„Das sind keine Modelldaten, sondern Messungen“

Published at |

Prof. Dr. Ralf Ludwig, Experte für Umweltmodellierung, sprach an der HfWU in Nürtingen.

- Geowissenschaftler kontert Klimawandelskeptikern mit Fakten; Vortrag im Studium generale-Programm der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen (HfWU) in Nürtingen -

NÜRTINGEN (hfwu). Die Fakten sind bekannt. Konsequentes Handeln bleibt aus. Umso wichtiger ist es, immer wieder auf die potenziell katastrophalen Auswirkungen des Klimawandels hinzuweisen. Dies war eine Erkenntnis nach dem Vortrag des Geowissenschaftlers und Wassermanagement-Experten Ralf Ludwig an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU) in Nürtingen.

„Kein einziges Land auf der Welt handelt gegenwärtig gemäß der Pariser Klimaziele.“ Der Befund von Dr. Ralf Ludwig, Professor für Umweltmodellierung an der LMU München, ist ernüchternd. „Die Diskussion, ob ein 1,5-Grad-Temperaturanstieg noch verantwortbar ist oder 2, hat dazu geführt, dass viele denken, 2 Grad mehr wäre das schlimmste Szenario.“ Dies sei aber nicht so. Selbst wenn die Pariser Klimaziele eingehalten werden, wird es 3 Grad wärmer, betonte der Geowissenschaftler. Die Folge: Das Risiko von Hochwasser könnte so stark ansteigen, dass man mit dezentralen Mitteln nicht mehr dagegen ankommen kann.

Zu dem Vortrag von Ludwig unter dem Titel „Klimawandel und Extremereignisse – von der globalen Entwicklung zum regionalen Hochwasserrisiko und Hochwasserschutz in Süddeutschland“ im Rahmen des Studium generale waren weit über hundert Interessierte an die HfWU nach Nürtingen gekommen. An die Adresse der Klimawandel-Skeptiker gerichtet sagte Ludwig: „Die aktuelle Datenbasis, das sind keine Modelldaten, sondern Messungen.“ Aufgrund der Erdmechanik müssten wir eigentlich allmählich wieder in eine Kaltzeit einschwenken. Das passiere aber nicht. Grundsätzlich stehe der Wechsel zwischen Temperaturzu- und abnahmen über Jahre hinweg nicht im Widerspruch zur Theorie einer insgesamt stattfindenden globalen Erwärmung.

Die vor kurzem in Madrid zu Ende gegangene Weltklimakonferenz war für den Wissenschaftler ein Flop. „Sie hat das Negativszenario einer global gescheiterten Klimapolitik vor Augen geführt“ und sei die konsequente Fortsetzung dessen, was derzeit in der Klimapolitik passiere. Mit Blick auf den Hochwasserschutz sieht Ludwig besondere Herausforderungen in Baden-Württemberg. Hier gäbe es zwischen den Landschaftsräumen eine Flächenkonkurrenz, die vom Klimawandel noch verschärft werde. „Umso wichtiger ist es, frühzeitig darüber nachzudenken, wie man damit umgeht.“

Grundsätzlich seien die Informationen nicht neu, so eine Reaktion aus dem Publikum bei der abschließenden Diskussion. „Aber es ist gut, wenn sich Meldungen wiederholen, denn das schärft das Bewusstsein dafür, dass diese Meldung tatsächlich stimmt.“