Digitalisierung: Autohersteller müssen umdenken

Published at |

Foto (M.Wienand): Der Autoexperte und HfWU Professor Dr. Willi Diez auf dem Podium des Forums zur digitalen Revolution der Mobilität.

Prof. Dr. Willi Diez auf dem Podium zusammen mit seinen Gesprächspartnern, dem Vorstandsvorsitzenden der ZF Friedrichshafen AG, Dr. Stefan Sommer, Oliver Stark von der Daimler AG sowie Dr.-Ing. Ulrich Eichhorn vom Verband der Automobilindustrie (VDA).

HfWU Professor Diez beim Kongress „Digitaler Wandel“ des Staatsministeriums.

NÜRTINGEN (hfwu). Die Digitalisierung und das autonome Fahren sind für die Automobilhersteller eine große Chance, um weiter zu wachsen. Allerdings müssen sie sich auch jetzt schon damit auseinandersetzen, wie sich diese Entwicklung auf ihre künftige Wettbewerbsfähigkeit auswirken kann. Dies erklärte Dr. Willi Diez, Professor an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen und Direktor des Instituts für Automobilwirtschaft (IFA). Diez sprach beim Kongress „Digitaler Wandel – Baden-Württemberg 4.0“ des Staatsministeriums Baden-Württemberg, zu dem Ministerpräsident Winfried Kretschmann geladen hatte. An der Veranstaltung nahmen mehr als 300 Unternehmer, Manager und Wissenschaftler teil.

Im Rahmen des Fachforums „Die digitale Revolution der Mobilität: intelligent, vernetzt, autonom“ diskutierte Diez über die Auswirkungen der Digitalisierung auf die Automobilindustrie. Seine Gesprächspartner waren der Vorstandsvorsitzender der ZF Friedrichshafen AG, Dr. Stefan Sommer, Oliver Stark von der Daimler AG sowie Dr.-Ing. Ulrich Eichhorn vom Verband der Automobilindustrie(VDA).  Einig waren sich die Teilnehmer darüber, dass die deutschen und insbesondere auch die baden-württembergischen Automobilhersteller und –zulieferer bei diesem Thema gut aufgestellt sind. Bis zum autonomen Fahren müssen nach Ansicht der Experten aber noch einige technische und rechtliche Hürden übersprungen werden.

Professor Diez wies in seinem Statement vor allem auf die Rückwirkungen der Digitalisierung auf die Wettbewerbsfähigkeit der baden-württembergischen Automobilhersteller hin. So müsse beachtet werden, dass damit die Differenzierung im Wettbewerb über klassische Produktmerkmale wie Fahrleistungen, Verbrauch und  Zuverlässigkeit in Zukunft schwieriger würden: „Der Trend vom assistierten zum autonomen Fahren wird mittelfristig zu einer weiteren technischen Angleichung der Fahrzeuge führen. Gerade die baden-württembergischen Premiumhersteller leben aber von einem einzigartigen Produkterlebnis, das ihre Fahrzeuge vermitteln.“ Beim autonomen Fahren gehe diese Einzigartigkeit verloren.

Hinzu komme, dass sich mit der Digitalisierung die Kundenansprüche an das Auto verändern würden. Assistenz- und Infotainment-Systeme würden an Bedeutung gewinnen: „Wenn ein Kunde sein Auto kauft, weil er ein bestimmtes Infotainment-System haben möchte, dieses aber von Google oder Apple  kommt, haben die Automobilhersteller ein Problem.“

Letztlich müssten die Automobilhersteller ihre technologische Kompetenz dahingehend überprüfen, ob sie jene Felder abdecken, die künftig für die Kunden kaufentscheidend sind: „Wenn statt des Motors oder der Lenkung künftig  die IT-Systeme im Auto entscheidend sind, dann müssen die Automobilhersteller ihre technologische Entwicklungsschwerpunkte verändern,“ erklärte Diez.