NÜRTINGEN. (hfwu) Mit künstlicher Intelligenz will die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) die Tierhaltung verbessern. Dafür stellt das Bundesforschungsministerium (BMFTR) rund 1,8 Millionen Euro für das Forschungsprojekt „POWERAIMAGE – Befähigt für eine Welt der Bilder“ zur Verfügung. Mit dem Forschungsprojekt sollen neueste Verfahren der künstlichen Intelligenz (KI) und Computer Vision exemplarisch für praktische Anwendungen in der Landwirtschaft, der Umweltplanung und den Sozialwissenschaften nutzbar werden.
„Die automatisierte Bildauswertung mit KI hat das Potenzial die Tierhaltung zu revolutionieren“, sagt HfWU-Professorin Dr. Maren Bernau, Expertin für Tierzucht und bildgebende Verfahren. „Wir können so nicht nur wertvolle Daten für die Zucht gewinnen, sondern auch frühzeitig Hinweise auf die Tiergesundheit erhalten.“
Im Mittelpunkt des Projektes geht es zunächst darum, Nutztiere automatisiert zu vermessen und deren Gesundheit zu bewerten. So werden zum Beispiel Milchziegen mithilfe von Farbbildern, Thermografie und Tiefenkameras erfasst und analysiert: stressfrei, präzise und effizient. Dies verbessert nicht nur das Tierwohl und erleichtert objektive Zuchtentscheidungen, sondern eröffnet auch neue Perspektiven für eine nachhaltige Landwirtschaft.
In einem zweiten Schritt, baut Prof. Dr. Burkhard Hoppenstedt, Spezialist für KI-Anwendungen, während der kommenden vier Jahre an der HfWU eine leistungsfähige KI-Forschungsinfrastruktur auf. Das Herzstück ist ein neues Methoden- und KI-Labor mit GPU-Servern, mobilen Kamerasystemen und modernen Analysewerkzeugen. Das Labor dient künftig als Innovationszentrum für praxisorientierte Forschung und Lehre und steht auch Partnerunternehmen sowie externen Studierenden offen.
Neben der Forschung legt POWERAIMAGE großen Wert auf Nachwuchsförderung: Doktorandinnen und Doktoranden, Studierende sowie Unternehmensmitarbeitende werden in der Anwendung von Machine-Learning-Frameworks und Bildanalyseverfahren geschult. Innovative Formate wie ein „AI-Speed-Dating“ oder der Ideenwettbewerb „Win an AI Coach“ vernetzen Wissenschaft, Wirtschaft und Start-ups. All dies dient der Qualifizierung der Anwender.
„Mit POWERAIMAGE schaffen wir eine Brücke zwischen Forschung, Lehre und Praxis“, betont Prof. Dr. Hoppenstedt. „Die HfWU positioniert sich damit als Vorreiterin im Bereich angewandter KI und leistet einen wichtigen Beitrag zur digitalen Transformation der Agrarwissenschaften.“ Professor Dr. Carsten Herbes, Prorektor für Forschung der HfWU, sieht große Chancen in dem Forschungsprojekt: „Die Erkenntnisse aus dem Projekt sollen nachhaltig wirken. Mit unserem neuen Forschungsraum schaffen wir eine dauerhafte Infrastruktur, um innerhalb und außerhalb der Hochschule Anwender und Unternehmen weiter zu qualifizieren. Es geht uns um Anwendungen auch außerhalb der Landwirtschaft.“
Das Projekt wird über vier Jahre im Rahmen der Förderlinie HAW-ForschungsraumQualifizierung des Bundesministeriums für Forschung, Technologie und Raumfahrt gefördert. Dabei arbeitet die HfWU mit dem Ziegenzuchtverband Baden-Württemberg, der Universität Hohenheim und dem Promotionsverband Baden-Württemberg zusammen.