Was haben Energiewende und „Schlaglochsteuer“ gemeinsam?

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Foto (HfWU/Arndt): Lisa Feistenauer, Georgios Kokkinidis und Ho Minh Duc präsentieren aktuelle Ergebnisse zur weltweiten Trinkwasserversorgung

Nachhaltige Entwicklung als Leitgedanke in der Finanz- und Wirtschaftskrise – Diskussion an der Hochschule -

NÜRTINGEN (hfwu). Im Großen wie im kleinen, stehen Wirtschaft und Politik vor einer Fülle ungelöster Fragen. Es ist noch immer unklar, wie die Energiewende in Deutschland erfolgreich finanziert werden kann. Weltweit haben viele Menschen keinen Zugang zu sauberem Trinkwasser, ein Problem, das auch aus ökonomischer Sicht auf eine Lösung wartet. Gleichzeitig wird aktuell eine „Schlaglochsteuer“ heiß diskutiert, und nach Alternativen gesucht. Um Lösungen zu all diesen Fragen zu diskutieren, trafen sich unlängst Wirtschaftsexperten und Studierende in Nürtingen zu einer Fachtagung an Hochschule für Wirtschaft und Umwelt (HfWU).

Unter der Überschrift „Nachhaltige Entwicklung als Leitgedanke in der Finanz- und Wirtschaftskrise“ wurde diskutiert, ob es möglich ist, wirtschaftliche Entwicklung und Wohlstand mit dem Anspruch einer nachhaltigen Entwicklung zu verbinden. Geleitet wurde die Tagung von Prof. Dr. Christian Arndt und dem Experten für Wirtschaftsethik, Dr. Jochen Fehling. Beide leiten das Referat für Nachhaltige Entwicklung in der Fakultät Agrarwirtschaft, Volkswirtschaft und Management (FAVM). Das Referat will die Studierenden der HfWU für aktuelle wirtschaftliche, soziale und ökologische Fragestellungen interessieren und sinnvolle Lösungsvorschläge erarbeiten. Das besondere an dem Konzept der Fachtagung ist daher, dass neben gestandenen Professoren auch Studierende mit ihren Forschungsergebnissen zu Wort kommen.

Die VWL Studierenden Ho Minh Duc, Lisa Feistenauer und Georgios Kokkinidis hatten eindrucksvolles Kartenmaterial erstellt, das Aufschluss darüber gab, wo auf der Welt Menschen aktuell besonders stark unter mangelndem Zugang zu sauberem Trinkwasser leiden. Zu den wesentlichen Ursachen der Trinkwasserknappheit, so analysierten die Studierenden, zählen die Unterversorgung auf dem Land sowie mangelhafte Gesetze zur Regulierung der Wasserverschmutzung durch Industrieunternehmen in Entwicklungsländern. Jonas Ramolla, ein Absolvent des Nürtinger VWL Studiengangs, erklärte, wie stark sich die Einkommensungleichheit auf das Wachstum von Ländern weltweit auswirken kann. Mit umfangreich recherchierten Daten wies er nach, dass ein gewisses Maß von Umverteilung durch das Steuer- und Abgabensystems im Sinne der sozialen Marktwirtschaft Ländern wichtige Wachstumsvorteilte bieten kann. Daniel Graf, ein weiterer HfWU Absolvent, widmete sich den Vorschlägen von Nico Paech zur sogenannten „Postwachstumsökonomie“, ein Thema das aktuell in der Nachhaltigkeitsdebatte kontrovers diskutiert wird. Graf vermied es geschickt, sich in Grundsatzdebatten zu verfangen und sondern zeigte systematisch auf, welche Handlungsoptionen für Unternehmen in dem von Nico Paech propagierten Konzept von Nullwachstum verbleiben. Der Finanzexperte Professor Dr. Tobias Popović, Hochschule für Technik Stuttgart, diskutierte mit Professor Dr. Jan Voßwinkel von der HfWU Lösungsvorschläge zur Finanzierung der Energiewende in Deutschland. Die weiteste Anreise hatte Herr Prof. Dr. Mirko Kraft von der oberfränkischen Hochschule in Coburg. In der Analyse, die der Versicherungsexperte mit im Gepäck hatte, zeigte er auf, wie Versicherungsunternehmen durch Investitionen einen Beitrag zur Energiewende leisten können, wenn man dabei die in Zukunft gültigen gesetzlichen Bestimmungen berücksichtigt.

Nürtingen, den 06.05.2014
Gerhard Schmücker