Das Deutschlandstipendium startet - auch an der HfWU (Kopie 1)

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HfWU Rektor Professor Dr. Werner Ziegler sucht Stipendiengeber. Die Hälfte des neuen Deutschlandstipendiums zahlt der Bund, der Rest muss von Privatpersonen, der Wirtschaft und Verbänden kommen. (Foto: Schmücker)

- Ab sofort sind Stipendiengeber gesucht – Erste Zusagen liegen vor – Rektor Ziegler im Interview -

NÜRTINGEN. (hfwu) Die Bevölkerung in Deutschland sinkt, gleichzeitig gehen in den kommenden Jahren eine hohe Zahl an Akademikern in den Ruhestand. In unserem High-Tech Land steigt die Nachfrage nach Hochschulabsolventen. In den kommenden zehn Jahren braucht die Wirtschaft rund 2,8 Millionen zusätzliche Akademiker. Mit dem Deutschlandstipendium will die Bundesregierung die finanziellen Hürden für ein Hochschulstudium senken. Ab dem kommenden Wintersemester steigt auch die Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen in das Stipendium ein. Gesucht sind nun private Geldgeber.  Im Interview beschreibt Rektor Professor Dr. Werner Ziegler, wie das Stipendium vor Ort umgesetzt wird.

Frage: Wie funktioniert das Deutschland Stipendium, wer kann gefördert werden.

Ziegler: Studierende der HfWU, gleichgültig ob Bachelor oder Master, können gefördert werden. Die Stipendiaten erhalten 300 Euro pro Monat, davon kommt die Hälfte vom Bund, die andere Hälfte von dritter Seite. Wir müssen also Stipendiengeber finden. Das können Privatpersonen, Vereine, Clubs oder Verbände sein, vor allem jedoch haben der Bund und die Hochschulen die Wirtschaft im Blick. Wir reden über einen Betrag von 1800 Euro im Jahr pro Stipendium. Die Geldgeber können allerdings nicht bestimmen, wer das Stipendium bekommt. Das macht die Hochschule. Man kann jedoch festgelegen, ob ein bestimmter Studiengang davon profitiert. Mit dem Stipendium wird Leistung und soziales Engagement belohnt. Bei Studienanfängern entscheidet die Schulabschlussnote, bei Studierenden deren Leistungen im Studium. 

Frage: Das Stipendium ist ein Teil des Bildungspaktes der Bundesregierung. Ist dies im Sinne der HfWU hier vor Ort?

Ziegler: Voll und Ganz! Wir versprechen uns mehr, als nur die Förderung der Besten. Wir hoffen auch auf eine engere Beziehung zwischen den Stipendiengebern und der Hochschule. Vor allem geht es um konkrete Unterstützung. Wir rufen schon lange nach mehr finanzieller Unterstützung. Aber mit dem Stipendium geht es nicht um die Hochschule sondern direkt um die Förderung unserer Studierenden. Wer sich hier engagiert, der bekennt sich zu der Zukunft unseres Landes.

Frage: Nun soll ja auch die Wirtschaft ins Boot. Sehen Sie die Unternehmen in der Pflicht, mehr zur Hochschulbildung beizutragen?

Ziegler: Pflicht ist hier das falsche Wort. Die deutsche Wirtschaft tut ja auch schon einiges. Ich sehe aber die Notwendigkeit, auf freiwilliger Basis der Gesellschaft etwas zurück zu geben. Unsere Wirtschaft braucht hochqualifizierte Führungskräfte mehr denn je. Mit dem Deutschlandstipendium kann die Wirtschaft direkt zur höheren Qualifizierung des Nachwuchses beitragen und auch davon profitieren. 

Frage: Nun arbeitet die HfWU ja bereits mit Sponsoren aus der Wirtschaft zusammen. Schadet hier nicht dieses neue Stipendium?

Ziegler: Nein. Der Staat kann die Hochschulfinanzierung nicht mehr allein stemmen. Das Stipendium ist nur eine weitere Option der Unterstützung. Firmen haben die Wahl: Mit einem relativ geringen Betrag  (1800 Euro im Jahr) kann direkt den Studierenden geholfen werden. Wer will, kann nach wie vor zum Beispiel über unser Raumsponsoring, durch Stiftungsprofessuren oder mit geförderten Lehrveranstaltungen und Projekten auch die Hochschule selbst fördern.

Frage: In angelsächsischen Ländern gibt es eine lange Tradition, dass Unternehmen und Ehemalige den Hochschulen unter die Arme greifen. Wie sehen Sie die Erfolgschancen des Stipendiums?

Ziegler:  Richtig, im Vergleich zu den USA oder England ist das Stipendienwesen in Deutschland embryonal entwickelt. Kommen dort zwei Drittel des Budgets von privater Seite, sind es bei uns gerade mal 15 Prozent. Aber: Das Deutschland Stipendium ist ein erster Schritt, in das Stipendienwesen einzusteigen. Wir müssen die „Kultur des Gebens“ entwickeln. Das gilt nicht nur für Unternehmen, sondern auch für besonders erfolgreiche Absolventen, die von der Qualität ihres Studiums profitieren. Profitieren könnten von dieser Kultur übrigens nicht nur die Hochschulen sondern alle Bildungsträger. Ich sehe jedenfalls große Chancen. Aber wir werden auch niemanden überfordern. Wir lassen bewusst das Stipendium langsam anlaufen. Im ersten Jahr werden wir 17 Stipendien vergeben, im Endausbau 350. Das sind dann acht Prozent unserer Studierenden. Diese Zielmarke hat die Bundesregierung vorgegeben. Mit dem Stipendium bekennt sich unser Staat zur Bildung. Gleiches können nun auch Unternehmen und Privatpersonen tun. Es geht um die Anerkennung von Leistung aber auch von sozialem Engagement. Die ersten Zusagen von Stiftern haben wir bereits, aber es sollten schon noch ein paar hinzukommen.

Informationen zum Deutschlandstipendium: https://www.deutschlandstipendium.de/index.html oder https://www.hfwu.de/deutschlandstipendium Ansprechpartner für Stifter und Sponsoren: Hr. Bosch 07022/201-362.

Fragen: Gerhard Schmücker, Nürtingen 08. Juli 2011