Von Afrika Zuversicht lernen

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- Gute Regierungsführung am Beispiel Mosambik –
NÜRTINGEN. (üke) Die armen Länder Afrikas genießen in der Öffentlichkeit gerne den Ruf, Milliardengräber zu ein. Dass finanzielle Hilfen häufig versickern, ist oft das Ergebnis von schlechter Politik vor Ort. Doch es geht auch anders: Mosambik ist ein Beispiel, wie durch das Gegenteil, nämlich mit guter Staatsführung, nachhaltige Entwicklung stattfinden kann.

Siegried Lingel ist ein Brückenbauer, im besten Sinne. Als Gesellschafter der Münchener Merkurbank ist er täglich für den unternehmerischen Erfolg seiner Bank zuständig. Als Honorarkonsul und Präsident der Deutsch-Mosambikanischen Gesellschaft verpflichtet er sich auf der anderen Seite der Entwicklung eines der ärmsten Länder dieser Erde. Vor Studierenden des Studienganges „Internationales Management“ der Hochschule für Wirtschaft und Umwelt“ hielt er eine Gastvorlesung über nachhaltiges Regierungshandeln. Ein Wort, das als „Good Goverance“ zu einem Modebegriff geworden sei, mit zunehmend beliebigem Inhalt.
Zu Unrecht, meint Lingel. Als Brückenbauer zwischen Europa und Afrika sieht er in Mosambik deutliche Ansätze, wie gute oder nachhaltige Regierungsarbeit wieder ihrer eigentlichen Bedeutung entsprechen kann: Einer Politik, die der ganzen Gesellschaft nützt und für eine nachhaltige Entwicklung sorgt. Große Fortschritte auf diesem Weg gibt es in Mosambik. Ein Land in dem es aufwärts geht, trotz seiner immensen Probleme. Über ein Drittel der Bevölkerung ist krank und ein Arzt muss sich um eine Viertelmillion Menschen kümmern. Mehr als die Hälfte der Bevölkerung kann weder lesen noch schreiben. Noch immer kämpft das Land mit den Folgen der Überschwemmungskatastrophe vor fünf Jahren. Und doch keimt allerorten Hoffnung: Nach 16 Jahren Bürgerkrieg schweigen seit Anfang der Neunziger Jahre die Waffen. Eine liberale Verfassung und ein Mehrparteiensystem haben die Wende eingeleitet: Internationale Unterstützung sorgt für eine bessere Infrastruktur und ebnet den Weg für Investitionen aus dem Ausland. Seit 10 Jahren wächst die Wirtschaft jährlich um sieben Prozent, auch mit Hilfe eines neuen unternehmerischen Mittelstandes. Und dieses Wachstum könnte noch höher ausfallen, wenn genügend qualifizierte Arbeitskräfte vorhanden wären. Die Regierung hat sich deshalb der Bildung verpflichtet, nur so lässt sich das Heer der Arbeitslosen verringern.
Signale der Hoffnung, die vor allem durch AIDS bedroht sind: „Ich weiss nicht, ob die Forschritte mit der Geschwindigkeit Schritt halten, mit der sich die Seuche AIDS ausbreitet“. AIDS ist der ständige Begleiter, der die Erneuerung bedroht. Lingel sieht auch die Bildung als den entscheidenden Weg, letztlich die Seuche zu bekämpfen. Es gäbe keine nachhaltige Entwicklung und keine effektive Armutsbekämpfung ohne Bildung. Bildungsprojekte sind für ihn der Schlüssel zur guten Regierungsarbeit, zu „Good Governance“. Darauf will Lingel diesen Begriff reduziert wissen. Darauf konzentriert sich auch die Arbeit der Deutsch-Mosambikanischen Gesellschaft. Mosambik ist ein Beispiel dafür, dass „Good Governance“ möglich ist und Perspektiven schaffen kann, die eigenen Zukunft eines Landes zu gestalten.
Gerhard Schmücker, 24.01.2006