Zwei Jahre Hochschulregion Tübingen – Hohenheim

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Oberbürgermeister, Landräte, Verbandsvertreter und die Hochschulleitungen der "Sechs" vereint auf dem Tübinger Schloss.

Jubiläumstreffen mit Landräten und Oberbürgermeistern

 

Am heutigen 29. November 2007 jährt sich die Unterzeichnung des Kooperations-abkommens der Hochschulregion Tübingen-Hohenheim zum zweiten Mal. Aus diesem Anlass trafen sich die Rektorate der Hochschulregion an der Universität Tübingen mit den Oberbürgermeistern und Landräten der Region, um diesen die Ziele der Initiative zu vermitteln und um Unterstützung für die Anliegen der sechs Hochschulen zu werben. Vertreten waren fünf Landräte und die Oberbürgermeister oder Bürgermeister von sechs Städten sowie Vertreter der Regionalverbände und der Wirtschaftsförderungsgesellschaft Stuttgart.

Die Hochschulregion Tübingen - Hohenheim ist ein bundesweit einmaliges Modell für die Hochschularten übergreifende Zusammenarbeit, das über die Landesgrenzen hinaus Pilot-Charakter besitzt. Sechs Hochschulen gehören dem Verbund an, nämlich die Universitäten Tübingen und Hohenheim sowie die Hochschulen Albstadt-Sigmaringen, Nürtingen-Geislingen, Reutlingen und Rottenburg.

Der Tübinger Rektor, Prof. Bernd Engler, als Gastgeber der Veranstaltung resümiert das Treffen: "Wir sind auf großes Interesse bei den politischen Verantwortlichen von Landkreisen und Städten der Region gestoßen. Unsere exemplarische Rückschau über die Aktivitäten der beiden vergangen Jahre wurde mit hoher Aufmerksamkeit zur Kenntnis genommen. Die Fülle der Kooperationen stellen einerseits einen Mehrwert für die Leistungsbilanz und die Profilierung der beteiligten Hochschulen dar. Andererseits wurde von unseren Gästen aber auch deutlich gesehen, dass die Region als Ganze von einer Zusammenarbeit ihrer Hochschulen profitieren wird. So wurde beispielsweise von den Gästen angeregt, eine gemeinsame Plattform der sechs Hochschulen für Gespräche mit der regionalen Wirtschaft zu schaffen, um die vielfältigen Angebote und Potenziale der Hochschulen mit der vitalen Wirtschaftsregion besser zu vernetzen und zu nutzen."

Die Zusammenarbeit der Hochschulen wurden den Gästen an Beispielen aus den Bereichen Studierendenservice, Studium und Lehre, Forschung sowie Verwaltung vorgestellt.

Studierendenservice: Den fast 40 000 Studierenden der Hochschulregion Tübingen-Hohenheim soll ein gemeinsamer Hochschulausweis das Studentenleben erleichtern. Der gemeinsame Studierendenausweis für alle sechs Hochschulen stand bei der Gründung der Region als erstes Projekt auf der Tagesordnung. Nach und nach wird diese nun auch verwirklicht, indem die verschiedenen Chipkartensysteme harmonisiert werden. So können zum Beispiel die Geislinger Wirtschaftsjuristen der HfWU Nürtingen-Geislingen  mit ihrem Ausweis die Bibliothek der Tübinger Juristischen Fakultät nutzen, dort im Lesesaal arbeiten und zum Mittagessen in die Mensa gehen. Nun sollen immer mehr Funktionen mit der Karte abgewickelt werden:  bargeldloser Zahlungsverkehr, das Essen in den Mensen, Kopieren und Drucken. 

Grundlage für diese Chipkarte ist auch die Fusionierung der Studentenwerke Tübingen und Hohenheim, die im März 2007 rechtsgültig wurde. Damit ist das gemeinsame Studentenwerk nunmehr alleiniger Dienstleistungspartner aller sechs Hochschulen. Die soziale Betreuung der Studierenden der ganzen Region kann auf diese Weise synchronisiert, Synergieeffekte können genutzt werden.

Ein entscheidendes Hindernis für die Mobilität der Studierenden in der Region ist allerdings die Tatsache, dass die Hochschulregion durch in drei Tarifsysteme des öffentlichen Nahverkehrs zerfällt. Die sechs Hochschulen und das Studentenwerk wollen in Verhandlungen mit den Verkehrsverbünden und der Deutschen Bahn erreichen, dass Studierende beispielsweise mit einem Ticket von Albstadt oder Tübingen preisgünstig nach Stuttgart und Hohenheim fahren können.

Studium und Lehre: Ein gemeinsamer Studiengang Geoökologie und Umweltmanagement  wird von der Geowissenschaftlichen Fakultät und der Fakultät für Biologie der Universität Tübingen, von der Hochschule Rottenburg und dem Lehrstuhl für Umweltmanagement an der Universität Hohenheim getragen. Das Studium der Geoökologie befasst sich mit der Funktion des Gesamtsystems Erde und Möglichkeiten eines nachhaltigen Umweltmanagements und erschließt Berufsfelder im Bereich von Ingenieur- und Planungsbüros, von Umwelt- und Naturschutzorganisationen aber auch in freien Berufen im Umweltmanagement.

Glänzende Berufsaussichten versprechen die Universität Hohenheim und die Hochschule für Forstwirtschaft Rottenburg für Absolventen ihrer zwei neuen Studiengänge zum Thema Bioenergie, die in enger Koordination seit diesem Semester angeboten werden. Verknüpft werden in dieser Kooperation die Gebiete Züchtung neuer Energiepflanzen,  ingenieurwissenschaftliche Konstruktion und der Wald als Reservoir für erneuerbare Energie.

Die Hochschulen Nürtingen-Geislingen und Reutlingen bieten gemeinsam einen Masterstudiengang Umweltschutz an. Nach vier Semestern erhalten die Absolventen den Abschluss „Master of Engineering (M.Eng.) – Umweltschutz“.  Diese Umweltexperten stehen Behörden, Unternehmen und Verbänden als Berater zur Verfügung, um umweltbewusst planen und produzieren zu können.

Allen diesen Studiengängen gemeinsam ist, dass die Studierenden Vorlesungen der Partnerhochschulen besuchen können, während Professoren beider Hochschulen den Schwerpunkt der jeweils anderen durch Gastvorlesungen ergänzen.

Forschung: Die Universität Hohenheim und die Universität Tübingen forschen an der Schnittstelle Ernährung und Medizin gemeinsam in ihrem neu gegründeten Zentrum für Ernährungsmedizin. Die klinische Versorgung von Patienten mit ernährungsmedizinischen Problemen zu verbessern, Forschung zu den Gebieten Übergewicht, Untergewicht, Probiotika, Nahrungsmittelallergien zu intensivieren sowie gemeinsame Lehrveranstaltungen durchzuführen, sind die Hauptaufgaben des interdisziplinären Zentrums.

Bei der Entwicklung einer Outdoorjacke  für Mitarbeiter der Forstverwaltungen arbeiteten Wissenschaftler der Hochschulen Albstadt-Sigmaringen und Rottenburg zusammen. Auf der Basis studentischer Projekt- und Diplomarbeiten wurde eine multifunktionale Forstjacke entwickelt, die bereits modifiziert in vier Bundesländern eingesetzt wird.

Die Hochschule Reutlingen und die Universität Hohenheim arbeiten in der Forschung zusammen an einem Projekt zur gekoppelten Produktion von Kraft und Wärme aus Bio-, Klär- und Deponiegas in kleinen dezentralen Blockheizkraftwerken. Die Universität Hohenheim bringt Know-how aus dem Bereich der Biogasentstehung, -aufbereitung und -verwertung ein, und die Hochschule Reutlingen ihre Expertise bei der vergleichenden Untersuchung kleiner Blockheizkraftwerke.

Verwaltung am Beispiel Beschaffungswesen: Auch im Beschaffungswesen arbeiten die sechs Hochschulen der Region zusammen. Die Universität Tübingen hat als größte Hochschule der Region mit vielen Lieferanten Rahmenverträge mit hohen Rabatten abgeschlossen, denen die übrigen Hochschulen inzwischen beitreten können. Dies ist beispielsweise bei einer europaweiten Ausschreibung für Mobiliar in großem Umfang bereits geschehen. Geplant sind auch gemeinsame Ausschreibungen, um in weiteren Feldern Kosten einzusparen.

Die Zusammenarbeit der sechs Hochschulen wird auch medial sichtbar in einem gemeinsamen Logo und einem gemeinsamem Webauftritt  www.hochschulregion.de, der gerade im Aufbau ist, alle Kooperationselemente enthalten  und demnächst freigeschaltet wird.

Kontakt:
Universität Tübingen, Michael Seifert, Tel. 0 70 71/2 97 67 89, Fax 0 70 71/29 55 66, michael.seifert@no spamuni-tuebingen.de