Anders ackern

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Nach dem Dokumentarfilm diskutierten David Traub und Eileen Decker mit dem Publikum, moderiert von Prof. Dr. Markus Frank (links).

Studium generale zeigt Dokumentarfilm „Ernte teilen“ zu Solidarischer Landwirtschaft; Diskussion mit Macher:innen

NÜRTINGEN (hfwu). Obst und Gemüse kaufen, das jetzt gerade in der Region wächst. Nicht das, das im Supermarkt angeboten wird. Verbindlich, jede Woche, das ganze Jahr über. Das ist eins der Grundprinzipien der Solidarischen Landwirtschaft (SolaWi). Ein Dokumentarfilm, der im Rahmen des Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) im Nürtinger Kino gezeigt wurde, stellte drei solidarisch-landwirtschaftliche Betriebe vor. Macher:innen von vor Ort standen anschließend Rede und Antwort.

Der Dokumentarfilm „Ernte teilen“ erzählt die Geschichte von Landwirt:innen, die aus den Strukturen der konventionellen Landwirtschaft ausbrechen wollen. Filmemacher und Aktivist Philipp Petruch begibt sich mit dem Film auf eine Reise zu drei SolaWi-Initiativen. Sie verbindet ein klares Ziel: mit Hilfe von Gemeinschaften wollen sie einen lokalen Versorgungskreislauf nach den Werten von Ökologie und Gemeinwohl schaffen. Mit Mut, Gemeinschaftssinn und einem neuen Verhältnis von Konsument und Produzent lässt sich die Landwirtschaft verändern, so ihre Überzeugung.

Zu dem Gratis-Filmangebot im Rahmen des Studium generale an der HfWU waren rund 50 Interessierte ins Kino Traumplast in Nürtingen gekommen. Der Dokumentarfilm stellte drei Bauernhöfe in Brandenburg und Mecklenburg-Vorpommern vor, die unabhängig von großen Konzernen nach dem Prinzip der solidarischen Landwirtschaft arbeiten. Die Kunden sind Mitglieder, zahlen einen monatlichen Beitrag und bekommen dafür Erzeugnisse vom Bauernhof. Manche packen auch selbst mit an oder bringen sich bei Gemeinschafts- und Kulturveranstaltungen ein, wie zum Beispiel in Klein Trebbow in Mecklenburg-Vorpommern. SolaWi ist mehr als nur eine andere Art zu landwirtschaften. Das wird auch bei den anderen Höfen und Protagonisten deutlich, die Petruch portraitiert. Es geht um Wertschätzung von Nahrungsmitteln, Gemeinschafts- und Bildungsarbeit, Vernetzung, individuelle Verantwortung – um einen anderen Lebensentwurf.

Unter Moderation von HfWU-Professor Prof. Dr. Markus Frank standen im Anschluss an den Film Eileen Decker und David Traub Rede und Antwort. Decker studiert an der HfWU Agrarwirtschaft und ist seit langem im Bereich SolaWi aktiv, unter anderem auf dem Hopfenhof bei Nürtingen, den David Traub leitet. Auch Decker unterstreicht, dass es nicht nur um eine alternative Lebensmittelproduktion geht. „Es geht um Bildungsarbeit, Solidarität, darum dass alle Verantwortung übernehmen sollten für die Nahrungsmittelproduktion“, ist sie überzeugt. Traub sieht auch strukturelle Probleme. Agrarsubventionen etwa könnten eine sinnvolle Steuerungsfunktion haben, aber „mir wäre eine höhere Wertschätzung und angemessene Preise viel lieber als Subventionen, die immer auch mit einem bürokratischen Aufwand verbunden sind.“ Dann aber müsste das Ei einen Euro kosten. Allein die Tatsache, dass 30 Prozent der weltweit produzierten Lebensmittel auf dem Müll landeten, sei für ihn Grund genug, über eine andere Form der Erzeugung und des Vertriebs nachzudenken.