„Wir können voneinander lernen“

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Foto (HfWU/üke): In einer gemeinsamen Lehrveranstaltung präsentieren deutsche und schwedische Studierende ihre Arbeiten zur Stadtentwicklungsplanung.

Studierende aus Schweden zeigen Stadtentwicklung an der HfWU

NÜRTINGEN. (hfwu). Zum zweiten Mal in kurzer Zeit war eine Gruppe von schwedischen Studierenden eine Woche lang zu Gast an der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt Nürtingen-Geislingen. Wie in Nürtingen gibt es in Alnarp an der Swedish University of Agricultural Sciences einen Studiengang Landschaftsarchitektur. Studierende beider Hochschule tauschten sich mit ihren Stadtentwicklungsprojekten aus.

Die Unterschiede zwischen beiden Ländern könnten auf den ersten Blick kaum größer sein. Hier die Bunderepublik mit ihren über 80 Millionen Einwohnern, die sich auf einer Fläche von 360 000 Quadratkilometern drängen. Auf der anderen Seite das skandinavische Schweden wo neun Millionen Einwohner fast einen halbe Million Quadratkilometer bewohnen. Tummeln sich dort auf einem Quadratkilometer gerade mal 21 Bürger, sind es in Deutschland auf derselben Fläche über zehnmal so viele. Für viele deutsche Städte und Kommunen ist der fehlende Platz das Hauptproblem, den gibt es in Schweden auf den ersten Blick im Überfluss. Gibt es dann für Stadtplaner aus beiden Ländern überhaupt ein gemeinsames Thema? Wenn es um die Schwierigkeiten in der Stadtentwicklung geht sehr wohl. Hier gilt auch in Schweden die simple Wahrheit, dass Boden ein knappes Gut ist.

In beiden Ländern zeigt sich, dass die Stadtentwicklungsplanung vor allem auch eine gesellschaftliche Funktion hat. Befassen sich die jungen Planer an der HfWU vor allem mit einer demographischen Entwicklung, die den ländlichen Raum entvölkern und die regionalen Zentren wuchern lässt, sind die angehenden Landschaftsarchitekten in Schweden vor allem mit sozialen Problemen konfrontiert, die die Städte verändern. In Deutschland ist der Flächenfraß die große Herausforderung, in der Region Landskrona in Südschweden sorgen ein langsames Wirtschaftswachstum und die steigende Arbeitslosigkeit für soziale Spannungen in der Region. Das Sterben der Werftindustrie sorgt dafür, dass die Stadt ihre Identität verloren hat. Industrielle Brachflächen gibt es auch in der Region Stuttgart, wenn auch aus anderen Gründen. Gerade das Brachflächen- und Baulückenmanagement ist eine Domäne der HfWU-Planer. Und hier können beide Seiten voneinander lernen. Die schwedischen Studierenden präsentierten zehn Ideen zur Stadtentwicklung, die Landskrona zu einer neuen Identität als „grüne Arbeiterstadt“ verhelfen sollen. Ergänzend dazu gab es von den HfWU-Planern Konzepte, wie Städte und Kommunen von innen heraus entwickelt werden können.

Für die Gäste aus Schweden organisierte die Nürtinger FUGT Exkursionen zur Baustelle von Stuttgart 21, zum Scharnhauser Park und in das Naturschutzzentrum Schopfloch. Sie waren alle privat bei HfWU-Studierenden untergebracht. HfWU-Professor Dr. Christian Küpfer sieht in dem Besuch der schwedischen Studierenden die Chance für eine engere Zusammenarbeit: „Normalerweise entwickeln wir unsere internationalen Partnerschaften über den direkten Studierendenaustausch. Mit der Universität in Alnarp bewegen wir uns dagegen in kleinen Schritten vor allem fachlich und wissenschaftlich immer weiter aufeinander zu. Das passt, ein Austauschprogramm ist nur eine Frage der Zeit.“

 Gerhard Schmücker, 27.02.2012