Nachhaltige Kompostverwertung in der Landwirtschaft

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- Workshop an der Universität Hohenheim zu Ergebnissen eines dreijährigen Verbund-Forschungsprojektes der Deutschen Bundesstiftung Umwelt –
In einer umfassenden Forschungsarbeit haben die Projektpartner Gütegemeinschaft Kompost Region Süd e.V. (Leonberg), Landwirtschaftliche Untersuchungs- und Forschungsanstalt Augustenberg (Karlsruhe), Institut für Agrarpolitik der Universität Hohenheim (Stuttgart) und Fachhochschule Nürtingen alle offenen Fragen der landwirtschaftlichen Kompostverwertung, von den naturwissenschaftlichen Grundlagen über den ökonomischen Nutzen bis hin zu geeigneten Marketingstrategien bearbeitet. Der wesentliche Vorzug des Projektes besteht in der objektiven Abwägung aller Vorteilswirkungen und möglichen Risiken, die konsequent unter realen Praxisbedingungen, d.h. auf Produktionsflächen beteiligter Landwirte, geprüft wurden. Die praxistauglichen Ergebnisse zeigen, dass gütegesicherte Komposte bei Anwendung nach „Regeln guter fachlicher Praxis“ umweltgerecht einsetzbar sind und zudem messbare Vorteile für Düngung und Bodenverbesserung bringen, d.h. damit entsprechende Ressourcen schonen. Der ökonomische Nutzen ist vor allem in Marktfruchtbetrieben erheblich. Mit geeigneten Marketingstrategien können diese Vorteilswirkungen kostengünstig und volkswirtschaftlich sinnvoll umgesetzt werden.

Am 13.11.2003 wird das Abschlussergebnis dieses von der Deutschen Bundesstiftung Umwelt (DBU) geförderten Verbund-Forschungsprojektes zur Verwertung von gütegesicherten Komposten im landwirtschaftlichen Pflanzenbau im Euroforum der Universität Hohenheim einer breiten Fachöffentlichkeit vorgestellt. Aufbauend auf mehrjährigen Kompost-Dauerversuchen, die auf Praxisflächen in sechs Regionen Baden-Württembergs mit typischen Bodenarten angelegt worden waren, konnte im 1. Teilprojekt herausgearbeitet werden, dass pflanzenbaulich geeignete Kompostgaben von jährlich 6 - 7 t/ha Trockenmasse die Humusversorgung sowie den pH-Wert der Böden stabilisieren und die Versorgung mit Phosphor, Kalium und Magnesium gewährleisten, d.h. entsprechende Ressourcen an organischer Substanz, Kalk und Grunddüngern komplett eingespart werden können. Mittel- und langfristig noch wichtiger ist jedoch - das belegen die Projektergebnisse - die positive Wirkung von Kompostgaben auf bodenphysikalische und -biologische Eigenschaften, wie die Stabilität der Bodenaggregate, den Wasserhaushalt und die mikrobiologische Aktivität. Als Summe aller Vorteilswirkungen konnte eine deutliche Erhöhung der Bodenfruchtbarkeit festgestellt werden, die sich vor allem in stabileren Erträgen widerspiegelte.
Eine umfangreiche Auswertung der Praxisversuche zeigt, dass die möglichen Risiken der Kompostanwendung bei Einhaltung aller „Regeln guter fachlicher Praxis“ tolerierbar und kalkulierbar sind. Die befürchtete Anreicherung der Böden mit Schwermetallen lässt sich verhindern, wenn Komposte die aktuellen gesetzlichen Grenzwerte unterschreiten und zudem in pflanzenbaulich geeigneten, in der Regel niedrigen Gaben, die eine ausgeglichene Nährstoffbilanz gewährleisten, eingesetzt werden. Zufuhren an Kupfer und Zink sind nicht von Nachteil, weil beide Schwermetalle als essenzielle Spurennährstoffe von den Pflanzen zwingend zur Ernährung benötigt werden, vor allem auf Böden mit unzureichender Versorgung. Trotzdem bleibt es erklärtes Ziel, mit Hilfe der erarbeiteten Anwendungsregeln zu gewährleisten, dass der Schwermetallstatus der Böden durch regelmäßige Kompostgaben langfristig nicht verschlechtert wird. Die N-Mineralisation der organischen Kompostsubstanz verläuft erheblich langsamer als angenommen. Kurzzeitig erhöhte, ökologisch bedenkliche lösliche N-Anteile im Boden sind deshalb nicht zu befürchten. Durch Senkung der N-Ergänzungsdüngung um 10 - 15 % kann zudem gewährleistet werden, dass eine unzulässige NAuswaschung in das Grundwasser zuverlässig unterbunden wird. Die Seuchen- und Phytohygiene und auch die Freiheit von auflauffähigen Unkrautsamen ist bei gütegesicherten Komposten durch die standardisierte Hygienisierung stets gewährleistet. Umfangreiche mehrjährige Bonituren der Feldversuche belegen eindeutig, dass der Unkrautbesatz der Ackerflächen - entgegen häufiger Befürchtungen - nicht erhöht wird. Der Fremdstoffanteil gütegesicherter Komposte bewegt sich derzeit im Mittel bei etwa 10 % des Grenzwertes, d.h. sie sind weitgehend frei davon. Trotzdem ist es zur Förderung der Akzeptanz der Kompostanwendung unabdingbar, den Fremdstoffanteil noch weiter zu senken, vor allem die weitgehende Freiheit von Kunststoffbestandteilen, die das optische Erscheinungsbild nach einer Kompostausbringung beeinträchtigen können, zu erreichen.
Das 2. Teilprojekt widmete sich, ausgehend von den mehrjährigen Praxisergebnissen der Feldversuche, einer umfassenden Modellierung der ökonomischen und ökologischen Auswirkungen der Kompostanwendung. Die Ergebnisse der ökonomischen Analyse, die den wirtschaftlichen Nutzen der Kompostanwendung in Abhängigkeit von Betriebstyp, Bodenart und Häufigkeit der Kompostanwendung herausarbeiten, gehen über den bisherigen Wissensstand deutlich hinaus. Danach erbringt die Kompostanwendung den höchsten Nutzen auf schweren Böden mit suboptimalen Bodenbedingungen in Marktfruchtbetrieben mit negativer Humusbilanz. Hier sind Erhöhungen der Deckungsbeiträge nach 5 - 7jähriger Kompostanwendung von jährlich 80 - 120 €/ha zu erwarten. Mit Hilfe der differenzierten Analyse ist es zukünftig möglich, eine klare, fachlich begründete Abgrenzung der sinnvollen Einsatzgebiete nach Standortbedingungen und Bewirtschaftungsweise vorzunehmen. Dem dienen auch die Ergebnisse der ökologischen Bewertung, mit der die Auswirkungen der Kompostausbringung auf die Umwelt umfassend untersucht wurden. In diese Analyse wurden neben der Schwermetallproblematik weitere Parameter, wie die Bodenerosion, die Emission klimarelevanter Gase sowie die mögliche Belastung von Grund- und Oberflächenwasser durch eine unsachgemäße Zufuhr mit Grundnährstoffen untersucht. Danach kann die Bodenerosion allein durch Kompostgaben bis zu Hangneigungen von 6 % wirksam unterbunden werden. Durch Einsparung von Düngemitteln, bei deren Produktion klimarelevante Gase emittiert werden, tragen Komposte messbar zur Emissionsminderung bei. Eine zusammenfassende Bewertung aller ökologischen Auswirkungen unterstreicht das Ergebnis der ökonomischen Analyse, nach der die Kompostanwendung vor allem in Marktfruchtbetrieben sinnvoll ist.
Ausgehend von den Ergebnissen des 1. und 2. Teilprojektes sowie von repräsentativen Befragungen der Landwirte und der Komposthersteller wurden im 3. Teilprojekt Marketingstrategien entwickelt, die die landwirtschaftliche Kompostausbringung und auch die Herausbildung realistischer Preise für den Kompost unterstützen. Kernpunkte dieser Entwicklungsarbeit sind Bausteine für ein Marketingkonzept, wie Preis-, Service-, Distributions- und Kommunikationspolitik, die sowohl für das Individualmarketing im Bereich Landwirtschaft als auch für das Gruppenmarketing im Bereich landwirtschaftliche Interessenvertreter und Öffentlichkeit geeignet sind.