Umwelttag 2013: Herkulesaufgabe Hochwasserschutz

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Die Preisträgerinnen des „Umweltpreises 2013“: Regina Braig (links) und Katja Gräber zusammen mit den Betreuern Prof. Dr. Rainer Gräf (links) und Prof. Helmut G. Hohnecker.

- „Umwelttag 2013“ an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen, Thema Hochwasserschutz, Umweltpreis vergeben -

NÜRTINGEN. (hfwu) Überschwemmungen nach dem Orkan in Norddeutschland, ein neues Hochwasserschutzgesetz in Baden-Württemberg: Vor aktuellem Hintergrund fand der diesjährige „Umwelttag“ der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) zum Thema Hochwasserrisiko-Management statt.

Die Bilder von den Zerstörungen, die Orkan „Xaver“ verursacht hat, sind noch präsent. Neben solchen extremen Ereignissen haben in diesem Jahr auch wieder bundesweit Überschwemmungen an großen und kleinen Gewässern erhebliche Schäden verursacht. Durch eine EU-Richtlinie, wie Hochwasserrisiken zu bewerten und managen sind, sind die EU-Staaten verpflichtet, Hochwassergefahren- und -risikokarten zu erstellen. Welche Daten diese Karten erfassen, welche Maßnahmen zusätzlich zum Schutz vor Hochwasser und zur Minimierung von Hochwasserrisiken ergriffen werden können, diese und anderen Fragen rund um das Hochwasserrisiko-Management standen jetzt im Mittelpunkt des „Umwelttags“ an der HfWU. Ausrichter der Fachtagung, zu der knapp hundert Teilnehmer an die Hochschule nach Nürtingen kamen, war der HfWU-Masterstudiengang Umweltschutz.

„Die landesweite Erstellung der Hochwassergefahrenkarten ist ein bisher einzigartiges Gemeinschaftsprojekt zwischen Land und Kommunen mit einer Vielzahl beteiligter Akteure innerhalb und außerhalb der Verwaltung“, so Christoph Sommer, Diplom-Ingenieur vom Regierungspräsidium Stuttgart, in seinem Referat. Bei dem mit rund 40 Millionen Euro budgetierten, vom Regierungspräsidium koordinierten Projekt, würden über 12.000 Flusskilometer berechnet, 250.000 Profile von Gewässerbauwerken erstellt und hunderte Verträge mit dutzenden von Auftragnehmern ausgearbeitet. Bis Ende 2015 sollen für Baden-Württemberg alle Hochwassergefahrenkarten erstellt sein. Horst Kugele, Hochwasserschutz-Experte beim Regierungspräsidium Karlsruhe, zeigte an einem konkreten Beispiel, wie komplex und umfassend Hochwasserschutz in einem dichtbesiedelten Raum ist. Am Oberrhein soll unter Regie des Regierungspräsidiums im Auengebiet Bellenkopf/Rappenwört auf einer Fläche von über 500 Hektar ein Rückhaltevolumen von 14 Millionen Kubikmeter Wasser geschaffen werden. Dass Hochwasserschutz nicht nur für direkte Anlieger von Rhein oder Elbe, sondern durch die vermehrt auftretenden Starkniederschläge generell für viele Kommunen ein drängendes Thema ist, erläuterte Diplom-Ingenieur Erhard Winkler, Geschäftsführer des Stuttgarter Ingenieurbüros Winkler und Partner. Am Beispiel der Anliegerkommunen der Körsch erläuterte Winkler wie auf Basis einer umfassenden Flussgebietsuntersuchung maßgeschneiderte Hochwasserschutzmaßnahmen für die Region entwickelt wurden.

„Zu einem naturverträglichen und nachhaltigen Hochwasserschutz ist es noch ein sehr weiter Weg“ – zu diesem Fazit kam Prof. Dr. Emil Dister vom Karlsruher Institut für Technologie (KIT). Dister bemängelte in seinem Referat, beim Hochwasserschutz seien heute kaum ein „gesamthafter Blick auf das Problem, geschweige denn gesamthaften Konzepte und Lösungen“ zu registrieren. Zum Abschluss der Tagung sprach Christiane Müll. Die Abteilungsleiterin bei der SV Sparkassen Versicherung Stuttgart sieht, bedingt durch den Klimawandel, sich verschärfende Umwelteinflüsse. Deshalb müssten der Staat, die Bürger und die Versicherer vermehrt Risikopartnerschaften eingehen. Für direkte Betroffene seien entsprechende Vorsorge bereits bei Bauvorhaben und ein Versicherungsschutz von existenzieller Bedeutung.

Im Rahmen des „Umwelttags“ verleiht die Hochschule den „Umweltpreis“. Die von der Beton Süd Marketing GmbH gesponserte Auszeichnung wird für hervorragende Abschlussarbeiten im Studiengang Umweltschutz vergeben. In diesem Jahr wurde der Preis zweigeteilt und ging zum einen an Regina Braig. Sie zeigte in ihrer Master-Arbeit, wie die innerbetriebliche Abwasserbehandlung der Firma Bosch am Standort Bamberg verbessert werden kann. Betreut wurde sie von Prof. Dr. Rainer Gräf von der Hochschule Esslingen, bei Bosch von Astrid Dudel. Ebenfalls ausgezeichnet wurde Katja Gräber. Sie erhielt den Preis für ihre Untersuchung, wie am Beispiel des Bewässerungsgebietes Calw-Hirsau Regenwasser weitergehendend gereinigt und der Schmutzanteil in  Entwässerungssystemen verringert werden kann. Gräber wurde an der Hochschule für Technik in Stuttgart (HfT) von Prof. Helmut G. Hohnecker und Diplom-Ingenieur Thomas Zeltwanger betreut.

Beim Masterstudiengang Umweltschutz arbeiten die Hochschulen Esslingen und Reutlingen, die HfT und die HfWU zusammen. Die verschiedenen Hochschulen bringen ihre jeweiligen Umweltschutz-Kernkompetenzen in das Studienangebot ein. Die Lehrveranstaltungen werden im täglichen Wechsel an einem der vier Hochschulstandorte in der Region angeboten. Die Federführung liegt bei der HfWU.