Kuh-Wohl-App bewährt sich in der Praxis

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Auf dem Betrieb von Marlies und Robert Müller bei Ravensburg stellten Uwe Eilers, Prof. Dr. Barbara Benz und Dr. Julia Stubenbord (v.l.n.r.) die Q-Wohl-BW-App vor. (Foto: Michael Götz)

- neue Managementhilfe und App zur Verbesserung des Tierwohls vor Ort vorgestellt -

NÜRTINGEN (hfwu). „Q-Wohl-BW“ ist eine Managementhilfe zur Beurteilung und Verbesserung des Tierwohls in der Milchviehhaltung. Über die App werden verschiedene Kriterien, die das Tierwohl im Stall identifizieren, abgeglichen und in einem Ampelsystem ausgewertet. Zu den Initiatoren von Q-Wohl-BW gehört die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

Die weiteren Initiatoren von Q-Wohl-BW sind zusammen mit Prof. Dr. Barbara Benz von der HfWU die Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Stubenbord und Uwe Eilers vom Landwirtschaftlichen Zentrum Baden-Württemberg. Zur Vorstellung der Managementhilfe und der dazugehörigen App hatten die Initiatoren auf einen Milchviehbetrieb im Landkreis Ravensburg eingeladen. Zu der Präsentation kamen Vertreterinnen und Vertreter des Landratsamts, der Tierärzteschaft, der Presse, verschiedener Molkereien, des Landesbauernverbands, des Milchprüfrings Baden-Württemberg e.V. und Landwirte.

Das Landwirtsehepaar Müller präsentierte auf seinem Hof an einem Laufstall für Milchkühe die Verbesserungen, die sie aufgrund der Kriterien aus dem Bewertungssystem der Q-Wohl-BW-App in ihrem Stall vorgenommen haben. Durch eine Veränderung der Liegeflächen im Stall können die Kühe artgerecht liegen und ruhen dadurch länger.

Außerdem geben sie auch bis zu drei Liter Milch am Tag mehr pro Kuh. Die Landwirtin sprach sich begeistert über die Verbesserungen des Tierwohls im Stall durch die Umsetzung von Q-Wohl-BW aus. „Wir wollen, dass es unseren Tieren gut geht“, so Marlies Müller, die das erste Mal von der kostenlosen App durch einen Vortrag von Professorin Benz erfahren hatte. Umso besser, wenn Verbesserungen im Stall und beim Management, die primär zu einem verbesserten Wohlbefinden der Tiere führen sollen, auch erhöhte Milchleistungen mit sich bringen. In Deutschland gibt es keine gesetzlichen Mindestanforderungen an das Halten von erwachsenen Rindern. Konkrete Vorgaben, wie im Q-Wohl-BW, können einen Beitrag zu einer tiergerechteren Milchkuhhaltung leisten.

Q-Wohl-BW ist eine Managementhilfe zur Beurteilung und Verbesserung des Tierwohls in der Milchviehhaltung. Über eine kostenlose App für Smartphones werden verschiedene Kriterien, die das Tierwohl im Stall identifizieren, abgeglichen und in einem Ampelsystem ausgewertet. Diese freiwillige Betriebsanalyse kann in Zukunft auch als Zertifizierung durch Molkereien genutzt werden. Die Landestierschutzbeauftragte Dr. Julia Stubenbord stellte die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkontrolle des Landeswirts heraus, mit der er sicherstellen muss, dass seine Tiere artgerecht ernährt, gepflegt und unterbracht sind. Dies soll über Tierschutzindikatoren bestimmt werden. Durch die Erfassung der Tierschutzindikatoren in der App erfüllt der Landwirt die gesetzlich vorgeschriebene Eigenkontrolle.

„Wir wollen mit Q-Wohl-BW möglichst viele Landwirtinnen und Landwirte erreichen. Deshalb sind wir auch auf die Molkereien zugegangen und haben das Projekt vorgestellt“, berichtete Barbara Benz. „Da die Kriterien speziell auf Baden-Württemberg zugeschnitten sind, können auch kleine Betriebe die Managementhilfe nutzen“, betonte die Agrarwirtschaftsprofessorin.

Der Landwirt muss sein „Mehr“ für Tierwohl auch bezahlt bekommen. Hier sind die Molkereien, der Einzelhandel, aber auch der Verbraucher in der Pflicht, für tiergerechte Produkte mehr Geld auszugeben und dies nicht wieder an der Supermarkttheke zu vergessen. Für Milcherzeuger ist Q-Wohl-BW eine Chance, um Prozessqualität im Stall hinsichtlich Tierwohl sicherzustellen und transparent zu machen.