FH-Nürtingen: Vom Fluch der guten Tat

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- Rektor Fischer bei CDU-Fraktionschef Oettinger - Politische Hilfe angemahnt -
NÜRTINGEN. (üke) Die Fachhochschule Nürtingen steht blendend da: Hochgelobt in den Rankings von STERN und FOCUS, voll ausgelastete Studiengänge, gute Berufschancen für die Absolventen und eine wachsende Bewerberflut. So beschrieb Rektor Professor Klaus Fischer die Situation an der FH-Nürtingen, als er im Landtag ein Exemplar des Struktur- und Entwicklungsplanes an CDU-Fraktionschef Günter Oettinger überreichte. Der Wehrmutstropfen in dieser Botschaft: Der Fachhochschule fehlt es an Personal. Das Gespräch fand im Beisein der beiden Landtagsabgeordneten Jörg Döpper (Nürtingen) und Hermann Seimetz (Göppingen) statt, auf deren Initiative der Termin zustande gekommen war.

Jahrelang hat die Fachhochschule Nürtingen mehr Studierende aufgenommen als eigentlich Studienplätze vorhanden sind. Diese Überlast nahm die Hochschule auf sich, um der Bewerberflut Herr zu werden. Bis die neuen Hochschulgesetze in Kraft traten, gab es dafür auch einen finanziellen Ausgleich. Neuerdings erhalten die Hochschulen ihr Geld jedoch nach Leistung ausbezahlt. Im Falle der FH-Nürtingen rächt sich nun die hohe Überlast. Der Fachhochschule wird dies als Leistung anerkannt, aber unter dem Strich erhält die Hochschule weniger Geld, als ihr eigentlich zustünde. Dies deshalb, weil die Gelder, die leistungsorientiert zu verteilen sind, begrenzt werden. Für Prorektor Werner Ziegler ist dies "der Fluch der guten Tat. Tatsache ist: Mit einem Minimum an Personal betreut die Fachhochschule inzwischen rund 3500 Studierende.
Rektor Fischer ging es bei seinem Besuch im Landtag nicht darum, zu jammern: Im Gegenteil. Der neue Struktur- und Entwicklungsplan ist der Beweis dafür, dass sich die Hochschulleitung neuen Herausforderungen stellt und gerade in der neuen Hochschulautonomie und den Reformen Chancen für die Zukunft sieht und diese auch nutzen will. Neue Aufgaben müssen die Hochschulen bewältigen, von der Akkreditierung der Studiengänge bis hin zu modernem Controlling. Aufgaben, die die Fachhochschule Nürtingen offensiv lösen will. "Personell stehen wir jedoch mit dem Rücken zur Wand", so Rektor Fischer. Verwaltungsdirektor Roland Bosch sekundiert diese Aussage mit harten Zahlen. Das Betreuungsverhältnis der baden-württembergischen Fachhochschulen liegt im Durchschnitt bei 1:22,5, also für 22,5 Studierende steht eine Personalstelle zur Verfügung. Die beste Relation einer Fachhochschule in Baden-Württemberg liegt bei 1:17,8. An der Fachhochschule Nürtingen liegt das Verhältnis bei 1:43,4. Dies Zahl rächt sich. In den Rankings von SPIEGEL, FOCUS und STERN wird die Fachhochschule regelmäßig mit Spitzenplätzen belohnt. Gleichzeitig wird eben dort das schlechte Betreuungsverhältnis gerügt.
Rektor Fischer will für seine Hochschule insbesondere mehr Stellen in den zentralen Bereichen für die Qualität der studentischen Dienstleistungen: Bibliothek, Rechenzentrum, Akademisches Auslandsamt und Ehemaligenbetreuung. Und dafür will der Nürtinger Hochschulrektor politische Unterstützung. Das Anliegen fand bei dem CDU-Politiker durchaus Gehör. Zwar werde es nach der Aussage von Oettinger nicht mehr Geld für die Hochschulen geben. Aber der Fraktionschef signalisierte, dass er in Zukunft Gespräche darüber führen werde, wie die verfügbaren Mittel eingesetzt würden.