„Den Steigbügel für den Berufssattel halten“

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- Führungskräftenachwuchs für die Pferdewirtschaft - Hochschule für Wirtschaft und Umwelt hilft beim Berufseinstieg -

NÜRTINGEN (hfwu). Als erste deutsche Hochschule bietet die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) seit drei Jahren den Studiengang Pferdewirtschaft an. Das Studienangebot ist beliebt, die Hochschule hat kein Problem, die 50 Studienplätze im Semester zu besetzen. Die Interessenten kommen aus dem gesamten Bundesgebiet. Doch nun kommt es zum Schwur: In diesem Jahr werden die ersten Absolventen verabschiedet und steigen in den Arbeitsmarkt ein.

Fragt man Professor Dr. Dirk Winter, den Leiter des Studienganges, gibt es keinen Zweifel, wo die Absolventen landen werden: „Unsere Absolventen werden auch für die Führungsebene ausgebildet. Mit unserem Abschluss in der Tasche sind sie dafür qualifiziert, in die Führungsprozesse von Unternehmen eingebunden zu werden.“ Damit räumt Winter auch gleich mit den romantischen Vorstellungen auf, die sich manchmal noch um den Studiengang ranken: „Das ist kein Studium mit Ponyhof-Romantik oder um Reiten zu lernen. Nichts gegen Leidenschaft für Pferde, aber der Studiengang ist im Grunde eine Kombination aus Pferdewirtschaft, Ökonomie und Agrarwirtschaft für eine sehr spezielle Branche“. Die wirtschaftliche Potenz dieser Branche hat es in sich: 10 000 Unternehmen in Deutschland, mit rund 300 000 Beschäftigten setzen rund fünf Milliarden Euro mit Produkten und Dienstleistungen um, die direkt oder indirekt mit Pferden, Pferdesport oder –haltung zu tun haben.

Mit einem einzigartigen Konzept für Nachwuchsführungskräfte will Winter seinen Studierenden nun den Zugang in die Branche erleichtern. „Neben der wissenschaftlichen Ausbildung müssen wir den Studierenden auch den Steigbügel halten, um in den Berufssattel zu steigen“. Für den ersten Absolventenjahrgang hat Winter zehn Unternehmen verpflichten können, die nun die Nürtinger Absolventen gezielt auf das Arbeitsleben vorbereiten. Ähnlich einem „Trainee-Programm“ werden sie dort in die Entscheidungsebene einbezogen und erhalten einen direkten Einblick in die Abläufe in den Unternehmen. Die Firmen wählen die Kandidaten aus und beschäftigen sie zunächst für zwölf Monate. Sind beide Seiten zufrieden, folgt dann eine feste Anstellung. Winter sieht nur Vorteile für alle Beteiligten: „Die Firmen erhalten den direkten Zugang zu qualifizierten jungen Akademikern und die Absolventen werden unmittelbar nach dem Studium auf leitende Funktionen vorbereitet“. Die Absolventen sollen von der ersten Minute an ein Gewinn für die Unternehmen sein. Deren Führungskräfte arbeiten als Mentoren mit den jungen Nachwuchskräften zusammen und fördern sie in ihrer persönlichen und fachlichen Entwicklung.

„Wir laufen sehenden Auges in eine Phase hinein, in der qualifizierte Führungskräfte fehlen. Mit unserem Nachwuchsführungkräfteprogramm können die Unternehmen frühzeitig unsere Absolventen kennenlernen und sich gegen über anderen einen wichtigen personellen Vorteil verschaffen“, so Winter. Gleichzeitig hat Winter die Karrieren seiner Studierenden im Blick: „80 Prozent unserer Absolventen geht in die Wirtschaft. Nur ein Bruchteil wird tatsächlich einmal einen Pferdebetrieb leiten“.

Gerhard Schmücker

Nürtingen, 25.02.2013