Nachhaltigkeit als Weg aus der Krise

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NÜRTINGEN (pm) Das Studium generale der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) befasste sich in Nürtingen an fünf Abenden mit der gesellschaftlichen Verantwortung von Unternehmen. Die zentrale Botschaft aller Vorträge: Unternehmerisch Denken und Handeln zielt auf langfristigen Erfolg – und umfasst damit notwendig auch ökologische und gesellschaftliche Aspekte. Im Wintersemester folgt anlässlich des 20jährigen Bestehens des Studiengangs Umweltschutz eine Reihe zum Thema „Umwelt und Wirtschaft“.

„The business of business is business“ – an dieser viel zitierten Einsicht von Milton Friedman wollte keiner der Redner in der Reihe „Corporate Social Responsibility“ (CSR), die jetzt zu Ende ging, rütteln. Ein Unternehmen kann und darf nicht nur Gewinn machen, es muss dies sogar, wenn es erfolgreich sein will. Die öffentliche Vortragsreihe unter der Leitung der HfWU-Professoren Dr. Katja Gabius und Dr. Cyrus Achouri stellte daher nicht das Ob, sondern das Wie des Erwirtschaftens von Gewinnen zur Debatte. Katja Gabius, Leiterin des Geislinger Studiengangs Wirtschaftsrecht, führte in ihrem einleitenden Beitrag aus, dass es neben umfangreichen gesetzlichen Vorgaben heute auch ähnlich umfangreiche, selbst auferlegte unternehmensinterne Verhaltenkodices gibt, die unternehmerisches Wohlverhalten reglementieren. Die Einhaltung bestimmter ökologischer, sozialer und ethischer Standards sei, so Koreferent Cyrus Achouri, kein der Wirtschaft fremder moralischer Selbstzweck, sondern müsse von Unternehmen strategisch ins Unternehmensziel integriert werden, wenn sie langfristig wettbewerbsfähig sein wollen.

Die Veranstalter konnten Vertreter von vier namhaften Firmen gewinnen, die die jeweiligen CSR-Strategien öffentlich zur Diskussion stellten. Darunter Dr. Yvonne Hamm-Düppe von Siemens. Als Antwort auf die Korruptions- und Bestechungsaffäre, durch die die Siemens AG negativ in die Schlagzeilen geraten war, hat der Konzern heute die unbedingte Beachtung externer und interner Regeln mit einem eigenen Vorstandsressort zu einem festen Bestandteil der Geschäftsprozesse gemacht. Für die Robert Bosch GmbH stellte Andreas Reuter die integrierte Compliance Organisation des Unternehmens vor. Bei Bosch steht allen Mitarbeitern als Anleitung für ihr Verhalten ein Code of Business Conduct zur Verfügung, zu dem regelmäßig Schulungen angeboten werden. Florian Babel, strategischer Managementberater bei der IMB Consulting GmbH in München, stellte dar, dass langfristiger Unternehmenserfolg ohne Nachhaltigkeit undenkbar ist: „Das Unternehmen der Zukunft ist nachhaltig oder es ist nicht“. Das soziale, ethische und ökologische Profil eines Unternehmens stelle dabei das zentrale Kriterium dar. Als Vertreter der kleinen und mittleren Unternehmen referierte Jochen Schweickhardt von der Marquardt GmbH. Der Jurist betonte, dass in Familienunternehmen, die 95 Prozent aller deutschen Unternehmen ausmachen, gesellschaftliches Engagement tagtäglich gelebte Praxis ist. Im Unterschied zu großen Konzernen, bei denen CSR auch eine Frage der öffentlichen Wahrnehmung sei, gelte in Familienunternehmen eher die Devise: „Tue Gutes und sprich nicht darüber“. Es komme wesentlich auf eine Integration der kodifizierten Werte in das operative Geschäft an, ein Unternehmensleitbild ohne Konsequenzen für das Alltagsverhalten bleibe wirkungslos.

Die Veranstalter zeigten sich mit der Resonanz auf das Vortragsangebot sehr zufrieden. Nicht nur zahlreiche Studierende aus Nürtingen und Geislingen, sondern auch etliche Nürtinger Bürger fanden sich zu allen Terminen in der Hochschule ein. Die Idee einer solchen „Hochschule für alle“ wurde vor vier Jahren von der Koordinationsstelle Wirtschaft und Umwelt der Hochschule in Zusammenarbeit mit der Stadt Nürtingen ins Leben gerufen. Ihr Ziel ist es, den Dialog zwischen „Wirtschaft“ und „Umwelt“, den Kernkompetenzen der Hochschule, zu fördern und öffentlich zu führen. Dass die Zeit für diesen Dialog reif und das Interesse daran groß ist, zeigte sich auch daran,  dass nach Ende der Veranstaltungen jedes Mal noch lange bei Wein und Brezeln diskutiert wurde.

Im Wintersemester steht anlässlich des 20jährigen Bestehens des Studiengangs Umweltschutz erneut eine Reihe zum Thema „Umwelt und Wirtschaft“ auf dem Programm. Am 21. Oktober referiert Wolfgang Wolff, Geschäftsführender Vorstand des Landesverbands der Baden-Württembergischen Industrie e.V., die Sicht der Industrie auf dieses Thema, am 4. November Ivo Gönner, Oberbürgermeister der Stadt Ulm, die Sicht der Kommunen. Auch in Zukunft wird also der Begriff Nachhaltigkeit an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt in der Diskussion bleiben.

Kontakt:
Dr. Uta Eser, Beauftragte für nachhaltige Entwicklung, Studium generale; E-Mail: uta.eser@no spamhfwu.de

Internt: www.hfwu.de/de/studium-generale/oeffentliche-reihe/