Besuch aus Schweden an der Hochschule

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Foto (üke): Die Gäste von der Svedish University of Agricultural Sciences loten mit ihren HfWU Kollegen aus, wie beide Hochschulen künftig zusammenarbeiten können.

- Neuer Partner für Landschaftsarchitektur und Stadtplanung? -

NÜRTINGEN. (hfwu) Stadtentwicklung und Landschaftsverbrauch sind zentrale Themen der Regionalplanung – nicht nur in Deutschland. Wissenschaftler der Swedish University of Agricultural Sciences besuchten die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), um sich bei den Nürtinger Kollegen über deren Arbeit zu informieren. An der Fakultät FUGT der Nürtinger Hochschule werden Methoden angewendet, die für die schwedischen Kollegen noch Neuland, aber von großem Interesse sind.  Den Kontakt hatte Professor Dr. Christian Küpfer hergestellt, der sich an der Fakultät um die internationalen Kontakte kümmert. 

Die Probleme, vor denen die Kommunen in beiden Ländern stehen, sind eigentlich dieselben: wie lassen sich Baulücken und Brachflächen sinnvoll nutzen und wie lassen sich Grünflächen innerhalb und außerhalb besiedelter Räume entwickeln. An der HfWU in Nürtingen arbeiten die Wissenschaftler schon seit längerer Zeit an stadtplanerischen Methoden, die nicht nur lokal angelegt sind, sondern immer auch einen regionalen Ansatz haben. Eine regionale Planungsebene gibt es in Schweden nicht. Das Land ist dünner besiedelt, die Städte liegen zum Teil weit voneinander entfernt. Das ist der Grund, weshalb sich dort die Stadtentwicklung vor allem an den Rändern abspielt. Platz gibt es genug, und deshalb scheinbar wenig Gründe sich um die Siedlungs- und Freiflächenentwicklung in den Stadtzentren zu kümmern.  Das ist in Deutschland anders. Der Flächenverbrauch ist hoch, mit dem verbleibenden Land muss sorgsam und nachhaltig umgegangen werden.

Die HfWU Landschafts- und Stadtplaner wollen die Qualität bebauter und öffentlicher Räume verbessern. Sie entwickeln Brachflächen, alte Industriegelände und Baulücken, um innerhalb von Städten und Gemeinden für ein Mehr an Grün zu sorgen. Professor Dr. Alfred Ruther-Mehlis, der Dekan der Fakultät, sieht dabei auch eine wirtschaftliche Komponente: „Wenn wir die Qualität der öffentlichen Räume verbessern, sorgt das für private Investitionen. Extensive Außenentwicklung belastet die Bürgerschaft in einem nur schwer vertretbaren Maße“.  Mit einem professionellen Flächenmanagement und einer EDV-gestützten Baulückenbörse betreiben die HfWU Planer eine nachhaltige Stadtentwicklung. „Wir bewerten die Flächen, die bebaut werden können und wir definieren die Zonen, von denen man besser die Finger lassen sollte“.

Der Trend „zurück in die Stadt“ ist in Deutschland in vollem Gange, umso mehr gilt es, bei knappen Flächen mit qualitativer Dichte zu bauen. Dr. Anders Larsson, der Leiter des „Department of Landscape Architecture“ der schwedischen Universität stellt diesen Trend auch in Schweden fest. Allerdings hinkt dort die Entwicklung der in Deutschland noch hinterher. „Aber wir müssen unsere Instrumente weiterentwickeln und hier an der Hochschule in Nürtingen können wir lernen.“ Eine Möglichkeit, die Lebensqualität in Städten zu erhöhen, sind Flüsse und Bäche, die es gilt wieder in die urbanen Flächen zu integrieren. Wie das geht, zeigte Küpfer seinen Gästen in Kirchheim/Teck, an einem aktuellen Projekt der Flussrenaturierung in der Innenstadt. Die zweite Station des Besuches war das Französische Viertel in Tübingen: Früher eine Kaserne und heute ein hochwertiges Wohnviertel. Beides sind Beispiele, dass Stadtplanung und Landschaftsarchitektur für die nachhaltige Stadtentwicklung immer mehr zusammen wachsen.

„Wir müssen mehr zusammenarbeiten“, lautete das Fazit der Besucher aus Schweden. Möglichkeiten zum Studentenaustausch gibt es, aber in Zukunft wollen beide Seiten noch mehr tun: In Schweden läuft derzeit ein gemeinsames Brachflächenentwicklungsprojekt zwischen der Stadt Malmö, den Investoren und der Universität. Die schwedischen Hochschulvertreter können sich vorstellen, ihre Kollegen von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen dabei miteinzubinden. Professor Sigurd Henne, Studiendekan Landschaftsarchitektur, sieht dies pragmatisch: „Die wären für uns der ideale Partner“.  In Schweden ist die University of Agricultural Sciences an Standorten in Alnarp, Skara, Umeå and Uppsala vertreten. 

Gerhard Schmücker, 25.10.2011