Allgegenwärtig und gefährlich

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Fachtagung „Umwelttag“ befasste sich mit Schadstoff Quecksilber

NÜRTINGEN(hfwu). Es befindet sich in Kosmetika, in Seen des Schwarzwalds, wird bei der Gewinnung von Gold eingesetzt und bei der Verbrennung von Kohle emittiert. Quecksilber ist allgegenwärtig. Dies hat oft auch mit sozialen und wirtschaftlichen Rahmenbedingungen zu tun.  Mit dem vielfältigen Zusammenspiel des Stoffs mit der Umwelt und wie er aufgespürt werden kann, das waren Aspekte mit denen sich der „Umwelttag“, eine Fachtagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), befasste.

Die Lösung von Umweltproblemen stellt nicht nur eine technische Herausforderung dar. Oft sind soziale und ökonomische Rahmenbedingungen genauso Teil des Problems. Beispielhaft zeigt sich dies an der Verflechtung von Gold- und Quecksilberhandel in Burkina Faso. Alle Goldminen in dem afrikanischen Land verwenden hochgiftiges Quecksilber, um das Edelmetall im Stein zu binden. Das so entstandene Amalgam wird erhitzt, das Quecksilber entweicht in die Umwelt, das reine Gold bleibt zurück. Technisch wären auch andere Formen der Gewinnung denkbar, ohne Quecksilber. Wenn aber die Käufer und Händler des Goldes den Minenbetreibern und den Arbeitern den Stoff kostenlos zur Verfügung stellen, dann ist der Anreiz auf ein anderes Verfahren umzusteigen nicht nur denkbar gering. Es entstehen zudem Abhängigkeiten. Diese Zusammenhänge zeigte Anna Bugmann in ihrem Referat beim Umwelttag in Nürtingen auf.

Mit einem ganz anders gelagerten Quecksilber-Problem befasste sich Adelina Vella. Mit so genannten skin-lightening Produkten zur Aufhellung der Haut. Die Nachfrage nach solchen Kosmetika steigt weltweit rapide, obwohl sie schwere gesundheitliche Schäden verursachen können. Vella stellte verschiedene von ihr entwickelte Methoden vor, wie die Pflegemittel schnell und einfach und ohne die Verwendung von Chemikalien auf ihren Quecksilbergehalt hin untersucht werden können. Auch hier zeigte sich, dass die technische Lösung ein wichtiger Schritt ist. So könnte die Methode auch in Entwicklungsländern einfach eingesetzt werden. Es bedarf aber auch sozialer und ökonomischer Rahmenbedingen, wie die HfWU-Absolventin betonte, etwa entsprechender Gesetze, Marktüberwachung, Weiterbildung und Aufklärung, um bei Kosmetika die Verwendung von Quecksilber zu vermeiden.

Dr. Marta Pérez Rodríguez stellte in ihrem Vortrag verschiedene Umweltfaktoren vor, die den globalen Quecksilberkreislauf beeinflussen. Am Beispiel von eigenen Forschungsergebnissen beleuchtete sie den wichtigen Beitrag von natürlichen Umweltarchiven. Diese tragen zum Verständnis von langfristigen Prozessen des globalen Quecksilberkreislaufs bei.

Weitere Expertenbeiträge gab es beim Umwelttag unter anderem zu Queck beisilberkreisläufen in Seen und Sedimenten im Nordschwarzwald und zur Verringerung des metallischen Stoffs in Emissionen von Großfeuerungsanlagen. In der Tagungspause konnten die bei Teilnehmenden live vor Ort den Quecksilbergehalt des eigenen Haars bestimmen lassen.

Der „Umwelttag“ ist die jährliche Fachtagung des Masterstudiengangs Umweltschutz, ein gemeinsamer Studiengang der Hochschule für Technik Stuttgart, der Hochschule Reutlingen, der Hochschule Esslingen und der HfWU. Im Rahmen der Tagung vergab das Informationszentrum Beton den „Umweltpreis“ für hervorragende studentische Leistungen im Studiengang.