In den vergangenen zehn Jahren hat die Analyse der Immobilienmärkte einen Quantensprung vollzogen, sagt Dr. Thomas Beyerle, Head of Global Research bei Aberdeen Immobilienkapitalanlagegesellschaft mbH. Das sichtbarste Zeugnis sind die vielfältigen Transparenzaktivitäten und Marktstandards, welche die zunehmende Kapitalmarktorientierung gefordert hat. Im Zuge der erhöhten Transparenz und verringerten Marktrisiken wird es notwendig, über den geographischen Tellerrand des Prime-Segmentes zu schauen, denn dieses macht nur drei bis fünf Prozent des Marktes aus, wodurch ein Großteil der Immobilien in den meisten öffentlich verfügbaren Analysen nur unzureichend erfasst ist.
Dabei sind auch andere Immobilieninvestitionen lukrativ. Das zeigt sich beispielsweise an der Tatsache, dass vor allem sicherheitsorientierte Investoren – wie z. B. offene Immobilienfonds – auch abseits der Prime-Lagen investiert haben, um bei möglichst geringem Risiko attraktive Renditen und positive Marktentwicklungen erzielen zu können. Aber nicht jede beliebige Lage- und Objektqualität ist als Investitionsziel geeignet. Ein Ziel der Darstellung und Definition von Lagekategorien und -charakteristika muss somit in der Transparenz des Investitionsverhaltens liegen.
Die Marktgegebenheiten sind jedoch schwierig abzuschätzen: stagnierende Vermietungsmärkte, Mobilitätsanforderungen sowie kürzere Lebenszyklen sind nur einige Bausteine auf der Suche nach nachhaltigen Kriterien. Die bisher funktionale Trennung der städtischen Nutzungsarten löst sich zunehmend auf und wird in den kommenden Jahren eine stärkere räumliche Durchmischung erleben. Investoren werden diesen Prozess mehr denn je treiben – denn sie sehen die Wertchancen außerhalb der „Prime Lagen“ wahrscheinlich früher als die aktuellen Nutzer. Die klassischen Bodenpreispyramiden wird in den Darstellungsformen von Investoren wieder eine neue Wertschätzung erfahren. Wieder einmal gibt folglich der Kapitalmarkt das Veränderungstempo vor.