Mathelust statt Mathefrust

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Sperrfrist: Veröffentlichungstermin Freitag, 13. Oktober 2006
- Tagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt –
NÜRTINGEN. (üke) Wissenschaftlerinnen, Pädagoginnen und Lehrerinnen aus ganz Deutschland treffen sich am heutigen Freitag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen. Gemeinsam wollen sie neue Wege finden, den Mathematikunterricht in den Schulen zu verbessern. Dr. Cornelia Niederdrenk Felgner, Mathematikprofessorin an der HfWU, steht jedes Semester vor demselben Problem: „Ich kann mich nicht darauf verlassen, dass die Studierenden die Mathematikgrundkenntnisse besitzen, die sie für unsere wirtschaftswissenschaftlichen Studiengänge brauchen“. Dabei gehört Mathematik zu den Schlüsselqualifikationen.

Die Nürtinger Professorin steht mit dieser Erkenntnis nicht allein. In einem Arbeitskreis der Gesellschaft für Didaktik der Mathematik, der ab heute in Nürtingen tagt, sucht sie gemeinsam mit Kolleginnen und Kollegen nach Wegen, um den Mathematikunterricht in den Schulen für Jungen und Mädchen gleichermaßen attraktiv zu gestalten. Zu dem Problem, dass deutschen Schülern vielfach grundlegende mathematische Fertigkeiten fehlen, kommt verschärfend eine Geschlechterdimension hinzu. „Leider“, so Niederdrenk-Felgner, „wird Mathematik wie Technik und Naturwissenschaften als etwas Männerspezifisches gesehen“. Mit fatalen Folgen: Anstatt Mädchen den Weg in diese Disziplinen zu öffnen, akzeptiert die Allgemeinheit, dass Mädchen in Mathematik Schwierigkeiten haben, häufig wird dies gar bereits erwartet. Haben die Mädchen schon auf der Schule den Eindruck, dass Mathematik nichts für sie sei, werden sie sich auch für ihre zukünftigen Berufsweg eher für mathematik-ferne Bereiche entscheiden. Dies zeigt sich zum Beispiel auch in dem Frauenanteil bei den Studierenden der unterschiedlichen Fachrichtungen an der HfWU: Im Studiengang Internationales Finanzmanagement ist der Anteil der Studentinnen im ersten Semester auf knapp 16% gesunken! Der Befund der Expertin angesichts dieser Lage ist eindeutig: „Der Mathematikunterricht läuft nicht optimal mit dem Ergebnis, dass vor allem Mädchen kaum zu entsprechenden Leistungen animiert werden“.
Hier will die Nürtinger Tagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt ansetzen. Niederdrenk-Felgner ist die Mitinitiatorin eines Arbeitskreises „Frauen und Mathematik“. Wissenschaftlerinnen und Pädagoginnen entwickeln hier für die Schulen Modelle, damit der Mathematikunterricht erfolgreicher ablaufen kann, für Jungen und Mädchen gleichermaßen. Bereits während der Tagung wird dazu der erste Band einer Schriftenreihe präsentiert, die sich mit Geschlechterfragen und Mathematik befasst. Bis die Schulen diese Aktivität jedoch als Unterstützung begreifen, ist es wohl noch ein Stück des Weges: Über die Regierungspräsidien wurden auch die Fachlehrer aus der Region zu der Tagung eingeladen. Angemeldet hat sich bisher eine Interessentin. Weiter Gäste sind herzlich willkommen. Die Tagung findet von Freitag bis Sonntag an der HfWU im Gebäude KII, Raum 102 statt.
Gerhard Schmücker, 6.10.2006