Erfolgreich eine Nische besetzt

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Blumen für die Kollegin. Dekan Professor Dr. Karl-Heinz Kappelmann gratuliert Studiengangleiterin Prof. Dr. Margot Körber-Weik zum 10jährigen Geburtstag ihres Studienganges.

Blumen für die Kollegin. Dekan Professor Dr. Karl-Heinz Kappelmann gratuliert Studiengangleiterin Prof. Dr. Margot Körber-Weik zum 10jährigen Geburtstag ihres Studienganges.

- HfWU feiert 10 Jahre Volkswirtschaft –
NÜRTINGEN. (üke) Vor zehn Jahren wurde an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt der erste Studiengang Volkswirtschaft an einer deutschen Fachhochschule gegründet. Ein Grund zu feiern. Am Freitag trafen sich Gäste aus Politik, Wirtschaft und Hochschule zu einem Festakt in der Nürtinger Kreuzkirche. Darunter waren auch Absolventen der letzten Jahre, die inzwischen beeindruckende Karrieren gestartet haben.

Damit war nicht zu rechnen. Als die Idee „Volkswirtschaft an der Fachhochschule“ zu Beginn der 90er Jahre vom damaligen Rektor Prof. Dr. Eduard Mändle geboren wurde, rief dies sofort die Kritiker auf den Plan. Die VWL hat die großen Zusammenhänge im Blick, und war eine Domäne der Universitäten. Eine Studienrichtung, oft theorielastig und fern der Berufspraxis, so lautete ein gängiges Vorurteil. Selbst Professor Dr. Margot Körber-Weik, die den Studiengang aus der Taufe hob und bis heute leitet, war zu Beginn skeptisch. Und heute? Von Politik und Wirtschaft gab es Lob und Anerkennung gleichermaßen. Die VWL in Nürtingen gehört zu den erfolgreichsten Studiengängen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt. Dass dies nicht nur eine Nettigkeit zum Jubiläum ist, bezeugte Dr. Helmut Messer, der Vertreter des baden-württembergischen Wissenschaftsministeriums. Der Studiengang ist in die erste Stufe des „Masterplanes 2012“ aufgenommen worden. Damit baut die Landesregierung die Studienangebote des Landes aus. Nur besonders erfolgreiche und nachgefragte Angebote kommen hier zum Zug. Für die Nürtinger VWL heißt dies, dass ab 2008 die doppelte Zahl an Studienplätzen zur Verfügung steht.
Messer lobte die Hochschule für ihren Mut, vor 10 Jahren die Entscheidung für die VWL getroffen zu haben. Professor Klaus Fischer, Rektor der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt, hörte es gern. Die Innovation, die heute auf großes Lob stößt, war damals jedoch ein Kraftakt, so Fischer. „Es war die Chance, unser Fächerspektrum auszuweiten. Allerdings gelang dies nur mit Umschichtungen, auf Kosten der anderen Studienangebote“. Eine richtige Entscheidung für Fischer. Der Studiengang habe vor allem bewiesen, dass sich Volkswirtschaft und Praxisbezug nicht ausschließen. Im Gegenteil: Handlungskompetenz und Schlüsselqualifikationen waren die am meisten gebrauchten Vokabeln während des Festaktes. Diese Qualifikationen sind ein integraler Bestandteil des Studienganges. Schon früh gab es dafür Anerkennung: Als Reformmodell in Studium und Lehre bekam die VWL in Nürtingen kurz nach ihrer Gründung einen Förderpreis des Stifterverbandes für die Deutsche Wissenschaft.
Wolfgang Wolf, im Vorstand des Landesverbandes der baden-württembergischen Industrie, schätzt die Fertigkeiten der Nürtinger Volkswirte, die globalen Wirtschaftszusammenhänge in die Praxis zu holen. Nicht anders Siegfried Jaschinski, der Vorstandsvorsitzende der Landesbank Baden-Württemberg (LBBW). Er spannte in seinem Festvortrag „Bildung im Zeitalter der Globalisierung“ sieht den Bogen zwischen individueller und globaler Entwicklung und begründete die heutigen Herausforderungen für Hochschulen. Den Nürtinger Studiengang sieht er als eine wettbewerbsfähige Nische in der deutschen Hochschullandschaft. Von den Absolventen profitiert die Landesbank direkt: In verschiedenen Abteilungen der Bank arbeiten Nürtinger VWLer. Jaschinskis Forderungen an seine Mitarbeiter sind eindeutig: „Wissen kennt keine Landesgrenzen, das Wissen und diejenigen, die es tragen, sind mobiler denn je“. Lebenslanges Lernen zählt für den Landesbankchef zu den wichtigsten Voraussetzungen, um wettbewerbsfähig zu bleiben. Eine Qualifikation, die die Studierenden der Volkswirtschaft von Beginn an vermittelt bekommen. Wie das geschieht, skizzierte Prof. Körber-Weik. Sechs erfolgreiche Absolventinnen und Absolventen schilderten ihren Werdegang, und die Profile sprechen für sich: Controller in einem Weltkonzern, Projektleiterin in einem Handelsunternehmen, Wirtschaftsprüferin, selbstständiger, Unternehmensberater, Volkswirt bei Banken. Allen gemeinsam war, dass sie nach dem Studium die Auswahl für den Berufseinstieg hatten. Und alle gemeinsam stellten sie fest: Nürtingen war mehr als eine gute Investition!
Gerhard Schmücker, Nürtingen, 11.12.2006