Eine grüne Mauer quer durch Afrika

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Im Rahmen des Online-Vortrags waren Kemo Fatty (oben links) aus Gambia und Clara Schweizer (unten rechts) live zugeschaltet. Prof. Dr. Christian Arndt moderierte die von Carina Plach organisierte Veranstaltung.

Klimaaktivist Kemo Fatty bei einer Veranstaltung in Gambia.

- Live-Schaltung und online Vortrag im Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) befasste sich mit dem afrikanischen Megaprojekt The Great Green Wall -

NÜRTINGEN(hfwu). Ein 8000 Kilometer langer grüner Gürtel, quer über Afrika, der soll mit dem Megaprojekt „The Great Green Wall“ entstehen. Welchen vielfältigen Nutzen die große grüne Mauer haben kann und was bereits erreicht wurde, darüber berichtete einer der Macher live aus Gambia im Rahmen des Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU). Was Deutschland von solchen Bewegungen lernen kann, erläuterte eine Vertreterin von „Fridays for Future“.

Es mutet an wie ein Menschheitsprojekt gegen den drohenden Verlust der Grundlagen des menschlichen Überlebens. Ein grüner Streifen quer über den afrikanischen Kontinent, 8000 Kilometer lang, vom Senegal bis Dischbuti. Die Great Green Wall soll erodierte Böden wieder nutzbar machen und Millionen von Menschen an der Frontlinie des Klimawandels ein auskömmliches Leben ermöglichen. Einer der Aktivisten, der sich in Gambia für das zivilgesellschaftliche Megaprojekt einsetzt, ist Kemo Fatty. Er berichtete live zugeschaltet im Rahmen des Studium generale an der HfWU vom Stand des grünen Mauerbaus. The Great Green Wall ist viel mehr als nur ein Streifen von Wald, erläuterte Fatty. Mit dem Projekt werden riesige Mengen an CO2 gespeichert, Arbeitsplätze geschaffen, Migration verhindert, Böden fruchtbar gemacht und die Artenvielfalt zurückgebracht.  

Je mehr das Land degeneriere, je mehr fruchtbarer Oberboden erodiert, desto öfter werde das Land verlassen, ist Fatty überzeugt. „Diese Menschen sind keine Migranten, sondern Klimaflüchtlinge.“ Bisher seien nur rund 18 Prozent der Mauer gepflanzt, vor allem von Menschen, die bereits direkt von den Folgen des Klimawandels betroffen sind. Bei den politischen Anstrengungen, das Projekt voran zu bringen, seien viele Fehler gemacht worden. Um mehr Unterstützung aus der Bevölkerung zu bekommen, sei es notwendig, sich mehr an den jeweiligen Bedürfnissen der Betroffenen zu orientieren. In seinem Teil der Green Wall in Gambia lege man Wert auf eine große Artenvielfalt, gepflanzt würden vor allem gegen Trockenheit resistente Bäume wie der Afrikanische Affenbrotbaum und die Akazie. Von Europa fordert Fatty mehr politischen Druck auszuüben und die internationale Zusammenarbeit zu stärken.

Auf offene Ohren traf er damit bei Clara Schweizer. „Wir wollen die Stimmen von gambischen Klimaaktivisten nach Deutschland bringen“, beteuerte die Nürtinger Aktivistin von Fridays for Future in ihrem Kurzvortrag. „Ich habe mit meinen eigenen Augen gesehen, dass die Klimakrise schon längst da ist. In Deutschland habe ich schon so viele Neins auf Klimafragen gehört“, sagte Schweizer, „aber wir haben nicht mehr die Zeit, zu allem Nein zu sagen." Auch sie machte deutlich, dass benachteiligte Personengruppen stärker durch die Klimakrise getroffen werden. Fridays for Future fordere ein 100-Milliarden-Paket für den Klimaschutz. Der Kampf gehe weiter. In Deutschland vor allem mit mehr politischem Druck auf die Regierung. „Wir geben nicht auf“, so die Klimavorkämpferin, „denn es gibt einfach zu viel zu verlieren.“ Mit Blick auf die dramatische Situation in Afrika findet Kemo Fatty ähnliche Worte. Er habe nicht über die Klimakrise nachgedacht bis sie ganz konkret sein Leben verändert habe. „Die Klimakrise ist ein Kampf um unser Überleben und um unsere Würde“, so der Klimaaktivist, „ich bin nicht bereit, diese Hoffnung aufzugeben.“