Zum Blumenpflücken muss man nicht auf die Wiese gehen

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Die Schülerredakteurin, die über die Vorlesung: „Warum sind Blumen bunt?“ berichtet, ist Leonie Frank. Leonie ist elf Jahre alt und besucht die 5. Klasse des Nürtinger Max-Planck-Gymnasiums.

Nicht auf der Wiese, sondern auf einer Leinwand erblühen in der Vorlesung von Professor Ulrich Dierßen eine Vielfalt ver-schiedenster bunter Blumen. Als Erklärung für diese Farben-vielfalt bot er drei Geschichten an: Die von verschiedenen Farbenländern, dem gelben, dem roten und dem blauen. Die Bewohner der Länder besuchen sich gegenseitig und vermi-schen sich dadurch. Die bekannte Geschichte von den Wur-zelkindern, bei der unter Aufsicht von Muttererde jedes Blu-menkind im Frühjahr sein Kleid selbst schneidert, und die eher exotisch klingende Geschichte von Farbstoffen namens Chlo-rophyll, Anthocyanide und Carotinoide, die in unterschiedlicher Mischung und Konzentration die verschiedensten Farbtöne ergeben.
Nach der Auflösung dieser Frage zeigte Professor Dierßen seinen jungen Zuhörern anhand von Modellen den Aufbau von Blumen. Neben Wurzeln und Stängeln haben Blumen Kelch- und Blütenblätter. Die Blüte besteht aus Staubgefäßen, Pollen, Stempel, Fruchtknoten und Griffeln. Weiter schilderte der Professor, wie man an diesen Merkmalen Blumen vonein-ander unterscheiden kann und welche heilenden Wirkungen Blumen haben können. Anschließend zeigte er seinen Zuhö-rern verschiedene Blumenmodelle und ließ die Namen der einzelnen Blumen erraten.
Zum Leben brauchen Pflanzen nicht viel. Doch ohne Erde, Wasser, Nährstoffe und Luft kommen auch sie nicht aus. Die-se Voraussetzungen finden die Pflanzen glücklicherweise an vielen Orten vor, so dass sie unserem Alltag viel Farbe geben können. Für den Wissenschaftler ein spannendes Kapitel ist die Vermehrung der Pflanzen. Professor Dierßen schilderte anschaulich welche ausgefallenen Verbreitungsformen von der Natur hierfür entwickelt worden sind. Davon, dass hierzu auch die Samensprengung zählt, hatten die meisten Zuhörer sicher noch nichts gehört.
Mit der Kreuzung von Pflanzen lassen sich interessante Expe-rimente machen. Bereits Mitte des 19. Jahrhunderts hatte der Pfarrer Gregor Mendel seine berühmten Versuche durchge-führt, erläuterte der Professor. So kreuzte Gregor Mendel wei-ße und rote Erbsen, die in der ersten Generation rot blühten und in den folgenden dann rot, rosa und weiß. Bei der roten und weißen japanischen Wunderblume blühte die erste Gene-ration rosa und die folgende rot, weiß, rosa und rosa. Wer an dieser Stelle aufmerksam zugehört hat, wird dies in seiner Schulzeit sicher noch gut gebrauchen können. Zum Abschluss wies Professor Dierßen noch darauf hin, wodurch sich Pflan-zen von allen anderen Lebewesen unterscheiden: Sie essen nichts! Es sei denn, es handelt sich um Fleisch fressende Pflanzen. Für die jungen Studierenden der 1. Kinder-Hochschule Nürtingen war auch diese Vorlesung wieder ein voller Erfolg. Versehen mit vielen neuen Eindrücken und Er-kenntnissen verließen sie das Foyer der Hochschule in der Braike.



Professor Dipl.-Ing. Ulrich Dierßen:
Professor Dipl. Ing. Ulrich Dierßen (Jahrgang 1943) lehrt seit 1989 an der Hochschule Nürtingen die Fächer Landschafts-pflege und Landschaftsarchitektur. Er ist in einer Gärtnerfami-lie aufgewachsen, wodurch sich auch sein Berufswunsch schon frühzeitig herauskristallisierte. Bevor er seine Lehrtätig-keit in Nürtingen aufgenommen hat, wirkte er bei der Planung und Durchführung von Gartenschauen in Ulm, Mannheim und Hamburg mit. Er wohnt in Blaubeuren, hat zwei Töchter und zwei Enkelsöhne. In seiner Freizeit hört er Musik und arbeitet gerne in seinem Garten. Seine Lieblingsblumen sind die Lilien. Seinen Urlaub verbringt er am liebsten in Südtirol oder auf Mallorca. Professor Dierßen engagiert sich für die 1. Nürtinger Kinderhochschule, weil er Kindern gerne etwas über Blumen erzählt.