Landschaftsdemokratie lernen

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Die Leiter des Weiterbildungsangebotes Landscape Education for Democracy trafen sich an der HfWU: Dr. Luigi Bartolomei, Dr. Ellen Fetzer, Prof. Dr. Deni Ruggeri, Prof. Dr. Diedrich Bruns und Anna Szilagyi-Nagy (v.l.n.r.). (Foto: hfwu/renner)

- Leiter des internationalen Projekts Landscape Education for Democracy treffen sich an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN (hfwu). Demokratie fängt vor der Haustüre an. Diesem Leitgedanken folgt das internationale Projekt Landscape Education for Democracy. Das Leitungsteam traf sich jetzt an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen.

Landschaft gehört allen. Welcher Wert ihr zugeschrieben, wie sie genutzt und gepflegt wird, ist eine Frage der demokratischen Mitbestimmung. Dies ist der Grundgedanke des Projekts Landscape Education for Democracy (LED). Ziel der Initiative ist es, eine Lücke in der gestalterischen und planerischen Ausbildung zu schließen. Studierenden soll das Projekt ermöglichen, sich mit Fragen der Landschaftsdemokratie, des Landschaftsrechts und der Partizipation auseinanderzusetzen. Zusammen mit der HfWU tragen die norwegische University of Life Science, die Universität Kassel, die Szent István University in Budapest, die Universität von Bologna und das in den Niederlanden ansässige Le Notre Institut das Projekt. Das LED-Leitungsteam bestehend aus Vertretern der Hochschulen traf sich jetzt an der HfWU in Nürtingen.

„Demokratie ist mehr als nur wählen gehen. Sie fängt vor der eigenen Haustür an. Ein Grundgedanke der Landschaftsarchitektur ist daher, den Menschen in den Mittelpunkt zu stellen“, erläutert Dr. Ellen Fetzer. Sie leitet von Seiten der HfWU das Projekt. An den Online-Kursen des LED-Projekts und den Workshops vor Ort haben bisher mehr als 200 Studierende aus aller Welt teilgenommen. Gelebte Demokratie bedeute, für eine Haltung und Werte einzustehen, gemeinsam einen Interessensausgleich zu suchen, so Fetzer weiter. Das Landschaftsdemokratie-Projekt biete für die Teilnehmer einen konkreten Rahmen, sich diese Kompetenz anzueignen, Demokratie als konkrete Praxis einzuüben. „Zuhören trainieren und zu lernen andere Sichtweisen wahrzunehmen ist gerade in Zeiten von Social-Media-Plattformen wichtig, bei denen vor allem Selbstinszenierung eingeübt wird“, ergänzt Dr. Luigi Bartolomei von der Universität in Bologna. Prof. Dr. Diedrich Bruns von der Universität Kassel ist überzeugt, dass Studierende aus Ländern, in denen sich antidemokratische Entwicklungen abzeichnen, insbesondere von dem Kurs profitieren. Wie die Beurteilungen des Angebots zeigten, entwickeln die Studierenden ein kritischeres Bewusstsein und lernen zugleich, wie demokratische Prinzipien konkret angewendet werden können. „Landschaft“ könne aber auch Demokratiedefizite verdecken, wenn sie lediglich oberflächlich schön und funktional gestaltet sei, ergänzt Prof. Dr. Deni Ruggeri von der Norwegian University of Life Sciences.

Die Experten des LED-Leitungsteams waren bereits vor dem Start des Online-Kurses bestens untereinander vernetzt. Sie agierten zum Thema Landschaftsdemokratie aber bislang vor allem im eigenen kulturellen Kontext. Bei der internationalen Zusammenarbeit im Rahmen des Projekts werden gerade auch kulturelle Unterschiede deutlich. So spielen bei der Gestaltung des öffentlichen Raums bei den Italienern soziale Aspekte und das Zusammenleben eine wichtige Rolle. Die Deutschen und Niederländer stellen dagegen eher Belange des Naturschutzes in den Vordergrund. Der internationale Erfahrungsaustausch eröffnet einen weiteren Horizont – und den Studierenden ein in diesem Themenfeld einzigartiges Weiterbildungsangebot. An der HfWU ist der Kurs seit kurzem als anerkanntes Modul im Studiengang International Master of Landscape Architecture integriert.