Profis für mehr Dienst am Kunden

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Profis für mehr Dienst am Kunden
- 5. Immobilienkongress der Fachhochschule Nürtingen -
NÜRTINGEN/GEISLINGEN. (ab) Hochkarätige Referenten und fast 400 Gäste und Studierende haben am 5. Immobilienkongress der Fachhochschule Nürtingen am Standort Geislingen teilgenommen. Unter dem Titel "Markt und Trends" spannten die Referenten den Bogen von der gegenwärtigen Marktlage zu den immobilienwirtschaftlichen Herausforderungen der Zukunft. Fazit: Die Unternehmen müssen professioneller werden und sich auf die Kunden zu bewegen.

Wohin geht der Immobilienmarkt? Wissen tut das keiner, aber mittels moderner Researchmethoden können Prognosen professionalisiert werden. Dr. Thomas Beyerle, Leiter Research der Allianz Dresdner Immobiliengruppe, referierte über strategisches Portfoliomanagement und erläuterte neue Denkansätze im Research aufgrund veränderter wirtschaftlicher Rahmenbedingungen und globaler Märkte. Eine einheitliche Rasterbildung der internationalen Immobilienmärkte sei schlichtweg unmöglich.
Professionelle Analysemethoden statt "Bauch-Entscheidungen" fordert Dr. Susanne Ertle-Straub, Lehrbeauftragte der FH Nürtingen und freiberufliche Analystin und Beraterin. Sie stellte Methoden der Standortanalyse vor, um einzelne Objekte zu bewerten. Diese stehen immer unter dem Gesichtspunkt, den potenziellen Immobilien-Nutzer bestmöglich zu befriedigen.
Ein Profi in Sachen Prognosen ist Diplom-Geograph Hartmut Bulwien, Vorstandsvorsitzender der Bulwien AG. Jedes Immobilienobjekt müsse nach Bulwiens Erfahrungen separat betrachtet werden: "Die Miete in Frankfurt ist eben eine ganz andere als in München." Für die nächsten Jahre erwartet Bulwien ein stagnierendes Wirtschaftswachstum von zwei Prozent. Die Aussichten auf dem Büromarkt schätzt Bulwien als nicht besonders rosig ein. Viele in Bau und Planung befindliche Gebäude würden nicht gebraucht. Doch leider zeige ihm die Erfahrung, dass gerade solch negative Prognosen nicht gerne gehört werden. Er hofft, dass Deutschland keine amerikanischen Verhältnisse mit zweistelligen Leerstandsquoten blühen.
Immobilien als Investitionsmarkt beleuchtete Dr. Matthias Thomas von der DID Deutschen Immobilien Datenbank GmbH. Er hob die Wichtigkeit von Bewertungsmethoden mit Hilfe verschiedener Beispiel-Indizes hervor. Er sagte aber auch, dass Bewertungen trotz hoher Professionalisierung immer Schätzungen blieben. Doch erst durch die Erfahrungen der Vergangenheit sei ein Ausblick in die Zukunft möglich. Der deutsche Markt für offene Immobilienfonds berge im Vergleich zu anderen internationalen Märkten weniger Renditechancen, aber die Anleger verbringen "ruhigere Nächte" wegen der geringeren Risiken.
Weil Märkte sich verändern, fordert Stefan Wolter, Leiter Vertrieb und Market Research Facility Management der Deutschen Telekom Immobilien und Service GmbH, professionelle Immobiliendienstleister. Die Kunden müssen bei Immobiliengeschäften im Mittelpunkt stehen. Eine Immobilie muss attraktiv sein. Dabei komme den Nebenkosten eine entscheidende Rolle zu. Flexibilität im Umgang mit den Kunden schärfe das Unternehmensprofil. Wolter fordert für die Unternehmen Alleinstellungsmerkmale, da beim vorhandenen Verdrängungswettbewerb nur wenige "Große" überleben könnten.
Einen interessanten Blickwinkel öffnete Rainer Schamoni. Der stellvertretende Vorstandsvorsitzende der Techem AG legte sein Augenmerk auf die Sportförderung und riet Unternehmen zu einem derartigen Engagement. Sport schaffe ein Angebot zur Freizeitgestaltung, fördere die Integration von Menschen und habe Vorbildfunktion. Gerade für Unternehmen der Immobilienwirtschaft sieht Schamoni gute Möglichkeiten sich im Umfeld von Wohnsiedlungen zu engagieren. Schamoni appelliert daran, Sportförderung vor allem in der Nachbarschaft zu betreiben. Nachwuchsförderung verbessere zudem wichtige gesellschaftliche Strukturen.
Professor Dr. Heinz Rehkugler vom Lehrstuhl für Finanzwirtschaft und Banken der Albert-Ludwigs-Universität Freiburg sieht die Chancen für Unternehmen und Investoren in der so genannten "Immobilien AG". Die sichere Immobilienanlage wird so mit der hohen Fungibilität von Aktien verbunden. Hauptzweck und Ertragsquelle einer Immobilien AG ist die Entwicklung und Verwaltung von Immobilien einschließlich eines dazugehörigen Dienstleistungsangebots. Mit einer fairen Immobilienbewertung könnten Immobilienaktien künftig in Deutschland ein erfolgreiches Börsensegment werden.
Zwei ehemalige Studierende der Fachhochschule Nürtingen prognostizierten, daß die Zukunft im Handel und der Gastronomie auf den Flughäfen liege. Dieser "Non-Aviation-Bereich" wächst. Christina Maier und Christian Huber gehören der Geschäftsleitung der C. Wöllhaf GastroService GmbH an, die auf den großen deutschen Flughäfen aktiv ist und zu den 50 größten deutschen Gastronomie-Unternehmen gehört. Flughäfen würden zu multifunktionalen Dienstleistern, die täglich von vielen Menschen besucht werden.
Als Geschäftsführer der Lufthansa Gebäudemanagement Holding GmbH, zeigte Dr. Ing. Peter Haller die "Entwicklungstrends im Facility Management". Er warnte vor Kostensteigerungen. Dort wo die eigenen Kompetenzen nicht mehr ausreichten, müssten die Kostentreiber aufgegeben werden - Outsourcing sei gefragt. Dies dürfe jedoch nicht zu Lasten der Arbeitnehmer gehen. Außerdem müsse die Immobilienwirtschaft professioneller und die Ausbildung intensiv gefördert werden."
Gastgeber Prof. Dr. Hansjörg Bach von der Fachhochschule Nürtingen hörte dies gerne. Um gerade solche Denkanstöße zu erhalten, dient der Geislinger Immobilienkongress: Ein Austausch zwischen Lehre und Beruf für ein praxisorientiertes Studium, damit die Absolventen fit für die Herausforderungen der Zukunft sind.