Therapiekonferenz in Nürtingen war voller Erfolg

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Volles Haus an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt: Über 200 Experten aus dem Bereich der Dramatherapie waren nach Nürtingen gekommen. (Foto:B. Fischer)

Dramatherapie in Aktion: Workshops und Seminare befassten sich mit den verschiedenen Ausdrucksmöglichkeiten dieser Therapieform. (Foto: L. Schlegel)

– Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU), Europäische Föderation für Dramatherapie, Abschluss Konferenz, 27. bis 29.4., in Nürtingen –

NÜRTINGEN. (hfwu/ls) Die internationale Konferenz der Europäischen Föderation für Dramatherapie in Nürtingen am vergangenen Wochenende war ein voller Erfolg. 200 Wissenschaftler, Therapeuten und Studierende kamen an die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) und nahmen an Vorträgen und Workshops zum Thema Grenzen teil.

„Es verlief alles wunderbar“, freute sich Johannes Junker, Professor für Theatertherapie an der HfWU, im Anschluss an die 4. Europäische Konferenz der Föderation für Dramatherapie e.V. (EFD). „Ich danke allen, die mitgeholfen haben: dem internationalen Organisationsteam, den helfenden Studierenden aus Nürtingen und nicht zuletzt den 52 Referentinnen und Referenten.“

„Ich empfinde es als Ehre und Privileg, auf dieser Konferenz zu sprechen. 200 Menschen sind gekommen, das ist wundervoll“, sagte Anna Seymour, die Lehrstuhlinhaberin für Theatertherapie an der Universität Roehampton in London, in ihrem die Konferenz einleitenden Vortrag. Auch Jessica Williams Ciemnyjewski von der Föderation für Theatertherapie betonte in ihrer Ansprache: „Es ist bewegend für mich. 2006 waren wir nur eine Handvoll Leute, die Theatertherapeuten aus Europa zusammenbringen wollten. Es ist unglaublich, was hier gewachsen ist.“

HfWU-Rektor Andreas Frey hatte zuvor die internationalen Gäste willkommen geheißen. Die HfWU ist der erste Standort im deutschsprachigen Raum, an dem das psychotherapeutische Verfahren studiert werden kann.

Das Thema der Konferenz „Borders in Action“ wurde vor allem in praktischen Workshops behandelt. Dort konnten Studierende Seite an Seite mit fertigen Dramatherapeuten mitmachen. Die Experten tauschten sich über neue therapeutische Ansätze und Methoden rund um das Thema Grenzen aus. Susana Pendzik und Galila Oren aus Israel gaben etwa einen herausragenden Workshop zu der Frage, wie sich globale Themen auf das Geschehen zwischen Therapeut und Patient auswirken. Pendzik sagte: „Die große Welt schleicht sich ein in den scheinbar geschützten Therapieraum, wie ein Geist.“

Lukas Eisenschmid studiert Theatertherapie im zweiten Semester in Nürtingen. Er nahm an dem Workshop teil – ebenso wie sein eigenen Professor und efd-Präsident Junker und Seymour aus England. „Es ist fantastisch“, so der 23-Jährige. „Wir haben hier Kontakt zu den wichtigsten Experten unserer Fachrichtung, und das auf einer tollen Ebene. Obwohl ich gerade erst angefangen habe mit Theatertherapie, fühle ich mich auf der Konferenz als Teil der Szene.“

Auch der Bereich Flüchtlinge und Traumata blieb beim Thema Grenzen nicht aus. Cathrin Clift und Patric Tavanti aus Berlin erzählten während ihrem Workshop von ihrer Arbeit in Flüchtlingsunterkünften. „Theatertherapie ist die Form der Psychotherapien, in der das Unaussprechbare darstellbar wird und das Unsichtbare sichtbar. Darüber gerade mit Kindern zu arbeiten, die Dinge erlebt haben für die sie keine Worte haben – da ist genau das die Therapieform, die am besten funktioniert“, so Tavanti. Stelios Krasanakis aus Griechenland sprach in seinem Vortrag über die schwierige Situation seines Landes, als Tor zwischen Europa und der kriegsgeplagten Welt außerhalb. Auch er erörterte theatertherapeutische Wirkungsweisen in diesem Arbeitsumfeld.

Am Samstagabend wurden die Gäste in einer großen Feier verabschiedet. Drew Bird von der Universität Derby in England führte ein Theaterstück auf. Auch Studierende aus Nürtingen präsentierten eine Abschlussaufführung zum Thema Grenzen. Wann und wo die nächste Europäische Konferenz für Theatertherapie stattfinden wird, ist noch nicht bekannt. Doch eines dürfte klar sein: Nürtingen hat sich als neuer wichtiger Standort der Fachrichtung spätestens an diesem Wochenende international etabliert.

Nürtingen, 30.04.2018
Laura Schlegel