HfWU heißt junge Familien willkommen

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Bild/BU: Im Winter zeigen sich die Streuobstwiesen auf dem HfWU Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen von ihrer magischen Seite.

Bild: Wie eine weiße Haube liegt der Schnee über der Landschaft rund um Tachenhausen.

Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Gleichstellungspreis

NÜRTINGEN. (hfwu) Quoten und Gesetze sind nicht die einzigen Instrumente für mehr Chancengleichheit. Ein besonders kreatives Projekt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) erhielt nun den Gleichstellungspreis. Es vereint Familienförderung, Natur- und Kulturschutz: Paten-Apfelbäume für junge Familien.

Oben auf dem Berg, hoch über Oberboihingen, liegt der Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) mit seinen Lehrgärten. Von hier aus hat man zu jeder Jahreszeit einen herrlichen Ausblick. Wer es gerne weiß mag, hatte diesen Winter an manchen Tagen besonderes Glück: Dann liegen die umliegenden Berge, Wälder und Felder unter einer sanften Schneehaube. Doch Beate Hüttenmoser blickt heute nicht in die Ferne. Ihre Augen sind auf die Apfelbäume direkt vor ihr gerichtet. Denn an diesem Ort will die Leiterin der Lehr- und Versuchsgärten gemeinsam mit ihren Kolleginnen und Kollegen ein Projekt zum Leben erwecken. Ab Herbst sollen hier jedes Jahr junge Familien der HfWU zusammenkommen, sich vernetzen, Äpfel und die Natur genießen. Für das Projekt Paten-Apfelbäume gab es jetzt den Gleichstellungspreis der HfWU.

„Jedes Jahr suchen wir einen neuen Apfelbaum aus. Daran kommt dann ein Schild mit den Namen aller Kinder, die im jeweiligen Jahr in Familien von HfWU-Mitgliedern geboren wurden“, erklärt Hüttenmoser. „Das ist dann der Paten-Apfelbaum für die Neugeborenen. Dieser symbolischer Schritt stärkt die Willkommenskultur der Hochschule.“ Einige Eltern hatten in der Vergangenheit den Wunsch geäußert, sich mit ihrem Nachwuchs noch stärker von der Hochschule willkommen geheißen zu fühlen. Dem kommt die HfWU nun auf besonders kreative Art nach, passend zu ihrem Nachhaltigkeits-Profil. Denn Familienförderung ist nicht der einzige Nutzen, der sich aus dem Projekt Paten-Apfelbäume ergibt.

Auch der Natur- und Kulturschutz spielt eine Rolle. Denn obgleich Streuobstwiesen in der Region eine lange Tradition haben, drohen sie seit Jahrzehnten zurückzugehen. Der Grund: Besonders wirtschaftlich ist das Herstellen von Most und Saft auf diese Weise schon lange nicht mehr. Doch der Wechsel von Licht und Schatten stellt ein Gleichgewicht her, das weder der Wald noch die Wiese bieten kann. Hüttenmoser erklärt, warum der Erhalt von Apfelbäumen nachhaltig ist: „Hier leben viele Pflanzen- und Tierarten, die speziell auf Streuobstwiesen angepasst sind. Wir haben etwa Bienen auf den Wiesenblumen und Höhlenbrüter in den alten Bäumen. Auch Mäuse und andere Säugetiere leben hier.“ Hinzu komme das Alleinstellungsmerkmal der Sortenmischung: „Wir haben so viele verschiedene Apfelsorten. Manche sind sehr regional. Die gibt es wirklich nur hier. Das ist ein Kulturgut des Ortes.“

Trotz all dieser guten Argumente ist es für Hüttenmoser und ihre Kolleginnen und Kollegen nicht immer einfach, die Streuobstwiesen zu bewirtschaften. Der Zeit- und Geldaufwand ist relativ hoch. Mit der Vergabe des Gleichstellungspreises hat die HfWU nicht nur ein Zeichen für mehr Familienfreundlichkeit gesetzt, sondern auch für den Erhalt und Wert der Streuobstwiesen Stellung bezogen. Neben den Obstbaumschnittkursen für Studierende und dem Verkauf des heimischen Apfelsafts im studentischen Café Artur gibt es damit nun ein weiteres Projekt, durch das Hochschulangehörige direkt mit dem Kulturgut in Kontakt gebracht werden.

„Ich bin gespannt, wie viele Familien kommen werden“, sagt Hüttenmoser. Aber sie ist zuversichtlich. In ihrem Team bei den Lehr- und Versuchsgärten tragen fast alle Familienverantwortung. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter können sich daher gut hineinfühlen und die Rahmenbedingungen so gestalten, dass die Familien kommen können und wollen. „Wir laden ein, wenn die Äpfel reif sind. Also im Herbst. Wir stoßen an mit Cidre und Saft und jede Familie bekommt einen Korb voller Äpfel mit nach Hause – wenn möglich natürlich vom eigenen Patenbaum“, freut sich Hüttenmoser jetzt schon auf Oktober 2018. „Wir bringen die Leute zusammen.“

Bei der Einladung spielt es keine Rolle, ob eine Professorin oder ein Student ein Kind bekommen hat. Auch ob die neuen Eltern mit dem Nürtinger oder dem Gesilinger Standort verbunden sind, ist egal. Über Hierarchie- und Fakultätsgrenzen hinweg werden alle Familien mit ihren Neugeborenen angesprochen. Menschlich und mit Ausblick auf das Land.

Fünf Jahre, etwas länger als ein Studium dauert, bleibt die Plakette am Baum. In dieser Zeit sind die Familien natürlich nicht verpflichtet, vorbeizukommen. Doch wer dem Kind einen Spaziergang in der Natur machen will und ihm zeigen will „Schau, das ist Dein Patenbaum“, der ist jederzeit in den Lehr- und Versuchsgärten willkommen. Nach Ablauf der fünf Jahre haben die Eltern dann die Möglichkeit, die Patenschaft durch eine jährliche Spende von 25 Euro zu verlängern und damit den Erhalt der Streuobstwiesen zu unterstützen. Dies ist aber eine zusätzliche, freiwillige Option.

Die Gleichstellungsbeauftragte der HfWU, Prof. Dr. Isabel Acker, begrüßt das Projekt Paten-Apfelbäume: „Für die Eltern muss spürbar sein, dass sie an der Hochschule erwünscht sind.“ Auch die Gleichstellungsreferentin Margit Wirth-Vogt freut sich über die Initiative. Sie war es, die Hüttenmoser und ihr Team auf die Möglichkeit einer Projektförderung durch den Preis aufmerksam gemacht hat. Wirth-Vogt und die HfWU engagieren sich für viele Familienprojekte. Auch im Willkommenscafé kommen junge Väter und Mütter in Nürtingen und Geislingen zusammen. Außerdem organisiert sie ein weiteres Paten-Programm. Dort werden Studierende mit Familienverantwortung durch andere Studierende unterstützt. Mit dem Projekt Paten-Apfelbaum hat die Hochschule nun einen weiteren Schritt gemacht und bewiesen, dass sie Familienverantwortung auf vielfältige Art unterstützt.

Nürtingen, 04.01.2018
Laura Schlegel

Bild/BU: Im Winter zeigen sich die Streuobstwiesen auf dem HfWU Lehr- und Versuchsbetrieb Tachenhausen von ihrer magischen Seite

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