal waren jetzt syrische Studierende an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen zu Besuch. Im Mittelpunkt stand der fachliche Austausch der Stadtplaner, aber auch der Dialog zwischen den Kulturen in Zeiten des Umbruchs.

Die Vorbereitungen des diesjährigen Besuchs der Damaszener Architekturstudenten in Nürtingen waren begleitet von sich überschlagenden Nachrichten aus Syrien. Umso größer war die Freude als Rektor Prof. Dr. Werner Ziegler jetzt zum dritten Mal eine Gruppe von 23 Studierenden und fünf Lehrkräften der Universitäten von Damaskus und Aleppo an der HfWU begrüßen konnte. Die Gäste aus Syrien arbeiten zusammen mit Studierenden des Bachelor-Studiengangs Stadtplanung zum Thema „Alte Ziegelei Frickenhausen“. Dabei werden exemplarisch Umnutzungsideen für eine Industriebrache entwickelt, wobei der Aspekt der landschaftlichen Einbindung besonders wichtig ist.

Die Umnutzung industrieller Strukturen ist ein Thema, das beide Länder betrifft. Umso wichtiger ist der kulturelle und fachliche Austausch durch die Entwicklung eines gemeinsamen Lösungsvorschlags für das Beispiel in Frickenhausen. Besonders vorteilhaft ergänzen sich dabei die strukturellen Kompetenzen der Nürtinger mit den Entwurfsfertigkeiten der Syrer. Und nicht zuletzt befördert das Zusammentreffen verschiedener Planungskulturen erfahrungsgemäß ungewöhnliche Ergebnisse – mit dem Austausch trifft die Geisteswelt der altehrwürdigen Millionenstädte Damaskus und Aleppo auf gut schwäbischen Pragmatismus.

Im Anschluss an den Aufenthalt an der HfWU unternimmt die gesamte Gruppe eine Fachexkursion nach Nordrhein-Westfahlen unternehmen. Köln, das Ruhrgebiet und das Rheintal stehen auf dem Programm. Mit Zielen im Ruhrgebiet wie dem Landschaftspark Duisburg-Nord, dem Gasometer Oberhausen und der Zeche Zollverein soll gezeigt werden, wie eine gelungene Umnutzung ehemaliger Industrieanlagen aussehen kann. Dabei ist vor allem die Integration von ökologischen, ökonomischen und kulturellen Aspekten beispielhaft. Zudem stehen mit dem Kölner Dom und dem Oberen Mittelrheintal auch klassische deutsche Sehenswürdigkeiten auf dem Programm, denn der Austausch hat zum Ziel, den fachlichen mit dem kulturellen Dialog zu verbinden.

Die Begegnung ist ein Gegenbesuch von syrischer Seite nachdem bereits eine Exkursionsgruppe des Studiengangs Stadtplanung im März dieses Jahres nach Damaskus gereist war. Der Austausch findet im Rahmen des „Deutsch-Arabisch/Iranischen Hochschuldialogs“ statt, der vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) finanziert wird. Ziel dieses Programms ist zum einen die Förderung des kulturellen Austauschs, zum anderen der Aufbau langfristiger Kooperationen mit Hochschulen der arabischen Welt. Zentrales Thema des dreijährigen Projektes, das von Professor Siegfried Gaß geleitet wird, ist der Vergleich der orientalischen mit der europäischen Stadt.