Winfried Kretschmann: "Die ökologische Wende ist zu schaffen“

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Ministerpräsident Kretschmann diskutierte mit Studierenden an der HfWU über eine zukunftsfähige Verbindung von Ökonomie und Ökologie. (Foto: HfWUrenner)

- Ministerpräsident Winfried Kretschmann sprach vor Studierenden an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN (hfwu). Eine Jahrhundertfrage angesichts einer offenkundigen Klimakrise und ständig neuer Negativrekorde, so bewertet Winfried Kretschmann die Herausforderung, Ökonomie und Ökologie zu verbinden. Mit Panik zu reagieren sei keine Lösung, so der baden-württembergische Ministerpräsident. Welche Wege er als erfolgversprechender sieht, diskutierte er mit Studierenden an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU).

„Wir haben es mit einem Jahrhundertthema zu tun, das alle Facetten unseres Wirtschaftens und Konsumierens betrifft, und das auch nachdem wir uns damit schon lange befassen nicht im Entferntesten abgearbeitet ist“, so Kretschmanns Befund. Brennende Wälder, Dürren, Überschwemmungen und schwere Stürme seien zu einer neuen globalen Normalität geworden. Die Klimakrise sei offenkundig. Gleichzeitig überhole die Realität die Prognosen. „Wir sind dabei, wichtige ökologische Kipppunkte zu überschreiten“, warnt der grüne Ministerpräsident. Die Permafrostböden tauten schneller, das Eis schmelze rascher und auch der Meeresspiegel steige schneller als erwartet.

Der Studiengang Gesundheits- und Tourismusmanagement (GTM) und Studiendekan Prof. Dr. Steffen Scheurer hatten den Ministerpräsidenten an die HfWU in seinen Wahlkreis nach Nürtingen eingeladen. Rund 150 Studierende waren gekommen, um Kretschmanns Ausführungen zum Thema „Wirtschaft und Umwelt“ zu hören, viele vom Hochschulstandort in Geislingen. Rektor Prof. Dr. Andreas Frey unterstrich in seiner Begrüßung des Ministerpräsidenten die seit langem bestehende Ausrichtung der HfWU auf eine Verbindung von Ökonomie und Umwelt. Vor den grundsätzlichen Überlegungen Kretschmanns stellte die GTM-Studentin Amelie Bauder am Beispiel eines Konzepts für einen nachhaltigen Tourismus auf der Schwäbischen Alb vor, wie nachhaltige Ökonomie konkret aussehen könnte.

Mit Panik auf die globale Krisen-Normalität zu reagieren sei „eine Falle. Schon Angst ist kein guter Ratgeber“, mahnte Kretschmann. Auch mache es keinen Sinn, etwa bei den CO2-Emmissionen die Verantwortung von einem Wirtschaftsbereich- oder einer Bevölkerungsgruppe zur anderen zu schieben. Dieses Vorgehen führen nur zu Veränderungen „by desaster“. Dagegen sei die einzige Option Veränderung „by desgin“. Politisch komme es dabei darauf an, auch angesichts der weitgreifenden Klimakrise nicht einfach radikale Lösungen zu exekutieren. Damit der Übergang hin zu einer CO2-neutralen Wirtschaft bewältigt werden kann, müssten Politiker in erster Linie die Menschen einbinden statt sie abzuschrecken. „Es geht darum, nicht besonders radikale Maßnahmen umzusetzen, sondern besonders wirksame.“

Auf die Frage, wie solche Maßnahmen in der Praxis umgesetzt werden können, gibt der Kretschmann eine klare Antwort: „Insgesamt müssen wir das Potenzial der Marktwirtschaft nutzen, mit marktwirtschaftlichen Instrumenten.“ Kein anderes System sei so dynamisch wie die Marktwirtschaft, und diese Dynamik sei nötig für schnelle Veränderungen. Grundsätzlich gehe es darum, „das Ökologische in unserer Marktwirtschaft genauso tief zu verankern wie das Soziale.“ Dafür müssten Preise „die ökologische Wahrheit sagen“ und so die entsprechenden Signale geben.

Trotz Krisenbefund ist Kretschmann überzeugt: Wenn wir jetzt die Weichen richtig stellten, ist die Wende zu schaffen. Wie eine Verbindung von Ökonomie und Ökologie gelingen könne, dafür fehle heute das Vorstellungsvermögen. Zukunft sei nicht immer eine lineare Fortschreibung von aktuellen Trends. Aber um solche Trends zu durchbrechen brauche es vor allem auch Pioniere. „Solche wir Ihre Hochschule, die sich am Leitbild der Nachhaltigkeit ausrichtet.“ Auch das Land Baden-Württemberg gehe in vielen Fragen der nachhaltigen Entwicklung national und teilweise auch international voran. „Ich lade Sie ein, liebe Studierende“, so der Ministerpräsident zum Abschluss seiner Ausführungen, „begeben Sie sich auf eine spannende Reise in die Welt der Nachhaltigkeit. Und treten Sie dem Club der Nachhaltigkeits-Pioniere bei.“