Europa ist auch im Kleinen schwierig

Veröffentlicht am |

Mit professionellen Präsentationen mussten die Studierenden ihre Professoren von ihren Ergebnissen überzeugen.

NÜRTINGEN. (üke) Am Ende wurde es richtig offiziell: Geislingens Oberbürgermeister Wolfgang Amann tauchte gemeinsam mit Hochschulrektor Prof. Dr. Werner Ziegler im WMF Kommunikationszentrum auf. Sie wollten hören, was 28 Studierende aus sechs Ländern zuvor zwei Wochen lang erarbeitet hatten. Die Studenten waren zu Gast an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. Am Freitag hielten sie ihre Abschlusspräsentationen.

Aus Belgien, Finnland, Litauen, den Niederlanden und Spanien waren die Studierenden an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) gereist. Gemeinsam mit deutschen Studierenden befassten sie sich mit dem  neuen Wirtschaftsprogramm der Europäischen Union „Europa 2020“. In fünf Gruppen arbeiteten jeweils fünf Studierende aus den verschiedenen Ländern zusammen. Es ging darum Lösungen zu finden, dass „Europa 2020“ zu einem Erfolg wird. Dabei lernten die Studierenden schnell am eigenen Beispiel, warum die Arbeit der EU so oft so zäh und schwierig ist. „Wir brauchten einige Tage, um zu erkennen, dass allein der Arbeitsstil von uns fünf sich völlig unterscheidet. Einfach deshalb, weil wir aus unterschiedlichen Ländern und Kulturen stammen“ fasst eine Teilnehmerin ihre Erfahrungen zusammen.

Wie im großen Rahmen der Europäischen Union machten die Studierenden im Kleinen die Erfahrung, dass in gemischten kulturellen Gruppen die Zusammenarbeit häufig an der Kommunikation scheitert. „Unter Zeitmanagement versteht jemand aus Spanien eventuell etwas völlig anders als die deutschen Studierenden“. Doch am Ende standen Ergebnisse: Über 12 Tage hatten die Gruppen detaillierte Vorschläge zur Bildungspolitik, den Pensionssystemen, Unternehmensgründungen, zur Personalflexibilität und der Corporate Social Responsibility ausgearbeitet. Unisono waren die Studierenden der Meinung, dass das EU Wirtschaftsprogramm keine Strategie für die gesamte Union sein kann. „Eine Grundidee reicht nicht für die gesamte Gemeinschaft“, vielmehr müssten die Vorgaben aus Brüssel mehr an die individuellen Bedürfnisse der Mitgliedstaaten angepasst sein. Mit ihrer deutschen Gasthochschule hatten die internationalen Studierenden dagegen keinerlei Probleme: Lob von allen Seiten gab es für die HfWU, die Gastfamilien, die Gastfreundschaft und auch für die Stadt Geislingen. Zwar hatte eine Studentin aus einer belgischen Großstadt nach der Ankunft einen kleinen Kulturschock. Bei der Frage aber, ob sie vielleicht auch wieder zurück kommen wollte, in die Fünftälerstadt, kam die Antwort jedoch prompt: „Auf jeden Fall!“ 

Gerhard Schmücker, 04.04.2011