Energie muss besser genutzt werden

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Foto (H.-K. Hauffe ): Christian Tilk stellte das Solardachinfo der Stadt Nürtingen vor.

- HfWU-Umwelttag zur Energieeffizienz - Preise für die besten Masterarbeiten -

 

NÜRTINGEN. (pm) Die Politik und viele Verbraucher setzen auf Erneuerbare Energien. Das allein reicht nicht, um die Zukunft der Energieversorgung zu sichern. Dazu gehört auch der effiziente Umgang mit dem knappen Gut. Der diesjährige 21. Umwelttag an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) widmete sich ganz der Energieeffizienz. Sowohl in der Technik als auch für die Kommunen stecken hier noch große Potentiale. Während der Veranstaltung wurden Verfahren vorgestellt, die sich in der Praxis bewährt haben.

 

HfWU Professor Dr.-Ing. Georg Förster sensibilisierte die Zuhörer für die allgemeine Verschwendung in unserem Energiesystem und sprach über mögliche Effizienzpotentiale. In der Zukunft wird die weltweit steigende Energienachfrage und die Rohstoffverknappung zu Energiepreiserhöhungen führen. Der CO²-Ausstoß ohne Kernenergie soll gleichzeitig gesenkt und unser Wohlstand beibehalten werden. Das ist nur möglich, wenn regenerative Energien ausgeschöpft und die Energieeffizienz deutlich wichtiger genommen wird. Aber das schöne Ziel der Bundesregierung, bis 2050 den Primärenergieverbrauch zu halbieren, ist mit dem bisherigen Maßnahmenkatalog nicht zu erreichen. Nur wenn Informationsdefizite beseitigt werden, und mit mehr Anreizen, können die enormen Energiepotenziale endlich ausgeschöpft werden, so Förster. 

Blockheizkraftwerke können dazu einen Beitrag leisten. Sie erzeugen gekoppelt elektrischen Strom und Wärme.  Dieses Prinzip ist für Professor Dr.- Ing. Bernd Thomas, vom Reutlingen Research Institute der dortigen Hochschule, nichts Neues. Das Problem sei jedoch der Wärmeverlust über Fernwärmenetze bei der Erzeugung bis hin zu den Verbrauchern. Die Lösung bieten kleine und kleinste Blockheizkraftwerke und Kraft-Wärme-Kopplungsgeräte, die in Häusern oder kleinen Gewerbebetrieben stehen. An der Hochschule Reutlingen wird  die Leistungsfähigkeit von Mini- und Mikro-Blockheizkraftwerken untersucht. Die Forscher führen Zertifizierungsmessungen durch und informieren die Fachwelt und die interessierte Öffentlichkeit. Thomas verglich einige der untersuchten Blockheizkraftwerke. Er geht davon aus, dass steigende Energiepreise deren Betrieb in Zukunft begünstigen, zumal bedarfsgerechter Strom zukünftig höher vergütet werden soll.

 

Professor Dr. Ursula Eicker forscht im Zentrum für angewandte Forschung (zafh) der Hochschule Stuttgart. Sie berichtete über erneuerbare Energie aus Biomasse am Beispiel des Scharnhauser Parks in Ostfildern. Das große, urbanen Entwicklungsgebiet wird vom zafh im EU-Projekt der POLYCITY (Energy networks in sustainable cities) koordiniert. Laut Eicker funktioniert die Energieversorgung mit erneuerbarer Energie, wenn die Energieeffizienz der Gebäude gesteigert wird. Dazu braucht es jedoch die Kraft-Wärme-Kältekopplung, solares Kühlen und ein innovatives kommunales Energiemanagementsystem zur Optimierung von Versorgung und Verbrauch.

Christian Tilk von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt stellte den Solardachserver der Stadt Nürtingen vor. Die Politik verpflichtet künftig die Gebäudeeigentümer, stärker regenerative Energien zu nutzen. Die  Stadt Nürtingen und die Stiftung ÖKOWATT Nürtingen zeigen mit einer Informationsplattform eingerichtet, welche Gebäudedächer geeignet sind, um Solarstrom zu gewinnen Bisher wird nur ein Bruchteil der möglichen Flächen zur Stromerzeugung aus Solarenergie genutzt, dabei könnten 50% des Gesamtbedarfs an Strom gedeckt werden.

Zu Beginn der Veranstaltung verlieh Prorektor Professor Dr. Willfried Nobel den Umweltpreis des Masterstudiengangs Umweltschutz für die zwei besten Masterarbeiten. Der mit 500 Euro dotierte Preis, gestiftet von der Beton Marketing Süd, ging an Verena Henze und an Ralf Schlobach. Dr. Nobel ehrte Verena Henze, die sich in ihrer Wirtschaftlichkeitsanalyse der Frage stellt, ob die Produktion biogener Kraftstoffe für den Luftverkehr in Zukunft relevant sein könnte. Ralf Schlobach, der den Preis von Professor Dr. Wolfang Honnen (Hochschule  Reutlingen) überreicht bekam, erfasste das Potenzial der Kraft-Wärme-Kopplung und schätzt das darin enthaltene Marktpotential für Mikrogasturbinen ab.

Der Masterstudiengang Umweltschutz wird seit 1989 in Kooperation der HfWU mit den Hochschulen Esslingen, Reutlingen und Stuttgart angeboten. Absolventen von ingenieur-, natur- oder betriebswirtschaftlichen Studiengängen können in dem zweijährigen Studium mit dem Master abschließen. Der Abschluss qualifiziert für ein breites Aufgabenspektrum im betrieblichen und behördlichen Umweltschutz. Der Umwelttag wird vom Hochschulbund Nürtingen-Geislingen e.V., vom Bäckerhaus Veit und vom Förderverein Nürtinger Apfelsaft unterstützt.

Text: Maja Müller