[Translate to English:] Projektleitung:
Prof. Dr. Konstanze Krüger
Projektbearbeitung:
Sara Lerbs
Kooperation mit:
Haupt- und Landgestüt Marbach
Ao. Univ.-Prof. Dr.med.vet. Erich Möstl
(Veterinärmedizinische Universität, Wien)
Prof. Dr. Hartmut Gerhards
(Ludwig-Maximilians Universität München)
Kate Farmer, M.A. (Hons)
(University of St Andrews)
Projektlaufzeit:
2012 - 2015
[Translate to English:] Sensorische Lateralität und Emotionalität der Pferde in Lernversuchen und in der Mensch-Tier-Interaktion
[Translate to English:] In der dargestellten Arbeit soll die sensorische Lateralität der Pferde in Lernversuchen und bei der Pferd-Mensch Interaktion näher untersucht werden. Sensorische Lateralität manifestiert sich durch die einseitige Aufnahme von Sinneswahrnehmungen. Ihre Ursache liegt in der Asymmetrie der Gehirnhälften (Hemisphären) und somit in der einseitigen Verarbeitung von Sinnesreizen.
Da die mit den Sinnesorganen aufgenommenen Informationen zum großen Teil auf die kontralaterale Gehirnhälfte projiziert werden, können Rückschlüsse auf deren Informationsgehalt gezogen werden. Die rechte Hemisphäre ist für reaktive, emotionale Reaktionen zuständig, wie etwa bei Angst oder Freude. Wird also ein Objekt oder Mensch mit dem linken Auge beobachtet und diese Information in der rechten Hemisphäre verarbeitet, ist die Situation für das Pferd mehr emotional behaftet, während Informationen, die mit dem rechten Auge aufgenommen und in die linke, rationale Hemisphäre projiziert werden, analytisch verarbeitet werden.
Bisher ist bekannt, dass viele Pferde das linke Auge bevorzugen, um Menschen und Objekte, besonders in emotionalen Situationen, zu betrachten. Allerdings ist unklar, a) ob die sensorische Lateralität angeboren ist und inwiefern sich Training auf den Grad der sensorischen Lateralität auswirkt. Weiterhin wurde bis dato nicht untersucht, ob b) Pferde mit beiden Augen gleich gut sehen, sprich über gleich gute Sehschärfe verfügen. Ebenfalls wird kontrovers diskutiert, ob c) Pferde mit beiden Augen gleich gut lernen können oder in einen Stresszustand geraten wenn das bevorzugte Auge beim Lernen verdeckt wird. Schließlich ist unklar, ob d) die körperliche Schiefe eines Pferdes ein unabhängiges Phänomen zur sensorischen Lateralität oder sogar einen sekundäre Ausprägung derselben ist. Die natürliche Schiefe des Pferdes wird analog zur Händigkeit des Menschen gesehen. Sie äußert sich vereinfacht gesagt dadurch, dass das Pferd auf einer Seite mehr konkav, auf der anderen Seite mehr konvex gebogen ist. Dadurch kann es sich auf einer Seite besser biegen, auf der anderen schlechter. Die Folgen sind Rittigkeitsprobleme und Verschleißerscheinungen der ungleich beanspruchten Gliedmaßen.
Das beantragte Projekt wird neben den Fragestellungen a) bis d) auch den Aussagewert der sensorischen Lateralität für den Grad der Emotionalität der Pferde bei der Betrachtung von Menschen untersuchen. Die Grundhypothese, die Betrachtung von Menschen sei für Pferde mit emotionalen Empfindungen gekoppelt, basiert auf den Erkenntnissen vorangegangener Studien, welche zeigen dass Pferde Menschen bevorzugt von links betrachten (Farmer et al. 2010) und ihre Bevorzugung der linken Sinnesorgane bei der Betrachtung von Objekten mit zunehmender Emotionalität der Situation steigt (Larose et al. 2006 , Austin and Rogers 2007, De Boyer Des Roches et al. 2008).
Publikationen
Farmer, K., Krueger, K. & Byrne, R.: 2010: Visual Laterality in the Domestic Horse (Equus Caballus) in Passive and Active Interaction with Humans. Anim. Cogn., 13, 229-238, doi 10.1007/s10071-009-0260-x
Krueger K., Farmer K.:, 2011. Lateralität beim Pferd. In: mensch & pferd international, 4, 160-167. doi: 10.2378/mup2011.art11d
Krueger K., 2010: "Erfasst” das Pferd die menschliche Psyche. In Dettling, Opgen-Rhein, Kläschen (eds.) Pferdegestützte Therapie bei psychischen Störungen. Schattauer Verlag, Stuttgart