Studium generale - Ringseminar: „Über den Wolken …“ – Freiheit und ihre Grenzen (5. Termin)

Date and location: 08.12. – 08.12.2022 | 15:45-17:15 | Nürtingen, CI3 106 | Download event to calendar (iCal .ics)

Referent: Dr. Frank Töpfer
Termine: 10./17./24. November, 1./8./15. Dezember 2022

„Freie Fahrt für freie Bürger!“ (ADAC) – „Die Argumente für ein Tempolimit sind einfach. Energieeinsparung, weniger Unfälle, weniger Geld für Sprit, mehr Klimaschutz. Also: mehr Freiheit. Kann mir nicht vorstellen, warum das jemand noch anders sehen sollte.“ (Katrin Göring-Eckardt, Bündnis 90/Die Grünen) – „Freiheit ist Sklaverei!“ (George Orwell, „1984“) – „Ich glaube der Mensch ist am Ende ein so freyes Wesen, daß ihm das Recht zu seyn, was er glaubt zu sein, nicht streitig gemacht werden kann.“ (Johann Christoph Lichtenberg) – „Zwei mal drei macht vier / widdewiddewitt und drei macht neune! / Ich mach' mir die Welt / widdewidde wie sie mir gefällt.“ (Pippi Langstrumpf). – „Freiheit ist die Freiheit zu sagen, dass zwei und zwei gleich vier ist. Sobald das gewährleistet ist, ergibt sich alles andere von selbst.“ (George Orwell, „1984“)

Das Gut der Freiheit wird uns oft erst bewusst, wo es eingeschränkt wird: in der Beschneidung von Grundrechten während einer Pandemie; in der Bedrohung durch einen feindlichen Aggressor, im öffentlichen Druck auf die freie Meinungsäußerung. Stets geht es dabei um ein selbstbestimmtes Leben: Frei ist, wer tut, was er will, schreibt Aristoteles. Ein oft Immanuel Kant zugeschriebener und mit der Corona-Pandemie unzählige Male zitierter Satz fügt hinzu: „Die Freiheit des Einzelnen endet dort, wo die Freiheit des Anderen beginnt.” Bloß: Wo endet die Freiheit des Anderen – da, wo die des Einzelnen beginnt? Da dreht man sich offenbar im Kreis. Das hätte bestimmt auch Kant sofort bemerkt. Tatsächlich hat er den Satz gar nicht geäußert. Das Problem aber bleibt: Wann sind Einschränkungen individueller Freiheitsausübung aufgrund der Interessen anderer gerechtfertigt?  Stimmen aus der modernen Hirnforschung erklären solche Fragen für gegenstandslos: Wir sind durch chemische Vorgänge im Hirn determiniert, Gründe und Überlegungen sind bloße Begleitmusik, in Wahrheit ohne Wirkung auf das Geschehen. Von Freiheit müsse man da nicht reden. Darum solle man auch das Strafrecht ändern, denn niemand kann etwas für seine neuronal bedingt niedrige Tötungshemmschwelle. Freilich kann dann auch niemand etwas dafür, dieser Auffassung zu sein, genauso wenig wie irgendeiner anderen: alles chemisch determiniert.

Im Seminar wollen wir die Frage stellen, was wir mit Freiheit meinen, in welchem Sinne wir frei sind und wodurch Freiheit berechtigterweise eingeschränkt werden darf (oder sogar muss), uns aber auch mit Auffassungen auseinandersetzen, die die Wirklichkeit von so etwas wie Freiheit bestreiten.

  • Session 1: 10.11.22
  • Session 2: 17.11.22
  • Session 3: 24.11.22
  • Session 4: 01.12.22
  • Session 5: 08.12.22
  • Session 6: 15.12.22

Seminarzeiten: jeweils 15:45 - 17:15

Kurzvita Dr. Frank Töpfer
Studium der Philosophie, Germanistik, Soziologie und Erziehungswissenschaft (mit Erweiterung Psychologie) an den Universitäten Münster/Westf., Freiburg i.Br. und Tübingen.
2000-2011 Wissenschaftlicher Mitarbeiter am Institut für Ethik und Geschichte der Medizin an der Universität Tübingen.
Seit 2005 Lehrbeauftragter für das Ethisch-philosophische Grundlagenstudium an der Universität Freiburg i.Br.
2010 Gastprofessor für Philosophie an der Staatsuniversität Rio de Janeiro (UERJ).
Seit 2013 Lehrer für Ethik, Philosophie, Deutsch und Psychologie am Nürtinger Hölderlin-Gymnasium.

Kontakt: frank.toepfer@lb.hfwu.de

 

Anmeldung: Wir benötigen Ihre Anmeldung bis eine Woche vor Beginn über das Webformular auf der Homepage des Studium generale. Die Platzverabe erfolgt nach Eingang der Anmeldung und Verfügbarkeit.

Mit freundlicher Unterstützung: Referat für Technik und Wirtschaftsethik (rtwe)