Gesundheitstourismus muss auf die Nachfrage achten

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Foto (hfwu/Bauer): Kathrin Betsch, Michael Schur und Lisa Klink, Studierende des Studienganges Gesundheits- und Tourismusmanagement, stellen ihre Bestandsanalyse zum Gesundheitstourismus vor.

- Kongress an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) - Geislinger Gesundheitstourismus-Preis verliehen -

NÜRTINGEN (hfwu). Der Gesundheitstourismus ist eine immer noch junge aber auch wachsende Branche. Experten aus allen Bereichen trafen sich an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in Geislingen, um neue Trends zu diskutieren. Zum zweiten Mal fand dort der Gesundheitstourismus-Kongress statt. Im Mittelpunkt stand dabei eine Studie von Studierenden des Studienganges Gesundheits- und Tourismusmanagement. Sie hatten über 2000 Tourismus-Angebote aus dem Bereich Gesundheit analysiert.

Andere Wege des Tourismus aufzuzeigen, war der Anspruch der studentischen Studie. Dabei ist es nicht eindeutig klar, was genau unter Gesundheitstourismus zu verstehen ist. Professor Dr. Dennis Hürten sorgte für Klarheit: Gänzlich neu ist diese Tourismusform nicht. Zumindest als Tourismusvariante gibt es seit zwei Jahrzehnten den Trend zu gesundheitsorientierten Angeboten. An sich ist der Markt in viele unterschiedliche Formen aufgeteilt. Und tatsächlich besitzen gesundheitsorientierte Angebote, wie Rad- und Wandertourismus einen weit höheren Marktanteil als der Gesundheitstourismus im engeren Sinn, zu dem z.B. der Kurtourismus zu zählen ist.

Wie dieser Markt strukturiert ist, zeigt die studentische Analyse. Kathrin Betsch, Michael Schur und Lisa Klink lieferten dabei das ernüchternde Ergebnis, dass viele Angebote an den Bedürfnissen der Kunden vorbei gehen: „Zwei Drittel der Angebote auf dem Markt sprechen die uns bekannten Zielgruppen nicht an, es gibt dafür keine Nachfrage“. Tatsächlich dominieren den Markt Wellness-Pakete, die jedoch nicht die Nachfrage nach gesundheitsorientierten Angeboten abdecken. Dies sind nach der Studie zwei Paar Stiefel: Im Gegensatz zu immer mehr Wellness-Angeboten, sind gesundheitsorientierte Reisen und Ziele tatsächlich nachgefragt. Es gibt sie, die typischen „Gesundheitstourismus-Typen“, die allerdings auf einem heterogenen Markt nur wenige, auf ihre Bedürfnisse abgestimmte Angebote vorfinden. Ein Schatz, den es zu heben gilt. Und die Reaktion kam prompt: Der Vertreter des baden-württembergischen Heilbäderverbandes lud die Geislinger HfWU-Studierenden ein, die Studie nochmals bei seinem Verband zu präsentieren.

Erfolgreiche Beispiele für eine deutlichere Orientierung an der Nachfrage lieferte Michael Schütz. Der Geschäftsführer der Marktforschungsgesellschaft INNCH zeigte, wie das Weserbergland die Bedürfnisse seiner Gäste mit innovativen Angeboten deckt. Auf dem Weg bis dahin, daraus machte Schütz keinen Hehl, ging manches schief, führte aber letztlich zum Erfolg. Auch das Ferienland Winterberg gehört zu den Erfolgsgeschichten. „Auch Winterberg wollte gesundheitstouristische Angebote bieten, die meisten Gäste wollen aber hauptsächlich Spaß im Urlaub haben und keine Gesundheitsprogramme durchlaufen“, schilderte Dr. Nicolaus Prinz den Unterschied zwischen Anspruch und Wirklichkeit.

Der Höhepunkt des Kongresses war die erstmalige Verleihung des Geislinger Gesundheitstourismus-Preis. HfWU-Studiendekan Professor Dr. Horst Blumenstock betonte, dass es sich um einen Hochschul-Wissenschaftspreis handle, auf der Grundlage einer wissenschaftlichen Analyse. In der Kategorie „Innovativste Gesundheitstourismus-Pauschale 2014“ wurde die Kur- und Gästeinformation Bad Feilnbach für die Pauschale „Urlaub mit Langzeitwirkung“ ausgezeichnet. Der Preis für die „Innovativste Gesundheitstourismus-Destination 2014“ ging an die ICHZeit der Rheinland-Pfalz Tourismus GmbH. Die FIT Gesellschaft für gesundes Reisen GmbH wurde als „Innovativster Gesundheitstourismus-Veranstalter 2014“ gewürdigt.

Nürtingen, den 10.07.2014
Gerhard Schmücker