Känguruhs mit der Schwäbischen Alb getauscht

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Yvonne Köpff, links, freut sich über die australische Rampf Praktikantin. Tori Ingham (rechts) geht es nicht anders: „Klasse Job, tolle Leute und ich lerne unglaublich viel!“

- Gaststudentin aus Australien macht Praktikum bei Rampf -

 

NÜRTINGEN. (üke) Hand auf´s Herz: Man hätte die Wahl, jetzt im März, das regnerische Schwabenland gegen Sonne, dreißig Grad Wärme und Strand einzutauschen. Wer würde da zögern? Tori Ingham hat sich entschieden. Die junge Australierin aus Adelaide hätte eigentlich in diesen Tagen den Rückflug nach Südaustralien antreten können. Sommer, Sonne und Strand hätten sie dort empfangen. Stattdessen hat sie sich für Grafenberg entschieden. Sechs Monate studierte Tori Ingham an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Nürtingen. Seit zwei Wochen macht sie nun ein Praktikum bei der Grafenberger Rampf-Gruppe. Rampf versteht sich als weltweiter Full-Service-Anbieter im Bereich der polymeren Kunststoffchemie.

 

Tori Ingham ist in jeder Hinsicht eine Pionierin. Erst seit zwei Jahren gibt es das Austauschprogramm zwischen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) und der University of South Australia in Adelaide. Tori war eine von zwei Studentinnen, die für ein Semester nach Nürtingen kamen. In Adelaide ist sie in den Studiengängen Management und International Studies eingeschrieben. In Nürtingen besuchte sie im letzten halben Jahr Vorlesungen des Studienganges Betriebswirtschaft. Bei der Grafenberger Firma Rampf ist Tori in der Marketingabteilung gelandet. Dort gewinnt sie vielfältige Einblicke in die Praxis. Die Praktikantenstelle bekam sie mit Hilfe der Abteilung Marketing und Internationale Beziehungen der HfWU. Dort kümmert sich man sich verstärkt darum, einen Studienaufenthalt in Nürtingen für ausländische Studierende in Verbindung mit einem Praktikum bei örtlichen Firmen attraktiv zu machen.

 

Häufig sind diese Studierenden englische Muttersprachler. Kein Wunder dass Tori Ingham als erstes eine Rampf-Broschüre für den amerikanischen Markt erstellen durfte. Inzwischen hilft die Australierin beim Internetmarketing und der Organisation von Messen mit. Eine weitere Aufgabe ist die Wettbewerbsanalyse. Dafür betreibt sie intensive Internetrecherchen rund um den Globus.

 
Für die HfWU zählt an dem Praktikum bei Rampf vor allem, dass die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt der australischen Partneruniversität zeigen kann, dass sich ein Studienaufenthalt in Deutschland lohnt. Australien ist für die HfWU Studierenden ein sehr attraktives Zielland für ein Auslandsstudium geworden. Umgekehrt rangiert Deutschland bei australischen Studierenden in der Beliebtheitsskala für Studium im Ausland weit unten. Studentenaustausch wird so schnell zu einer Einbahnstraße. Es waren nicht wenige, die an der HfWU nicht daran glauben wollten, dass es jemals Studierende aus Australien ins vergleichsweise  klimatisch ungemütliche Nürtingen verschlägt. Inzwischen ist der vierte Student aus Australien an der HfWU eingeschrieben. Damit dies so bleibt und auch künftige Studierende nicht an der Sprachbarriere scheitern, hat die HfWU ein sogenanntes „International Students Program“ eingerichtet. Hier können Studierende der über 50 Partnerhochschulen über die Dauer eines Jahres Vorlesungen besuchen, die in englischer Sprache gelehrt werden. HfWU Studierende, die nicht ins Ausland können, erhalten in diesen Vorlesungen zu Hause ihre internationale Qualifikation.

Das Praktikantenprogramm für die internationalen Studierenden soll noch ausgebaut werden. Davon können auch die international tätigen Unternehmen in der Region profitieren. Die Studierenden bringen einiges mit: Zum einen BWL und Marketing Wissen aus dem Studium, zum anderen perfekte Sprachkenntnisse. Yvonne Köpff, Marketingleiterin bei Rampf, weiß dies zu schätzen. „Tori hat sich schnell perfekt in unser Team eingefügt. Nach kürzester Zeit konnten wir ihr schwierige und anspruchsvolle Aufgaben übergeben“. Bis Ende Juni dauert noch das schwäbisch – australische Arbeitsverhältnis. Dann heißt es Kofferpacken. Tori Ingham wird dann in Adelaide ihr Studium zu Ende bringen. Aus dem Sommer wird es dann für Tori Ingham wieder nichts. In Australien beginnt dann der Winter. Sehr gemäßigt allerdings.

Gerhard Schmücker, 16.03.2008