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- HfWU entwickelt Solardach-Portal -

Wer künftig wissen will, ob das eigene Hausdach für Solartechnik geeignet ist, findet im neuen „Solardachinfo-Nürtingen“ die Antwort. Der neue Internet Auftritt wird von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) entwickelt und von der Stadt Nürtingen und der Stiftung ÖKOWATT Nürtingen finanziert. Auf der Web-Seite liefert eine interaktive Karte Daten für die einzelnen Gebäude und dafür ob sie für Solarthermie oder Photovoltaik geeignet sind. Zusätzlich stehen auf der Homepage der Stadt wichtige Hintergrundinformationen zum Thema Solarenergie.

Die Stadt Nürtingen und die Stiftung Ökowatt als Auftraggeber des Projekts wollen die Nutzung regenerativer Energien voranzutreiben und den Verbrauch fossiler Energieträger senken. Dies ist ein lokaler Beitrag, um die Umwelt- und Klimaschutzziele von Bund und Land zu erreichen. Entsprechende Gesetze sorgen dafür, dass Gebäudeeigentümer in der Pflicht sind, regenerative Energien stärker zu nutzen. Sei es bei der Wärmegewinnung oder bei der Stromerzeugung. So will der Bund bis zum Jahr 2020 die Stromversorgung durch erneuerbare Energien mit dem gleichnamigen Gesetz auf dreißig Prozent erhöhen. Dieser Anteil liegt derzeit bei rund 17 Prozent, hauptsächlich aus Biomasse, Wind- und Wasserkraft. Aus Sonnenlicht wird dagegen weniger als ein Prozent des Stroms erzeugt. Tatsächlich liegt das Potenzial weitaus höher.

Gebäudeeigentümer finden im „Solardachinfo-Nürtingen“ unabhängige und neutrale Informationen darüber, wie mit dem eigenen Dach Energie aus der Sonne gewonnen werden kann. Stadt und Stiftung wollen auch einen Anreiz schaffen, regenerative Energien zu nutzen. Die Berechnungen wurden mit Laserscannerdaten des Landesamtes für Geoinformation und Landentwicklung Baden Württemberg aus den Jahren 2000 bis 2003 durchgeführt. Aus diesen errechneten die Wissenschaftler der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt digitale Geländemodelle, die annähernd die Dachflächen abbilden. Der Datenschutz steht bei dem Projekt an oberster Stelle: Jeder Eigentümer hat das Recht, der Veröffentlichung der Potenzialdaten seines Gebäudes zu widersprechen. Wer dies vor der Erstveröffentlichung im April wünscht, sollte sich schriftlich unter Angabe von Straße, Hausnummer und Flurstücksnummer des betreffenden Gebäudes bis zum 31. März an das Stadtplanungsamt wenden.

Nicht jedes Dach eignet sich als Standort für eine Solaranlage. Was zählt sind die Dachneigung, die Dachausrichtung, der Verschattungsgrad sowie die Flächengröße des Daches. Für die solare Stromerzeugung gilt ein schattenfreies Dach mit einer Neigung von 32° bei exakter Südausrichtung als optimal. Dann lassen sich im Idealfall laut Deutschem Wetterdienstes jährlich rund 1250 Kilowattstunden Strom pro Quadratmeter erzeugen. Je stärker der Verschattungsgrad oder die Abweichung von diesen Idealwerten ist, desto geringer wird die „Stromernte“. Mit neuen technischen Lösungen lassen sich inzwischen auch weniger gut geeignete Flächen für die Solarenergie nutzen. Entscheidend dafür ist die sogenannte „Einstrahlungsmenge“ des Sonnenlichts. Flächen mit 70-80 % Einstrahlungsmenge gelten als geeignet, Flächen mit 81-90 % als gut geeignet und Flächen mit 91-100 % als sehr gut geeignet. Dächer mit weniger als 70% Einstrahlungsmenge sind für die Solartechnik nicht geeignet. Soll die Anlage wirtschaftlich arbeiten, müssen 20 m² Modulfläche zur Stromerzeugung und 5 m² Modulfläche zur Warmwasserbereitung zur Verfügung stehen. Ob und wie ein Gebäudedach für Solartechnik in Frage kommt, kann über die neue Web-Seite herausgefunden werden.

Die Vorgaben der Gesetzgeber sind eine Seite der Medaille. Den Initiatoren geht es jedoch auch darum, mit der solaren Strom- oder Wärmeproduktion den Kohlendioxid Ausstoß zu senken. Einschließlich ihrer Herstellung entstehen bei der Produktion einer Kilowattstunde Strom mit polykristallinen Solarzellen cirka 100g CO2. Einfacher gebaute Dünnschichtmodule senken diesen Wert nochmals deutlich. Dagegen meldet das Umweltbundesamt, dass in Deutschland im Jahr 2007 für die Erzeugung einer Kilowattstunde Strom durchschnittlich 624g CO2 freigesetzt wurden.

 Ganz fehlerfrei arbeitet das automatische Berechnungsverfahren nicht. Mögliche Fehlerquellen liegen im Alter der Daten und der unterschiedlichen Verteilung der verwendeten Laserscannerdaten. Aus diesem Grund liegen für zehn Prozent der Nürtinger Gebäude keine Berechnungen vor. Auch kleine und komplex aufgebaute Dachflächen bereiteten Schwierigkeiten, das Solarpotenzial zu berechnen. In der Bearbeitungsphase wurden diese Fehlerquellen soweit als möglich minimiert. Die Verantwortlichen können aber nicht garantieren, dass die Daten vollständig, richtig und aktuell sind. Das Informationsangebot ist als Orientierungshilfe zu verstehen. Wer sich für die Anschaffung einer Solaranlage entscheidet, muss die Planung auf jeden Fall mit einem Fachmann besprechen. Als Ansprechpartner bieten sich die Stiftung Ökowatt oder das Energieberatungszentrum der Stadt an. Detaillierte Informationen zu der Solarpotenzialkarte, zur Berechnung des Eignungspotenzials sowie zur Vorgehensweise bei der Planung einer Anlage, gibt es ab April auf der Homepage der Stadt Nürtingen www.solardachinfo.de.