Am Ende kommt es auf die Menschen an

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Foto (Tzamalouka): Die Diskussionsrunde beim Tag der Finanzen: Dr. Ralf Held, Dr. Karl Popp, Prof. Dr. Dr. Dietmar Ernst, Patrick Silz und Alexandra Crusen-Niederer.

- Tag der Finanzen an der HfWU – Thema: Integration von Firmen -

NÜRTINGEN (hfwu). Im Wirtschaftsleben ist es an der Tagesordnung, dass Firmen andere Firmen kaufen. „Mergers and Acquisitions“, unter diesem Begriff gehen Firmenübernahmen über die Bühne. Nicht immer erfolgreich. Der 11. Tag der Finanzen an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) widmete sich diesem Thema.

HfWU-Rektor Professor Dr. Andreas Frey, früher selbst in der freien Wirtschaft tätig und mit dem Thema vertraut, betonte in seiner Begrüßung, dass der Kauf eines Unternehmens ein einfacher Schritt sei. In der Regel erhoffe man sich neue Märkte, Synergien und Innovationen. Die eigentliche Arbeit beginnt dann, wenn das gekaufte Unternehmen vom Käufer in das eigene integriert werden muss. Erst dann wird klar, ob der Kauf erfolgreich war. Frey spricht von einer erschreckend hohen Zahl an gescheiterten Firmenübernahmen.

Dr. Ralf Held und Alexandra Crusen-Niederer konnten diese Zahl nennen: Die Hälfte aller Firmenintegrationen geht schief. Als Vorstände der Gesellschaft für Post-Merger Integration kümmern sich beide darum, dass es soweit nicht kommt. Crusen-Niederer lehrt gleichzeitig an der HfWU im Masterstudiengang „International Finance“. Held setzt die Integration eines gekauften Unternehmens mit einer Krisensituation gleich, die es zu managen gilt. Wird eine Firma übernommen versprechen sich beide Seiten Vorteile. Trotzdem gleicht der Prozess der Integration eines „neuen“ Unternehmens einer „Partie mit vielen Unbekannten“. Für den Expeten gilt: Für jede Übernahme braucht es einen Masterplan. Allerdings ist jede Übernahme anders. Unternehmenskulturen gilt es in Einklang zu bringen, Mitarbeiter sind zu integrieren, unterschiedliche Werte und Ziele zu vereinen, Abteilungen und Prozesse sind aufeinander abzustimmen. Wird dann die Organisation des zu integrierenden Unternehmens auf Herz und Nieren durchleuchtet, geht es schnell um zwei Dinge: Um Geld und Macht.

Für die Experten ist daher entscheidend, dass die Menschen, die Mitarbeiter, bei Firmenübernahmen nicht zu kurz kommen. Beide Seiten haben ihre Potentiale, es gilt, das Beste aus zwei Welten zu erkennen. Dr. Karl Popp von SAP ist dies gewohnt. Fünf bis zehn Firmen werden im Jahr von der Walldorfer Softwareschmiede übernommen. Noch mehr zu tun hat sein Kollege Patrick Silz von der Daimler AG: Rund 40 Transaktionen werden bei dem Automobilkonzern im Jahr getätigt. Geht es um reine Übernahmen, läuft dies in den Unternehmen nach einem routinierten Verfahren ab. Anders sieht es bei Joint Ventures aus: Hier müssen Details organsiert werden. Da es sich häufig um Übernahmen oder Transkationen im Ausland oder in anderen Kontinenten sind, handelt kommt in allen Fällen eine Besonderheit hinzu: Sprache, Kultur und räumliche Ferne sind Fallstricke für eine gelungene Firmenintegration. In der Diskussion, geleitet von Professor Dr. Dr. Dietmar Ernst, wurde eines deutlich: Trotz Masterplänen und professionellen Routinen ist der menschliche Faktor entscheidend. Werden die Menschen in den Unternehmen nicht mitgenommen, ist das Scheitern einer Firmenintegration vorprogrammiert.

Nürtingen, den 21.11.2014
Gerhard Schmücker