Abiturienten steigen der Hochschule aufs Dach

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NÜRTINGEN. (pm) Geographische Informationssysteme (GIS) sind Teil des Lehrplans der gymnasialen Oberstufe. Unbeantwortet bleibt jedoch die Frage, wie die Schulen an die fehlende Hard- und Software kommen sollen. Und wie erhalten die Lehrer das bislang fehlende Fachwissen für die GIS-Anwendungen? Das Max-Planck Gymnasium hat die Antwort gefunden. Sie liegt in der Zusammenarbeit mit der örtlichen Hochschule für Wirtschaft und Umwelt.

Zum zweiten Mal besuchten MPG´ler der Oberstufe das GIS-Labor der Hochschule und ließen sich in den neuen Planungsinstrumenten unterrichten. Nicht von Professoren sondern von Studierenden. Denn Studierende der Vertiefungsrichtung Landschaftsplanung erwerben sich im Rahmen ihres Studiums die notwendige GIS-Expertise. Die konnten sie nun im Rahmen des Forschungsprojektes „Einführung von GIS in Schulen“ an die Schüler weitergeben. Professor Dr. Roman Lenz von der Hochschule und Erdkunde-Lehrer Fischer vom Max-Planck-Gymnasium hatten sich zu dieser Kooperation entschlossen. Mit zwei Zielen: Die Schüler können nun eine Unterrichtseinheit besuchen, die bislang nicht angeboten wurde. Die Studierenden sind andererseits gezwungen, ihren eigenen Sachstand kritisch hinterfragen. Sie lernen ihr eigenes Wissen für Schüler aufzubereiten. So entstehen neue Lehrmaterialien, die auch für die GIS Einführungsveranstaltungen der Studienanfänger verwendet werden können.
Bereits im vergangen Jahr wurde diese „Lehrveranstaltung“ für Schüler zum ersten Mal getestet. Nach dieser Erfahrung wurden nun in der zweiten Veranstaltung, die GIS-Übungen ausgebaut. Die Studierenden hatten Übungseinheiten vorbereitet, die bereits inhaltlich im Erdkundeunterricht behandelt wurden. Mit drei GIS-Übungsaufgaben behandelten die Schüler das Thema „Verstädterung“. Eine Schülergruppe analysierte beispielsweise die Bevölkerungsentwicklung in Baden-Württemberg von 1964 bis heute. Eine andere Gruppe nutzte die GIS-Analysewerkzeuge, stellte die Stadtentwicklung der vergangenen Jahrhunderte dar, prognostizierte sie auf die Zukunft und zeigte die damit verbundene Problematik der Landschaftszersiedlung. Eine dritte Schülergruppe beschäftigte sich mit der Umweltbelastung durch den Straßenverkehr. „Diese Veranstaltung war wichtig, um die Unterrichtsbausteine weiter auszubauen. Nun haben wir ein ausgereiftes methodisches und fachdidaktisches Konzept“ so Lenz. „Wir hoffen aber in diesem Jahr noch einen Schritt weiter zu kommen. Die drei Studentinnen kamen auf die Idee, als nächstes eine GIS-Anwendung zu entwickeln, die es Schulen ermöglicht, solche Unterrichtseinheiten zukünftig selbst durchführen zu können. Wir sind derzeit noch auf der Suche nach Fördermitteln. Wenn wir da fündig geworden sind, soll ein Internet-GIS für Schulen aufgebaut werden. So müssen sich Schulen selbst keine neue kostspielige Software anschaffen. Alles was sie brauchen ist ein Internetanschluss.“
Bis es soweit ist, wird sich aber sicherlich noch die eine oder andere Schulklasse ins GIS-Labor der Hochschule verirren. Und wer weiß, vielleicht hat der Besuch ja den einen oder anderen Abiturienten gleich dazu inspiriert, sich für ein Studium an der Hochschule zu bewerben. Denn spannend fanden sie den Einblick in das planerische Studienfach und in den Hochschulalltag allemal.
Nürtingen, 23.01.2006