Schutzraum Kunst

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Der Zirkuswagen der Schulintegrierten Kunsttherapie von Anita Gremmelspacher an der Braikeschule in Nürtingen.

- Tagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) zum Thema „Kunsttherapie als Prävention im schulischen Kontext“ -

NÜRTINGEN (hfwu). Kunsttherapeutische Angebote an Schulen können maßgeblich dazu beitragen, dass Kinder und Jugendliche Krisensituationen besser bewältigen. Dies machte eine Tagung an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) deutlich.

Zu der zweitägigen Arbeitstagung unter dem Titel „Kunsttherapie als Prävention im schulischen Kontext“ hatten die Hochschulstudiengänge Künstlerische Therapien der HfWU eingeladen. „Prävention ist der entscheidende Grund für kunsttherapeutisches Handeln an Schulen“, betont Dr. Christine Mechler-Schönach, Kunsttherapeutin und Professorin an der HfWU. Kunsttherapie könne einen schützenden und stabilen Rahmen schaffen, um Kinder in Krisensituationen zu unterstützen. Damit leisten kunsttherapeutische Angebote einen wichtigen Beitrag dazu, dass Kinder schwierige Phasen gut bewältigen und sich wieder den schulischen Anfordernissen zuwenden können.

Die Tagung führte den Diskurs weiter, der vor einigen Jahren an der Hochschule für Kunsttherapie in Nürtingen von Mechler-Schönach angestoßen und nun vom Kunstpädagogen Prof. Dr. Tobias Loemke aufgegriffen wurde. Mechler-Schönach und Loemke weisen darauf hin, dass sich die beiden Disziplinen Kunstpädagogik und Kunsttherapie in ihren spezifischen Qualitäten unterscheiden. Die eine öffnet sich den unterschiedlichen Dimensionen der visuell erfahrbaren Welt, die andere hingegen ermöglicht einen sicheren und geschützten Rahmen. Beide gehen allerdings vom „transformatorischen Potenzial des künstlerischen Handelns für Menschen aus“, so Tobias Loemke.

In Nürtingen haben sich an verschiedenen Schulen kunsttherapeutische Angebote bereits bewährt. Seit mehreren Jahren gibt es die Schulintegrierte Kunsttherapie von Anita Gremmelspacher in ihrem Zirkuswagen an der Braikeschule, Kunsttherapie ist auch fester Bestandteil an der Weiherbachschule in Grötzingen.

Im Rahmen der interdisziplinären Arbeitstagung kamen rund 150 Teilnehmer nach Nürtingen. Christine Mechler-Schönach und Tobias Loemke skizzierten in ihrem Vortrag die Bedeutung der Kunsttherapie und der Kunstpädagogik in Bezug auf die Prävention für die Schule. Dr. Teresa Sansour und Susanne Bauernschmitt von der Pädagogischen Hochschule Heidelberg präsentierten das künstlerische Projekt „unterwegs“ an der Schnittstelle von Sonder- und Kunstpädagogik. Über die Bedeutung der ästhetischen Bildung von Kindern im Elementarbereich sprach Prof. Dr. Christian Widdascheck von der Alice Salomon Hochschule Berlin. In einem weiteren Referat zeigte Prof. Dr. Susanne Liebmann-Wurmer von der Friedrich-Alexander-Universität Erlangen-Nürnberg aus kunstpädagogischer Perspektive, wie sich Gestaltungen von Kindern auch in ihren Handlungen zeigt.

Neben den wissenschaftlichen Vorträgen berichteten Anita Gremmelspacher und Stefanie Hole von der Braikeschule in Nürtingen von ihrer Zusammenarbeit innerhalb der Schulintegrierten Kunsttherapie. Zudem gaben der Kunsttherapeut Prof. Thomas Staroszynski und die Sonderpädagogin Ewa Guziak einen Einblick in ihre Erfahrungen im Rahmen von deutsch-polnischen Seminaren mit beeinträchtigten Jugendlichen in Auschwitz. Die Kunstpädagogin Dr. Anna-Maria Schirmer hielt abschließend einen Vortrag über das Phänomen Angst an Schulen in dem sie den Unterschied zwischen förderlichen und störenden Dimensionen von Angst aufzeigte. Eine begleitende Poster-Ausstellung gab Einblicke in kunsttherapeutische Praxis- und Lehr-Projekte, die von Lehrenden und Studierenden an unterschiedlichen Schulen durchgeführt wurden.

Über die Tagung hinaus sei es nun das Ziel, „in einem weiterführenden theoretischen Diskurs die Potenziale der Kunsttherapie im schulischen Kontext auszudifferenzieren und für politische Entscheidungen prägnant zu formulieren“, so Tobias Loemke.