Die Hochschule als Partner der Wirtschaft

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Professor Dr. Iris Ramme (2.v.l.) und ihre Studierenden aus drei Ländern. Sie hatten für ein Unternehmen eine umfangreiche Studie zur Dienstleistungsqualität erarbeitet.

Professor Dr. Iris Ramme (2.v.l.) und ihre Studierenden aus drei Ländern. Sie hatten für ein Unternehmen eine umfangreiche Studie zur Dienstleistungsqualität erarbeitet.

NÜRTINGEN. (üke) Als vor einigen Jahren ein findiger Schreinermeister die Idee hatte, komplette Badezimmer als vorgefertigte Module zu fertigen, hatte er die technischen Probleme relativ rasch im Griff. Echtes Kopfzerbrechen machte ihm dagegen, wie er sein neues Produkt erfolgreich vermarkten könne. An der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) konnte ihm geholfen werden. Die Experten des Steinbeis-Zentrums Marketing und Unternehmenberatung entwickelten für den Handwerksbetrieb ein maßgeschneidertes Marketingkonzept.

Das Steinbeis Zentrum ist die Transfereinrichtung wenn es darum geht, Unternehmen in der Region mit Rat und Tat aus der Hochschule zu unterstützen. Allerdings ist Zusammenarbeit mit der Wirtschaft für die HfWU auf verschiedenen Ebenen möglich. So ist im hochschuleigenen Institut für Angewandte Forschung die gesamte Forschungskompetenz aller Fachgebiete der Hochschule gebündelt. Und wie in der Lehre wird in der Forschungsarbeit der Praxisbezug groß geschrieben. Dazu kommen Studien, Analysen und Beratungsaufträge, die Firmen direkt mit der Hochschule oder indirekt mit Instituten an der HfWU abwickeln können. Viele Professoren binden dabei die Studierenden direkt in die Zusammenarbeit ein.

Im Studiengang Betriebswirtschaft entwickelten Studierende unlängst eine umfangreiche Studie, um für eine Stuttgarter Leasinggesellschaft die Kundenzufriedenheit zu erheben. Das Hotel am Schlossberg in Nürtingen hatte in der Vergangenheit ein Marketingprojekt beigesteuert und auch METABO hatte in der Vergangenheit das betriebswirtschaftliche Wissen der Hochschule vor Ort genutzt, um im Marketing und Controlling von der Hochschule zu profitieren. Einmal kamen sogar Studierende der Partnerhochschulen zum Einsatz, um für METABO im Rahmen eines Intensivprogrammes neue Vertriebswege zu erforschen.

Dieses internationale Projekt ging erst in diesem Frühjahr wieder in Nürtingen über die Bühne. Der Nutznießer war dieses Mal ein Beratungsunternehmen, das von der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt und Studierenden aus den USA (California State University Fullerton), Finnland (EVTEK University of Applied Science, Vantaa) eine Studie zur Servicequalität von Banken erarbeiten ließ. Der Auftraggeber der Studie war mit der Arbeit der Studierenden zufrieden und dessen Urteil eindeutig: „Das war das Geld wert“ oder um in der Kurssprache zu bleiben: „It was worth the money!“. Die Studierenden hatten Vorschläge formuliert, wie sich die Geschäftsergebnisse und vor allem die Servicequalität der deutsche Regionalbanken verbessern lassen.

Die Beispiele für den klassischen Wissenstransfer finden sich in fast allen Fachgebieten, in denen die Hochschule in Nürtingen aktiv ist. Das gilt für die Agrarwirtschaft ebenso wie für ökologische oder planerische Aufgabenstellungen. Die mittelständischen Betriebe der Region profitieren jedoch hauptsächlich vom betriebswirtschaftlichen und Management Know-How, das an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt vorahnden ist. So ließ sich der Wolfschluger Unternehmer Bruno Kümmerle von der HfWU im Controlling, in der Logistik und für ein Photovoltaik Projekt beraten und unterstützen. Zusammenarbeit mit der Wirtschaft funktioniert jedoch auch in der Gegenrichtung: Es ist Bruno Kümmerle, der nun die Hochschule unterstützt und den neuen Masterstudiengang „Prozessmanagement“ fördert. Ein Studienangebot, für das am 16. Juli der Startschuss fällt und das direkt auf die Anforderungen der heimischen Wirtschaft eingeht.
Wie manage ich Prozesse? Die Studierenden des Studienganges lernen von der Kärnerarbeit der Prozessanalyse bis hin zur Konzeption prozessorientierter Unternehmen alle zentralen Vorgehensweisen und Lösungsansätze kennen. Dabei geht es vor allem auch darum, schwierige Veränderungsprozesse zu organisieren. Der Studiengang richtet sich an Nachwuchs- und Führungskräfte, die neben ihrer beruflichen Tätigkeit eine Möglichkeit suchen, sich gezielt für dieses anspruchsvolle Aufgabenfeld zu qualifizieren. Bewerben kann sich, wer einen Hochschulabschluss sowie mindestens eine zweijährige Berufserfahrung besitzt. Interessenten sollten über gute analytische Fähigkeiten verfügen sowie Kreativität und Mut besitzen, um Veränderungen in Organisationen bewirken zu wollen.

G. Schmücker

Nürtingen, 10.07.2007