Von wegen saudumm!

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Redewendungen liegen manchmal daneben, das erlebten die Kinder bei der Auftaktveranstaltung zur 1. Nürtinger Kinder-Hochschule. Dass Schweine nicht saudumm sind, war nach der Vorlesung von Professor Dr. Gerhard Schwar-ting allen klar.

Professor Dr. Gerhard Schwarting
Dr. Gerhard Schwarting ist schon seit über 20 Jah-ren Professor an der Hochschule Nürtingen. Seit 1982 hält er Vorlesungen im Studiengang Agrar-wirtschaft. Ihm ist es wichtig, jungen Menschen die Freude und Verantwortung im Umgang mit Tieren zu vermitteln. Eigentlich wollte er als Kind Fussbal-ler werden. In der Schule interessierte er sich neben Sport auch schon sehr für die Biologie.
Teamwork war zum Entstehen des Artikels der Schülerredakteurinnen Jule Wenzelburger (11 Jah-re) und Nicole Wiesenberg (12 Jahre) nötig. Die beiden Schülerinnnen der 6. Klasse des Hölderlin-gymnasiums ergänzten sich gegenseitig, um das Leben der Schweine für die Leser darzustellen.
Nein, Schweine sind nicht saudumm! Doch trotz-dem gibt es viele negative Redewendungen über sie, wie zum Beispiel Drecksau, dumme Sau, Schweinebacke und noch viel mehr. Aber es gibt auch positive Redewendungen, wie zum Beispiel Schwein gehabt oder das Glücksschwein.
Professor Schwarting erläuterte, dass Schweine sehr intelligent sind und ein sehr gutes Gedächtnis und einen nicht weniger guten Geruchssinn haben. Aber sie sehen mit ihren kleinen schwarzen Augen schlecht. Sie lieben die Nähe zu Menschen und wollen oft gestreichelt werden.
Schweine sind zwar Allesfresser und haben oft Hunger. Aber mit Vorliebe essen sie Mais, Getrei-de, Sojaschrot und Mineralfutter. Sie schmecken den Unterschied süß-sauer und bitter-salzig. Ein erwachsenes Schwein frisst fünf Kilo und ein Ferkel 200-300 Gramm Futter am Tag. Ein ausgewachse-nes Hausschwein wiegt 350 Kilo. Wenn die Mutter ruft (grunzt) kommen alle Ferkel angerannt und werden erst mal von der Muttersau beschnuppert, ob das Ferkel auch das eigene Ferkel ist. Erst dann gibt es Milch. Die Muttersau ruft ihre Ferkel bis zu 24-mal am Tag. Junge Wildschweine bekommen mehrere Monate lang Milch, beim Hausschwein sind es nur vier Wochen.
Ein Schwein schläft 13 Stunden am Tag. Im Raid-wanger Schweinestall, den Professor Schwarting mit seinen Mitarbeitern gebaut hat, werden die Schweine morgens mit Musik geweckt. Schweine sollen früh aufstehen, um am Tag viel fressen zu können. Nachmittags von 15-19 Uhr sind Schweine aktiv.
In der Schweine-Wohnung des Professors brennt nachts immer Licht, damit die kleineren Schweine, die am Tag von den größeren Schweinen von Fut-terplatz weggedrängt worden sind, nirgendwo da-gegen rennen, wenn sie nachts zum Fressen kom-men. Die Schweine haben in Raidwangen eine Wohnung bekommen, in der sie ein Bett, eine Du-sche, einen Trinkplatz, einen Kotplatz, einen Scheuerpfahl und einen Beschäftigungsbehälter haben.
Aus ihrem Bett guckt nur der Kopf raus, denn der restliche Körper ist hinter einem Vorhang versteckt. Dieser hat die Funktion einer Bettdecke: der Kopf bleibt so kühl (10-15 C°) und der restliche Körper ist schön mollig warm (38-42 C°) der Boden ist wie eine Matratze mit Stroh isoliert. In Raidwangen sind die Schweine nicht so häufig krank, weil sie viel Platz haben.
Schweine gibt es seit 9000 Jahren vor Christus. Aber erst seit 200 Jahren werden Schweine ge-züchtet, weiß der Professor. So entstanden sehr viele Schweinerassen. In Deutschland gibt es über eine Millionen Wildschweine. Frischlinge (Baby- Ferkel) haben lange Beine und ein schönes Fell.
An heißen Tagen schwitzen Schweine im Gegen-satz zu Menschen nicht. Um sich nicht zu überhit-zen erhöhen die Schweine nämlich ihre Atemfre-quenz.
Professor Dr. Gerhard Schwarting beantwortete am Schluss alle Fragen der Kinder und brachte kleine Ferkel in den Hörsaal. Die Kinder-Studenten durften die etwas aufgeregten Tierchen streicheln.
Professor. Dr. Gerhard Schwarting
Haustiere hat der Spezialist für Schweine keine. Als seine beiden Söhne allerdings noch jünger waren, hatten die Schwartings Hühner. Auf die Kinder-hochschule hat er sich ganz besonders vorbereitet, um einmal mehr klar zu zeigen, was Schweine alles können.