Müssen Damen Strümpfe tragen?

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Nürtingen (pm) Im Seminar „Business Knigge“ der Weiter-bildungsakademie WAF der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU), lernen die Studierende alles über das überzeugende Auftreten im Job: Wie funktioniert der richtige Händedruck? Wer stellt wen zuerst vor? Müssen Damen auch bei 30 Grad Celsius Strümpfe tragen?

Sandra Müller, studierte Rhetorikerin und langjährige Seminartrainerin, führte 15 interessierten Studierenden im Seminar „Business Knigge“ in Nürtingen vor, wie man sich im Geschäftsleben nach Knigge-Benimmregeln verhalten sollte. „Viele Studierende streben einen Beruf in einer höheren Position an, dort sind diese Benimmregeln elementar“, sagt die 32-jährige Nürtingerin. Schon bei der Vorstellungsrunde erkennt Sandra Müller einige Patzer und hilft den noch etwas unbeholfenen Studierenden: „Sie müssen aufrecht stehen, langsam und deutlich sprechen sowie Blickkontakt zum Publikum halten.“

Dann folgt die Begrüßungsrunde unter den Studierenden. Aber wer grüßt im Business denn überhaupt wen? Generell gilt: Herren und Damen stehen zur Begrüßung auf. Wer den Anderen zuerst sieht, der grüßt auch als Erster. Dabei entscheidet im Business die ranghöhere Person, ob es zu einem Handschlag kommt. Mit interaktiven Gruppenübungen sollen die Studierenden nun ein Gespür für die Businessregeln entwickeln und schlüpfen in die Rolle eines Chefs und in die Rolle mehrerer Mitarbeiter, die einem Firmenkunden vorgestellt werden sollen. Oliver S., BWL-Student aus dem 1. Semester, ist sich seiner Sache sicher und stellt sich als Chef zuerst vor. Die Seminarleiterin schreitet ein, denn der rangniederste Mitarbeiter wird immer als Erste vorgestellt. Nach Möglichkeit sollte der Chef zur Orientierung die Position des Ranghöheren nennen.

Doch was, wenn der Namen des Kunden nicht verstanden oder vergessen wird? Thomas S., ebenfalls BWL-Student, hat für dieses Problem eine einfache Lösung: „Ich nuschle den Namen dann eben immer etwas unverständlich.“ Die Trainerin erklärt sofort: „Nichts hört der Mensch lieber als den Klang seines eigenen Namens“. Haben sie den Namen ihres Gegenüber nicht parat, sollten sie sich umgehend entschuldigen und nachfragen.“ Kommt das Versehen nämlich erst nach einer halben Stunde ans Licht, kann es zu peinlichen Situationen führen.

Auch beim Thema Essen gibt es eine neue Knigge-Regelung: Die Servietten gehören nicht mehr auf den leergegessenen Teller, sondern werden nun leicht geknüllt links neben den Teller gelegt. Viele Regeln erscheinen den Studierenden einleuchtend, manche stoßen aber auch auf Unverständnis. „Dann habe ich doch die ganze Zeit die Serviette auf meinem Tisch liegen“, kritisiert eine Studentin. Doch das sind die neuen Knigge-Regeln und wer es zu etwas bringen möchte, sollte Sie zumindest kennen. „Wer Karriere machen möchte, sollte im positiven Sinne auf sich aufmerksam machen“, sagt die Rhetorikerin. Beim Betreten eines Aufzuges sollen die Mitarbeiter die Anwesenden freundlich grüßen und Ihren Vorgesetzten eventuell in einen kurzen Smalltalk verwickeln. So bleibt der Mitarbeiter im Gedächtnis, was bei der nächsten Personalentscheidung positive Auswirkungen haben kann.

Ebenfalls wichtig ist das Erscheinungsbild, denn der erste Eindruck entsteht bereits in den ersten fünf Sekunden. Im Geschäftsleben sind Anzug und Krawatte für Männer obligatorisch. „Ein passender Anzug ist das A und O“, sagt die Seminarleiterin. Wer also in nächster Zeit zu einem Bewerbungsgespräch eingeladen ist und nur noch den Anzug seiner Konfirmation im Schrank hängen hat, sollte lieber etwas Geld investieren. Ist der neue Anzug gekauft, muss das Markenlabel aus dem Sakkorärmel entfernt werden. Gut zu Wissen: Zu einem Anzug sind ausschließlich Uhren mit Lederarmband passend und die Krawattenspitze sollte immer auf der Gürtelschnalle enden. Aber auch die weiblichen Fraktion kommt bei den Knigge-Richtlinien ins Schwitzen: Damen müssen auch bei 30 Grad im Schatten Strümpfe tragen. Nackte Beine, offene Schuhe oder ärmellose Tops sind ein absolutes No-Go im Business. BWL-Student Oliver S. seufzt: „Das sind eine ganze Menge Regeln." Doch die Knigge-Trainerin beruhigt die Studierenden: „Ein paar Mal angewendet gehen diese Regeln in Fleisch und Blut über.“ Zwei große Fehltritte im Geschäftleben sollte allerdings jeder vermeiden: Eine angebotene Hand darf niemals übersehen und das einmal erteilte Du, darf nicht mehr rückgängig gemacht werden.

Die Weiterbildungsakademie WAF ist seit 2003 an die HfWU angegliedert und wird vom Verein WAF – Weiterbildungsakademie an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen e.V. getragen. Mit über 56 Sprachkursen unterschiedlicher Niveaustufen, elf EDV-Kursen, 24 Persönlichkeits- und Führungstrainings, sechs berufsbegleitenden Seminaren und drei berufsbegleitenden Studiengängen richten sich die Weiterbildungsmöglichkeiten jedes Semester an Alumni, Hochschulangehörige, Studierende sowie an jeden Interessierten. Die nächsten Business-Knigge Seminare finden am 21. Mai in Geislingen und am 18. Juni in Nürtingen statt.

Nähere Informationen unter: https://www.hfwu.de/weiterbildung

 Der perfekte Handschlag

…darf nicht zu fest und nicht zu lasch sein

… die Hände sollten nicht kalt oder schwitzig sein

… immer Blickkontakt halten

… und lächeln – das macht den ersten Eindruck positiv

… wahren Sie die Intimzone, treten Sie ihren Gegenüber nicht zu nahe

… es heißt Handschlag, Sie sollen die Hand nicht schütteln!