Geislingen/Stuttgart. Methoden wie SWOT-Analyse, Portfolio-Analyse, Produkt-Markt-Matrix oder Balanced Scorecard zählen zum Standardrepertoire der strategischen Unternehmensführung. Doch wie konsequent werden sie in Wohnungsgenossenschaften tatsächlich eingesetzt? Und welche Faktoren bestimmen, ob Vorstände eher formal analysieren oder pragmatisch entscheiden?
Diesen Fragen widmet sich Katharina Schaible, Absolventin des Bachelorstudiengangs Immobilienwirtschaft und des Masterstudiengangs Unternehmensführung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Für ihre Masterarbeit „Strategisches Management oder Intuition: Eine Analyse der Anwendung, Methoden und Einflussfaktoren des strategischen Managements in Wohnungsgenossenschaften“ wurde sie mit dem diesjährigen Preis des Instituts für Kooperationswesen ausgezeichnet. Das Institut für Kooperationswesen (IfK) ist eine wissenschaftliche Einrichtung an der HfWU, die seit 20 Jahren praxisorientierte Genossenschaftsforschung betreibt. Der mit 1.000 Euro dotierte IfK-Preis wird einmal pro akademischem Jahr für herausragende Leistungen von Studierenden im Fach Kooperationswesen verliehen. Gestiftet wird er von vier Stuttgarter Wohnungsgenossenschaften: der BGC Baugenossenschaft Bad Cannstatt eG, der Baugenossenschaft Feuerbach-Weilimdorf eG, der Baugenossenschaft Gartenstadt Luginsland eG und der GWF Wohnungsgenossenschaft eG, die alle dem Institutsbeirat des IfK angehören.
Die Ergebnisse der Arbeit von Katharina Schaible, die auf zahlreichen Experteninterviews basiert, zeichnen ein differenziertes Bild: Die Instrumente des strategischen Managements sind in der Praxis durchaus verankert – ihre Anwendung erfolgt jedoch häufig informell und punktuell. Eine zentrale Rolle spielt in vielen Genossenschaften der Erfahrungsschatz der handelnden Personen, der nicht selten klassische Analyseverfahren ergänzt oder ersetzt. „Dies unterstreicht die Bedeutung eines systematischen Wissensmanagements“, so Institutsleiter und Preisinitiator Professor Markus Mändle in seiner Laudatio. Er lobte die hohe methodische Präzision des Forschungsdesigns sowie den praxisnahen Erkenntnisgewinn: „Die Arbeit verdeutlicht zugleich, dass weiterer Forschungsbedarf besteht. Spannend bleibt vor allem die Frage, ob Genossenschaften, die strategische Instrumente bewusst einsetzen, langfristig zu besseren Entscheidungen gelangen.“ Beruflich ist die Preisträgerin bereits als Verbandsprüferin beim Verband baden-württembergischer Wohnungs- und Immobilienunternehmen (vbw) tätig und möchte sich auch weiterhin mit diesem Thema befassen.