Zur Philosophie der Renaissance und des Humanismus

Referent: Anton Schmitt M.A., Philosoph

Während man mit „Reformation“ vor allem eine kirchliche Erneuerungsbewegung im 16. Jhdt. meint, stehen die Titel „Humanismus und Renaissance“ für diese Epoche in mehr allgemeiner Hinsicht. Hier handelt es sich insbesondere um die Abwendung und Emanzipation der Philosophie von der Vormundschaft mittelalterlicher Theologie bzw. Religion. Diese Übergangsbewegung setzt sich durchaus noch mit deren Vorgaben kritisch auseinander, arbeitet dabei jedoch für die nachfolgende „Neuzeit“, „Aufklärung“ und „Moderne“ wirkmächtige Konzepte heraus. Diesen wollen wir exemplarisch nachgehen.

1. Seminar (Mi. 25.10.): Erasmus von Rotterdam (1446-1536) „Lob der Torheit“ und die „Adagia“

Erasmus gilt als einer der bedeutendsten Humanisten. Seine Colloquien (1518) und sein „Benimmbuch“ De civilitate (1530) wurden in den Schulen gelesen. Er wandte sich gegen kirchliche Missstände, die Veräußerlichung der Religion und den Dogmenzwang. Er beklagte: „Wenn man sich die Durchschnitts-Christen ansieht, besteht nicht all ihr Tun und Lassen in Zeremonien?“ Sein Werk „lob der Torheit“ schrieb er 1509 während eines Aufenthalts bei seinem Freund Thomas Morus in England. Es wurde eines der meistgelesenen Bücher der Weltliteratur. In ironischer Überzeichnung lässt Erasmus „seine“ Weltherrscherin Stultitia („Torheit“), die sich mit ihren Töchtern Eigenliebe, Schmeichelei, Vergesslichkeit, Faulheit und Lust (den sog. Todsünden) die Welt untertan gemacht hat, sich loben, und zielt dabei mit rhetorischer Eleganz auf die Dummheiten und Laster der Menschen. Seine „Adagia“ sind eine Sammlung von antiken Weisheiten und Sprichwörtern, die er schrittweise von etwa 800 auf über 4250 Zitate ausbaute. Es wurde sein erfolgreichstes Werk und bis in die Zeit der Aufklärung gelesen (auch Goethe hatte es stets zur Hand).

2. Seminar (Mi. 15.11.): Die Würde des Menschen bei Manetti (1396-1459) und Mirandola (1463-1494)

Derjenige, der den Begriff der Würde des Menschen (lat. dignitas hominis) als erster formuliert, ist der Renaissance-Philosoph Giovanni Pico della Mirandola. Die Würde besteht nach ihm darin, dass es die Natur des Menschen ist, keine festgelegte Natur zu haben. Mit anderen Worten, daß er er die Freiheit hat, sein Wesen selbst zu schaffen. Manetti dagegen präsentiert den Menschen als fast vollkommenes Wesen. Schon der menschliche Körper, den er bis in die Einzelteile hinein beschreibt, wird ob seiner perfekten Anordnung in höchsten Tönen gelobt. Dazu kommt der menschlichen Seele auch noch „Intelligenz“ zu, die ihn zu gewaltigen Kulturschöpfungen befähigt. So herrscht der Mensch nahezu wie ein Gott auf Erden über die ihm dienstbare Welt.

3. Seminar (Mi. 29.11.): Tommaso Campanella (1568-1639) die Utopie des „Sonnenstaates“

Geriet durch die Inquisition 27 Jahre in Haft mit schwerer Folter, Krankheit usw. In seinem „Sonnenstaat“ führt er alle sozialen Übel auf das Privateigentum zurück. Dieses will er mit seiner kollektivistischen Gesellschaftsordnung, die sämtliche Lebensbereiche umfasst, beseitigen. Genau ermittelte Bedarfspläne bestimmen demnach die Produktion. Die Institution der Familie, die das Privateigentum stützt, soll aufgelöst werden. An ihrer Stelle soll ein Frauen- und Kinderkommunismus verwirklicht werden. Politisch träumt Campanella von einer päpstlichen Universalmonarchie; Verkörpert wird sie durch den Metaphysikus (auch Sonne, lat. „Sol“ genannt). Ihm stehen drei Hauptwürdenträger zur Seite Pon („Macht“), Sin („Weisheit“) und Mor („Liebe“) – das sogenannte Triumvirn. Alle Belange des öffentlichen Lebens sind unter diesen dreien aufgeteilt. - Noch Ernst Bloch setzte sich in seinen Leipziger Vorlesungen mit Campanellas Utopie auseinander.

4. Seminar (13.12.) Montaigne’s Essayistik (1533-1599)

Montaigne (1533-1599) war Jurist, Politiker, Philosoph und Begründer der Essayistik. Gegen Ende der Renaissance verfasste er sein Hauptwerk: „Essais“ (Aufsätze, Versuche). Dabei greift er zur Ergründung der „conditio humana“ er auf seine ureigensten Empfindungen und soziale Begegnungen zurück, wie sich diese jeweils im Strom seines Bewußtseins einfinden. Skepsis gegenüber jeglichen Dogmen, stoische Geringschätzung von Äußerlichkeiten, epikureische Lebens- und Lustlehre sowie Ablehnung menschlicher Überheblichkeit gegenüber anderen Naturgeschöpfen kennzeichnen seine Essays, in denen sich der Autor mit einer Vielzahl unterschiedlichster Themen auseinandersetzt. Montaigne gilt auch heute noch als Monolith abendländischer Geistesgeschichte! Nietzsche meinte: „Kaum habe ich einen Blick auf ihn geworfen, so ist mir ein Bein oder ein Flügel gewachsen!“

Anton Schmitt steht seit fast 40 Jahren in Diensten der Philosophie. Sein Studium absolvierte er bei den Jesuiten in München und der Universität Bonn. Seit 1991 ist er an der FernUniversität in Hagen und in der Erwachsenenbildung tätig. anton.schmitt@no spamhfwu.de

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