NÜRTINGEN (hfwu). Eigentlich genießen viele Studierende an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) noch die vorlesungsfreie Zeit. Und doch beginnt sich der Campus langsam wieder zu beleben: Es finden Orientierungskurse und Intensivprogramme statt – vor allem für internationale Studierende. Zu den internationalen Gästen gehört zurzeit auch Professor Dr. Thomas Gillpatrick von der amerikanischen Portland State University.
Gillpatrick ist ein sogenannter „Visiting Professor“. Er lehrt im internationalen Gastdozentenprogramm der HfWU, in dem Professoren der Partneruniversitäten in den Lehrbetrieb der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt integriert werden. Das Programm „Visiting Professorship“ wird von der Bildungsstiftung der Kreissparkasse für den Landkreis Esslingen gefördert. Thomas Gillpatrick lehrt verschiedene Marketingfächer an der Portland State University und ist Inhaber einer Professur für „Marketing and Food Management“. An der HfWU gibt Gillpatrick derzeit Lehrveranstaltungen im Rahmen des internationalen Intensivprogrammes „Innovation for Sustainability“. 21 Studierende aus fünf Ländern erforschen dabei innovative Nachhaltigkeitskonzepte unter Leitung von HfWU Volkswirt Professor Dr. Christian Arndt. Auf ihrer Studientour besuchen sie Unternehmen und diskutieren mit Experten aus den Geschäftsfeldern Logistik, Nahrungsmittel, Mobilität, Stadt und Industrie. Thomas Gillpatrick behandelt Themen aus der Nahrungsmittelindustrie. Außerdem nimmt er an einem Doktorandenseminar teil, das von HfWU-Professor Dr. Carsten Herbes betreut wird.
Auch die Mitarbeiter der Kreissparkasse in Esslingen profitieren von den „HfWU-visiting professors“. Während eines Kamingesprächs hielt Thomas Gillpatrick dort einen Vortrag zur „Evolution und Revolution im Lebensmittelhandel“. Gillpatrick beschrieb die Schlüsseltrends im Einzelhandel und beim Einkaufsverhalten der Verbraucher. Dabei spielten auch Marktveränderungen eine große Rolle. Der weltweite Marktanteil der größten 100 Einzelhändler im Jahr lag 1998 noch bei 15% und wird bis 2018 auf 40% steigen. Der Online-Händler Amazon wird dann in den USA auf Rang neun der größten Einzelhändler liegen.
Das Verbraucherverhalten werde sich weiter ändern, zum Beispiel beim Einkauf mit Smartphones. Gleichzeitig klafft die Schere bei den Einkommen immer weiter auseinander. „Die Geschäftsmodelle müssen dem angepasst werden“, sagte Gillpatrick. Obwohl der Einzelhandel künftig global noch vernetzter organisiert sei, gebe es auch Chancen für regionale Hersteller. Gillpatrick machte dies am Beispiel der steigenden Nachfrage nach frischen und heimischen Produkten deutlich. Unternehmerische Neuausrichtungen müssten sich jedenfalls an den kulturellen Veränderungen der Verbraucher orientieren.
Nürtingen, den 16.09.2014
Gerhard Schmücker