Winfried Kretschmann besuchte Fachhochschule Nürtingen

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Die Politik habe die Entwicklung der Fachhochschule Nürtingen positiv unterstützt, begrüßte Prorektor Prof. Dr. Karl-Heinz Kappelmann die Besucher aus dem Landtag, Winfried Kretschmann, den Landtagsabgeordneten der Grünen für den Wahlkreis Nürtingen/Filder, und die parlamentarischen Berater Thomas Gehring (für Bildung) und Franz Untersteller (für Umwelt). Zu den Grünen habe die Fachhochschule ein gutes Verhältnis, so Kappelmann, und er werde die Gelegenheit nutzen, zusammen mit den anwesenden Professoren gegenwärtige Probleme anzusprechen und Wünsche vorzutragen.

Kappelmann wünscht sich mehr Finanzautonomie für die Hochschulen. Zum Beispiel sei es aufgrund der Bindung an die Besoldungsvorgaben des BAT schwierig bis unmöglich, hochqualifizierte Fachkräfte im Bereich Informatik zu bekommen. Das in der Industrie bezahlte Gehalt sei eben um ein Drittel höher. Auch die von der Bundesregierung geplante leistungsbezogene Besoldung für Professoren werde nicht helfen, da man bei der vergleichsweise niedrigen Eingangsbesoldung mit der Wirtschaft konkurriere. Mit einem eigenen Budget dagegen hätte man einen größeren Entscheidungsspielraum. Professor Dr. Karl-Josef Durwen vom Fachbereich Landschaftsarchitektur und Landschaftsplanung bestätigte, daß Organisation, Betreuung und Ausbildung im Bereich der EDV in einigen Jahren aufgrund von Personalmangel nicht mehr zu leisten wären. Außerdem seien die Mittel für Neuinvestitionen in die EDV sehr knapp bemessen.
Wenn die Hochschulen über ihr eigenes Budget verfügen und Bauherren sein könnten, wäre eine effizientere Planung und bedarfsgerechtere Durchführung von Vorhaben möglich, so Verwaltungsdirektor Roland Bosch. Er denke dabei insbesondere an die Sanierung von Kollegiengebäude I, die sich seit Jahren hinauszögere. Wenn das gewünschte Kommunikationszentrum aus Mensa und Cafeteria nicht in absehbarer Zeit entstehe, würde eine Schließung der Mensa wegen mangelnden Zuspruchs bevorstehen.
Prof. Dr. Karl-Josef Durwen bedauerte, daß die Fachhochschule nicht mehr so wie in früheren Jahren in regionale Projekte wie Kartierung oder Biotopvernetzung einbezogen werde. Ein Regionalbezug sei aber für Lehre und Forschung unbedingt notwendig. Es sei leichter, Drittmittel von der Industrie zu erhalten als Landesmittel.
Obwohl die Fachhochschule Nürtingen ein ökologisches Profil habe - der Schwerpunkt von 10 % der Studenten eines Semesters - wurde ihr, so Prof. Dr. Gerhard Knecht vom Fachbereich Agrarwirtschaft und derzeitiger Dekan, kein Master-Studiengang in diesem Bereich genehmigt. Er versuche derzeit, in Zusammenarbeit mit der Fachhochschule Sigmaringen einen Master-Studiengang "Food Chain Management" auf den Weg zu bringen, der auch für die Nürtinger Studenten offen ist. Daß die Studenten der Uni Hohenheim einen Umweltstudiengang in 6 Semestern abschließen können, der Fachhochschule Nürtingen aber nur ein Umfang von 7 Semestern genehmigt wurde, hält er für unrealen Wettbewerb. Knecht beklagte den Rückgang der Zahl der Studierenden im Bereich Agrarwirtschaft. Dagegen stehe ein gutes Stellenangebot: ein Absolvent könne derzeit unter drei Stellenangeboten wählen. Winfried Kretschmann schlug vor, daß man Studenten für den Studiengang durch den Hinweis gewinnen könne, der Landwirt der Zukunft könne auch "Energiewirt" sein. Mit dem neuen Energie-Einspeise-Gesetz werden sich eine technisch ausgereifte Biogasnutzung und die Energiegewinnung durch die Verbrennung von Holzhackschnitzeln auch aus wirtschaftlicher Sicht lohnen.
Die Gastgeber von der Fachhochschule Nürtingen äußerten sich zufrieden über die Ergebnisse des Gesprächs. Winfried Kretschmann versprach, sich für die Belange der Hochschule einzusetzen. Die erhaltenen Informationen seien eine gute Grundlage für die weitere Arbeit.