Lernlabore in den Karpaten und Klein-Tischardt

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„Innovationslabor“ mit Urban Gardening in Klein-Tischardt.

- verschiedene internationale Programme zu Nachhaltigkeit in Landschaftsplanung- und -architektur an Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) abgeschlossen; Lernort Nürtingen -

NÜRTINGEN(hfwu). Verschiedene, jetzt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) abgeschlossene interdisziplinäre Studien-Programme bei den Landschaftsarchitekten schlugen einen weiten internationalen Bogen. Auch Nürtingen diente dabei als Lern- und Erfahrungsort. Inhaltlich ging es um lokale Pionierprojekte für eine nachhaltige Transformation und soziale Innovationen.

Ob in Bukarest, den Karpaten, im jordanischen Ajloun oder in Nürtingen im Rahmen des „Hölderlin-Lab“ im Stadtteil Klein-Tischardt: Nachhaltige Entwicklung vor Ort neu denken und erproben, soziale Innovationen auf den Weg bringen und international die Erfahrungen austauschen, das stand bei etlichen mehrjährigen Studienprogrammen, die jetzt an der HfWU zu Ende gingen, im Mittelpunkt. Eins dieser Projekte ist das ERASMUS+-Programm “Strategic Partnership Community Learning for Local Change (CLLC)”. Hier ging es um die unterschiedlichen Herausforderungen, denen sich verschiedenen Regionen bei der Umsetzung von Nachhaltigkeitszielen gegenübersehen. Beispielhaft in den Blick nahm das Projekt eine ländliche Region in Estland, eine in den Karpaten, die Metropolregion Bukarest sowie Projekte in Arnheim (Niederlande) – und in Nürtingen. In den verschiedenen Regionen wurden in Kooperation mit lokalen Akteuren „Innovationslabore“ ins Leben gerufen. Grundgedanke des Programms ist, gemeinsam Erfahrungen und Know-how bei der Realisierung von Nachhaltigkeitszielen vor Ort zu sammeln und auszutauschen – und dieses Wissen in das Lehrangebot der weiterführenden Bildungseinrichtungen zu integrieren. Die HfWU hat das jetzt abgeschlossene, dreijährige Programm koordiniert. Als Partner-Institutionen waren vier europäische Hochschulen und drei gemeinnützige Organisationen mit dabei. Eins der beteiligten Reallabore ist das Hölderlin-Lab in Nürtingen, eine offene Plattform für alle lokalen Akteure im Themenfeld nachhaltige Entwicklung. Der CLLC-Abschlussbericht gibt auf Basis der gemachten Erfahrungen allen, die selbst ein „Innovationslabor“ aus der Taufe heben möchten, Empfehlungen an die Hand: Man sollte die Interessen und Grenzen der Machbarkeit der Praktiker vor Ort kennen, eine Kultur der Zusammenarbeit zwischen Wissenschaft und Gesellschaft etablieren, einen konkreten Ort für Austausch und Gemeinschaft bestimmen, die Ressourcenausstattung sichern und anpassungsfähig bleiben, wenn sich die Rahmenbedingungen ändern.

Raumplanung und Landschaftsarchitektur unter Naturschutzaspekten findet mehr und mehr im Rahmen von politischen und gesetzlichen Vorgaben der EU statt. Ein diesbezüglicher zweijähriger Kurs mit dem Titel „Landscape, Democracy and the European Union:
Empowering learners for the European Green Deal” fand jetzt ebenfalls einen Abschluss. Das online an der HfWU von Dr.-Ing. Ellen Fetzer und Prof. Dr. Michael Roth unterrichtete „Jean-Monnet-Modul” zielt darauf, Wissen, Kompetenz und eine kritische Urteilsfähigkeit bezüglich EU-Umwelt-Vorgaben im Bereich der Landschaftsplanung und -Architektur zu vermitteln. Der Kurs wurde ebenfalls über das ERASMUS+-Programm gefördert und soll an der Hochschule faktultätsübergreifend weitergeführt werden. Denn: „Die EU entwickelt sich ständig weiter und so auch die Vorgaben und Rahmenbedingungen“, erläutert Kursleiterin Ellen Fetzer.

Über die EU-Grenzen hinaus reichte das Projekt Middle East Social Innovation Lab (MESIL). Hier arbeitete die HfWU mit der Deutsch-Jordanischen Universität in Amman, der Birzeit Uni in Palästina, der Amerikanischen Uni in Beirut und drei jordanischen Nichtregierungsorganisationen zusammen. Im Fokus stand, Studierenden mit verschiedenen Unterrichtsformaten Kompetenzen und praktische Erfahrungen auf den Gebieten soziales Unternehmertum und soziale Innovationen – vor Ort in Deutschland wie in Jordanien – zu vermitteln. MESIL wurde an der HfWU von Prof. Dr. Dirk Funck koordiniert, vom Deutschen Akademischen Austauschdienst (DAAD) mitfinanziert und ist in das ERASMUS+-Programm 'Community Learning for Local Change' eingebunden. Ein letzter Vor-Ort-Workshop fand vor kurzem im jordanischen Ajloun statt, 2019 war die Projektgruppe vor Ort in Nürtingen und hatte sich mit Ideen für die Entwicklung des Nürtinger Stadtteils Klein-Tischardt befasst.

Nach den Projekten ist vor den Projekten: Ganz aktuell ist das von der HfWU koordinierte Projekt TELOS (Towards a European Landscape Economy) gestartet. Das interdisziplinäre Curriculum hat zum Ziel, Wissen und Methoden für eine nachhaltigere Landnutzung in europäischen Metropolregionen zu verbreiten. Zwei an der HfWU laufende EU-Erasmus-Projekte führen mit einem lokalen Bezug die gemachten Erfahrungen weiter und knüpfen an das erarbeitete Know-how an. Beim Programm „LED2LEAP“ stehen Mitwirkungsmöglichkeiten bei Planungsprozessen im Mittelpunkt. Das Programm WAVE befasst sich mit den besonderen Herausforderungen einer nachhaltigen Umgestaltung von Gewässer- und Flusslandschaften. Auch hier kommt wieder Nürtingen mit ins Spiel. Die HfWU nimmt im Rahmen des Lehr- und Studienprogramms zusammen mit den internationalen Partnern als Beispiel und Studienobjekt den Neckar vor Ort in den Blick.