Gut für die Menschen und den Planeten

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Prof. Müller-Lindenlauf vor Grafik/Präsentation

HfWU-Professorin Dr. Maria Müller-Lindenlauf erläuterte die „Planetary Health Diet“. (Foto: HfWU)

Vortrag im Studium generale in Geislingen befasste sich mit Studie „Planetary health diet“

GEISLINGEN (hfwu). Selbst eine noch wachsende Zahl von Menschen kann gesund und nachhaltig ernährt werden. Wie das realisiert werden kann und wie sich dafür Essgewohnheiten, Landwirtschaft und Gesellschaft ändern müssten, das erläuterte ein Vortrag im Studium generale an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU).

„Wir haben global gesehen kein Verfügbarkeitsproblem bei der Ernährung, wir haben ein Verteilungsproblem“, skizziert HfWU-Professorin Dr. Maria Müller-Lindenlauf die Ausgangssituation des Studium-generale-Vortrags an der HfWU in Geislingen (Steige). „Planetary Health Diet“ lautete der Titel der auch online übertragenen Veranstaltung. Die Agrarökologin stellte die wichtigsten Ergebnisse der vieldiskutierten „EAT-Lancet-Studie“ vor. Die darin entworfene „Planetary Health Diet“ lotet aus, mit welcher Ernährung und Agrarwirtschaft eine global nachhaltige Lebensmittelversorgung für alle Menschen möglich wäre.

Dass es weltweit gesehen genug Lebensmittel gibt, erklärt Müller-Lindenlauf mit der enormen Ertragssteigerung in der Landwirtschaft in den vergangenen Jahrzehnten und einer Vervielfachung der Anbauflächen. „Eigentlich ist die Landwirtschaft im Rückblick eine grandiose Erfolgsgeschichte“, so die Leiterin des Instituts für Angewandte Agrarforschung an der HfWU – wären da nicht die Auswirkungen auf Gesundheit und Ökologie. Ein Drittel der Weltbevölkerung sei übergewichtig. Ein Problem, das nicht nur die industrialisierten westlichen Länder betreffe. Die hohen Erträge in der Landwirtschaft würden erzielt mit künstlichem Dünger, chemischem Pflanzenschutz und steigendem Flächenverbrauch. Das beeinträchtigt etwa die Artenvielfalt und Frischwasserkreisläufe und sorgt für mehr CO2-Emissionen. „Die Erzeugung unserer Nahrungsmittel hat einen wesentlichen Anteil an der Überschreitung der Belastungsgrenze unseres Planeten“, ist Müller-Lindenlauf überzeugt.

Wie aber würde eine gesunde Ernährung für alle Menschen und eine nachhaltige Erzeugung aussehen, die die planetaren Grenzen nicht überschreitet? Diese Frage versucht die „EAT-Lancet-Studie“ zu beantworten. Die Antworten, die die Studie gibt, lassen sich auf drei Aspekte zusammenfassen, so die Wissenschaftlerin. Es bedarf einer anderen Ernährung, weniger tierischer und mehr pflanzlicher Eiweiße, also weniger Fleisch und mehr Obst, Gemüse und Hülsenfrüchte. Die Lebensmittelabfälle müssten halbiert werden. Und es müsste die Produktivität in der Landwirtschaft noch weiter gesteigert werden.

Um diesen Weg zu beschreiten gehe es grundsätzlich weniger um Innovationen, als vielmehr darum, bestehendes Know-how und bereits verfügbare Technologien effektiv einzusetzen, so die Biodiversitätsexpertin. „Eine gesunde und schmackhafte Ernährung von zehn Milliarden Menschen innerhalb der planetaren Grenzen ist machbar“, sagt Müller-Lindenlauf, „dafür ist kein grundlegender technologischer Wandel erforderlich. Wie wir das machen können, das wissen wir bereits.“ Entscheidend sei die gesellschaftlich-kulturelle Transformation. Um diese voranzubringen sei es notwendig, in allen gesellschaftlichen Milieus das Bewusstsein und die Narrative bezüglich des Themas Ernährung noch stärker zu verändern.